US-Kardinal: Thema Missbrauch muss Priorität haben

Für Kardinal Sean Patrick O’Malley liegt in der Reaktion der römisch-katholischen Kirche auf die Missbrauchskrise der Schlüssel für Erfolg oder Misserfolg kirchlicher Tätigkeiten.

Die Antwort auf die Missbrauchskrise sei maßgeblich für die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche, so O’Malley, Leiter der päpstlichen Kinderschutzkommission und Mitglied des engsten Beraterkreises um Papst Franziskus. Sollte sich die Kirche unfähig zeigen, auf die aktuelle Situation umfassend zu reagieren, hätte das Auswirkungen auf alle kirchlichen Tätigkeiten in den Bereichen Verkündigung, Wohlfahrt und Bildung, sagte er dem Nachrichtenportal Vatican News (Montag-Ausgabe).

Das Thema Missbrauch müsse „Priorität“ haben, betonte der Kardinal, der sich zum Abschluss einer dreitägigen Vollversammlung der Kinderschutzkommission äußerte.

Opfer anhören

Von entscheidender Bedeutung sei, dass die Leitungsspitzen der Kirche die Stimme der Opfer hörten, so O’Malley. Nur so könnten sie begreifen, wie wichtig eine schnelle und angemessene Reaktion auf jeden Fall von Missbrauch sei. Der Kardinal verwies auf eine jüngste Schulung von mehr als 200 Bischöfen in Rom in den vergangenen Tagen.

Dabei habe sich in einer Videobotschaft auch Marie Collins an sie gewandt, eine irische Kinderschutzaktivistin, die als Kind selbst missbraucht wurde. Sie war aus Frust aus der päpstlichen Kinderschutzkommission ausgetreten - mehr dazu in Missbrauchsopfer verlässt Vatikan-Kommission.

Turnusmäßigen Rechenschaftsberichte

O’Malley sagte, allein seit April hätten Mitglieder der Kinderschutzkommission auf rund 100 Konferenzen vor kirchlichen Leitungsverantwortlichen für Kinderschutz-Programme geworben. Ferner wolle man Bischofskonferenzen Instrumente bereitstellen, um deren Umsetzung von Missbrauchsrichtlinien zu evaluieren und zu kontrollieren. Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch sollten Thema der turnusmäßigen Rechenschaftsberichte der Diözesenleiter in Rom sein, forderte der Erzbischof von Boston.

Die Kommissionsmitglieder leisten „unermüdlich“ Aufklärungsarbeit auf der ganzen Welt, gerade auch in Regionen, wo es bisher keine Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch gab. Die Kommission versuche Ausbildungsprogramme zu realisieren, „damit unsere Bischöfe, Priester und Ordensleute sich des Ernstes des Problems bewusst werden und die Mittel an der Hand haben, darauf so zu antworten, dass sie dem Schutz Minderjähriger und der pastoralen Sorge um die Opfer absolute Priorität einräumen“, sagte O’Malley.

Vollversammlung von Kinderschutzkommission

Kardinal O’Malley äußerte sich zum Abschluss der jüngsten Vollversammlung der päpstlichen Kinderschutzkommission von Freitag bis Sonntag in Rom. Im Mittelpunkt der Tagung stand die aktuelle Krise der katholischen Kirche in Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch und Vertuschung. Die internationale Expertenkommission warb dafür, die Öffentlichkeit stärker für Prävention zu mobilisieren. Die Antwort der Kirche auf die Skandale müsse vom Hören auf die Opfer ausgehen.

Die päpstliche Kinderschutzkommission wurde im März 2014 gegründet. Als deutsches Mitglied gehört ihr der Jesuit Hans Zollner an, der als Theologe und Psychologe an der päpstlichen Universität zugleich ein Kinderschutzzentrum leitet.

religion.ORF.at/KAP

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