Schönborn: Fast Krieg in der Kirche

Man könne fast von einem „Krieg in der Kirche“ sprechen, wenn Bischöfe und Kardinäle gegen und für den Papst Position beziehen würden, sagte Kardinal Schönborn in seiner Predigt bei der Maria-Namen-Feier am Sonntagnachmittag.

„Und dahinter das erschütternde Drama über Missbrauch in der Kirche“, so Schönborn weiter. Er bewundere, so der Wiener Erzbischof, wie Papst Franziskus in dieser Situation „seinen inneren Frieden bewahrt“. Franziskus sei erst mit 76 Jahren Papst geworden und er habe bekundet, vom Moment seiner Wahl an einen tiefen inneren Frieden zu verspüren. Und das nicht aus eigenem Vermögen heraus, vielmehr sei dies ein Geschenk Gottes. Der Papst verkörpere damit auch die Gewissheit bzw. biblische Zusage, dass Gott stets mit den Menschen ist.

„Vertuschungen und Schönrederei“

Kardinal Schönborn räumte ein, dass sich die kirchliche Hierarchie in der Vergangenheit zu sehr um den Ruf der Kirche gesorgt habe und zu wenig darum, dem eigentlichen Auftrag der Kirche nachzukommen. Das habe zu „Vertuschungen und Schönrederei“ geführt. Wer aber den kirchlichen Auftrag ernst nehme und an die erste Stelle setze, der brauche sich letztlich auch keine Sorge um den Ruf der Kirche zu machen.

Kardinal Christoph Schönborn bei der Maria-Namen-Feier im Stephansdom 2018

Kathpress/Franz Josef Rupprecht

Kardinal Christoph Schönborn bei der Maria-Namen-Feier im Stephansdom

Es sei wohl auch wichtig, auf das viele Gute hinzuweisen, das in der Kirche geschieht. Noch viel wichtiger sei es freilich, Gutes zu tun. Seine Bewunderung gelte beispielsweise den vielen Menschen, die sich für andere in Not, etwa für Flüchtlinge, einsetzen würden, so Schönborn. Es brauche Menschen, „die sich berühren lassen von der Not anderer“. Der Kardinal schloss mit einem Zitat des Heiligen Franziskus: „Verkündigt allen Menschen das Evangelium. Wenn nötig auch mit Worten.“

Motto „Frieden retten“

Die Kirche sei dann lebendig, wenn sie ein Gespür hat für die Nöte der Zeit und damit der „Vorliebe Gottes für die Armen“ entspricht. Die diesjährige Feier im Wiener Stephansdom stand unter dem Motto „Frieden retten“. Schönborn sprach in seiner Predigt u. a. die großen Konflikte in der Welt sowie die Umweltzerstörung an. Nach diesem Sommer könne wohl niemand mehr die Realität des Klimawandels leugnen, so der Kardinal.

Neben Kardinal Schönborn konzelebrierten beim Gottesdienst u. a. Militärbischof Werner Freistetter, der Wiener Weihbischof Franz Scharl, der Linzer emeritierte Bischof Ludwig Schwarz und der Generalsekretär der Bischofskonferenz Peter Schipka. Für die musikalische Gestaltung sorgten Solisten, Chor und Bläser von „Ars Musica“ sowie ein Chor mit Schülerinnen und Schülern der AHS Mater Salvatoris. Die Schule ist Teil des Bildungszentrums Kenyongasse. Erhalter des Zentrums (mit insgesamt rund 1.800 Schülerinnen und Schülern) sind die Schwestern vom Göttlichen Erlöser. Deren Ordensgründerin Mutter Alfons Maria Eppinger wurde an diesem Sonntag in Straßburg selig gesprochen.

Im Anschluss an den Gottesdienst führte unter dem Geläut der Pummerin eine feierliche Prozession die Teilnehmer der Maria-Namen-Feier über Graben, Kohlmarkt und Michaelerplatz in den inneren Burghof. Der Prozession stand Militärbischof Freistetter vor, der im Burghof den Abschlusssegen erteilte.

Botschaft und Segen des Papstes

Wie auch bei der Maria-Namen-Feier am Samstag, der der Salzburger Erzbischof Franz Lackner vorgestanden war, begrüßte eingangs der geistliche Leiter der Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft, Pater Benno Mikocki, die zahlreichen Gläubigen im vollen Stephansdom. In einem Grußwort von Papst Franziskus an die Gläubigen, das verlesen wurde, bekundete der Papst seine innere Teilnahme am Gebet für den Frieden.

„Kämpfen wir auch mit den geistlichen Waffen des Gebets und der Sühne“, so Papst Franziskus in der von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gezeichneten Botschaft, die mit dem apostolischen Segen für die Mitfeiernden schloss. Das persönliche Glaubenszeugnis im ersten Teil der Maria-Namen-Feier hielt wieder der Publizist Heinz Nussbaumer. Abgeschlossen wurde der erste Teil der Feier mit dem gemeinsamen Rosenkranzgebet, bevor die Festmesse begann.

Seit 1958 wird die Maria-Namen-Feier in Wien abgehalten, organisiert von der Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft, die 1947 vom Franziskanerpater Petrus Pavlicek (1902-1982) gegründet wurde. Schauplatz war über viele Jahre die Wiener Stadthalle, seit 2011 ist es der Stephansdom. Rund 700.000 Mitglieder aus mehr als 130 Ländern gehören zur Gebetsgemeinschaft, die die Zeitschrift „Betendes Volk“ herausgibt.

religion.ORF.at/KAP

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