Katholische Jugendgruppen für mehr Mitbestimmung

„Für eine Kirche der Jugend“ treten im Vorfeld der Weltbischofssynode vom 3. bis 28. Oktober in Rom katholische Jugendorganisationen aus dem deutschsprachigen Raum ein.

„Mit einer Stimme“ haben sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die Katholische Jugend Österreich (KJÖ), Südtirols Katholische Jugend (SKJ) und Katholische Jungschar (KJS) sowie Vertreter der kirchlichen Jugendarbeit aus der Schweiz für „mehr Mitbestimmung, Transparenz und Mut zur Veränderung“ ausgesprochen. Der am Sonntag nach einem Vernetzungstreffen in München veröffentlichte Text zur anstehenden Jugendsynode soll - so das deklarierte Ziel - „die Synodenväter bei ihren Beratungen unterstützen“.

„Erkennt Lebensrealitäten an!“

„Erkennt Lebensrealitäten an!“ ist der erste von fünf Appellen, die aus der Sicht der Verfasser wegweisend in Richtung einer „Kirche der Jugend“ sind. In der kirchlichen Jugendarbeit sei es „selbstverständlich, dass junge Menschen so angenommen werden, wie sie sind - verschieden und vielfältig“, heißt es dazu in der Erklärung.

Eine „Grundhaltung des Zuhörens“ könne von allen Akteuren in der Kirche erwartet werden. „Vorurteilsfreie Begegnungen ermöglichen einen Dialog, in dem alle voneinander lernen.“ Ausdrücklich erwähnt wurde in diesem Zusammenhang die Anerkennung von sexueller Orientierung und Geschlechtervielfalt.

Machtstrukturen aufbrechen

Auch beim Appell „Teilt Leitungsverantwortung!“ beriefen sich die katholischen Jugendorganisationen auf Erfahrungen in der Jugendverbandsarbeit: Junge Gläubige würden hier ihr Christsein „selbstbestimmt und selbstorganisiert“ leben, und auch in der gesamten Kirche solle es „verbindliche Mitbestimmung“ und neu verteilte Entscheidungskompetenzen geben. „Bestehende Machtstrukturen des Klerikalismus müssen aufgebrochen werden“, wird in der Erklärung ein auch immer wieder von Papst Franziskus geäußerter Kritikpunkt aufgegriffen.

Lob zollten die Jugendorganisationen den Beteiligungsformaten zur Vorbereitung der Jugendsynode wie die weltweite Umfrage oder die Vorsynode mit unmittelbarer Beteiligung vieler - auch nichtgläubiger - Jugendlicher. Diese seien „auf weltkirchlicher Ebene ein erster Schritt“ gewesen; die Jugendsynode selbst solle ein Auftakt für mehr Beteiligung junger Menschen in Kirche sein. Konkret unterstützt wurde von den Verfassern der grenzüberschreitenden Erklärung etwa eine Forderung aus der Vorsynode, wonach im Vatikan eine repräsentativ besetzte Kurienkommission junger Menschen eingerichtet werden soll.

Für mehr Mitsprache von Laien

Wünsche haben die Jugendorganisationen auch, was die geschlechterparitätische Besetzung von Leitungsämtern betrifft. Anders als in der Jugendverbandsarbeit würden in der kirchlichen Hierarchie - von der Ortsebene bis in den Vatikan - Führungspositionen vor allem von geweihten Männern besetzt. Es sei zu begrüßen, dass solche Positionen zunehmend mit männlichen und weiblichen Laienchristen besetzt werden. Von der Jugendsynode erwarten die Jugendorganisationen einen Beitrag dazu, die Zugangsvoraussetzungen für Weiheämter zu überdenken. „Geht voran!“, so der Appell an die Synodenväter.

Fehler eingestehen, Konsequenzen ziehen

„Seid solidarisch!“ ist eine weitere Aufforderung. Dem Fokus in der kirchlichen Jugendarbeit auf Benachteiligte und Leidende entsprechend solle auch die Jugendsynode junge Menschen, die durch Gewalt, Verfolgung, Krieg, Terror und die Folgen des Klimawandels an der Gestaltung ihres Lebens gehindert werden, in den Mittelpunkt stellen. „Denn darin beweist sich der Glaube.“ Jede Christin und jeder Christ sei dazu aufgerufen, in diesem Sinne politisch aktiv zu sein und sich zu engagieren.

„Seid authentisch Kirche!“ lautet der letzte der fünf Appelle an die Synodenväter. Papst Franziskus sei zu danken, dass er sich gegen den Klerikalismus wendet, hieß es. „Um glaubwürdig Kirche sein zu können, müssen Fehler eingestanden und Konsequenzen für die Zukunft gezogen werden.“ Die Jugendorganisationen bekannten sich zu einer Kirche mit transparenten Strukturen, „die nicht in alten Mustern verharrt, sondern Wege in die Gegenwart findet“. Die Verfasser versichern, Bemühungen in diese Richtung zu unterstützen - „denn es ist auch unsere Kirche“.

„Mut, heikle Themen anzusprechen“

KJÖ-Vorsitzende Magdalena Bachleitner erklärte in einer Aussendung zur gemeinsamen Erklärung, der vorangegangene Austausch auf internationaler Ebene verdeutliche, „dass die Themen, die uns unter den Nägeln brennen, auch die anderen Länder beschäftigen“. Eine offene Gesprächskultur und den „Mut, heikle Themen anzusprechen“, wie das die Vertreter der beteiligten Jugendorganisationen am Wochenende praktiziert hätten, „wünschen wir auch den Bischöfen und Synodenvätern“.

In wenigen Wochen gibt es eine Premiere in der katholischen Kirche: Erstmals stehen Jugendliche im Mittelpunkt einer Weltbischofssynode im Vatikan. Nach den beiden vorherigen Bischofsversammlungen zu Ehe und Familie lautet das Thema vom 3. bis 28. Oktober 2018: „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung“. Auch der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, und Jugendbischof Stephan Turnovszky nehmen an den Beratungen in Rom teil und gehören somit zu den in der Erklärung angesprochenen Synodenvätern.

religion.ORF.at/KAP

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