Rom: Kirchen-Konferenz gegen Fremdenfeindlichkeit

Mit Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Populismus befasst sich seit Dienstag eine internationale Konferenz in Rom. Organisiert wird sie vom Vatikan und dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) mit Sitz in Genf.

Das dreitägige, hochkarätig besetzte Treffen will die genannten Themen vor allem vor dem Hintergrund der weltweiten Migration beleuchten. Neben Analysen und theologischen Einschätzungen sollen auch gelungene Beispiele von Integration präsentiert werden. Die Spitzenvertreter von Vatikan, Weltkirchenrat und des UN-Flüchtlingshochkommissariats kritisierten am ersten Tag den politischen Umgang mit der Migrationsfrage.

Ängste würden immer wieder „politisch missbraucht“, um die Menschen zu spalten, zu polarisieren und weitere Angst zu schüren, sagte der Generalsekretär des Weltkirchenrates (ÖRK), Olav Fykse Tveit, am Dienstag in Rom. Er erinnerte daran, dass viele Migranten auf der Mittelmeerroute ihr Leben verlieren, und warnte davor, „selbst unmenschlich zu werden“. Tveit rief die Kirchen auf, für die Rechte anderer aufzustehen und „Botschafter der Liebe Christi“ zu sein, um „Versöhnung in eine Welt voller Angst“ zu bringen.

Religionen gegen Populismus

Auch Kurienkardinal Peter Turkson, Präfekt der Vatikanbehörde für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, beklagte, dass beim Thema Migration die Angst dominiere. Er rief die verschiedenen Religionen auf, Aspekte von Fremdenhass, Rassismus und Populismus zu analysieren und gemeinsam dagegen vorzugehen.

Felipe Camargo, Vertreter des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR, sagte, Hassreden und Fremdenfeindlichkeit gegenüber Migrantinnen und Migranten und Geflüchteten nähmen auf allen Ebenen der Gesellschaft zu, auch über Europa hinaus. Er kritisierte die hohe Intoleranz etwa in den USA, in Deutschland, Costa Rica, Brasilien, Italien und Kolumbien.

65 Millionen Menschen seien weltweit gezwungen, ihre Heimat aufgrund von Gewalt, Rassismus oder Konflikten zu verlassen. Ein großes Problem sei auch Fremdenfeindlichkeit im Internet. Mit Worten Nelson Mandelas erinnerte Camargo daran, dass Hass kein angeborenes, sondern ein erlerntes Gefühl sei. Er rief dazu auf, Respekt, Liebe und Toleranz gegenüber anderen zu lehren.

Treffen mit Papst am Donnerstag

Erwartet werden bei der Tagung auch Vertreter und Vertreterinnen anderer Religionen. Sprechen wird auch der frühere Vizepräsident des Internationalen Gerichtshofes, Raymond Ranjeva. Für Donnerstag ist eine Begegnung mit Papst Franziskus vorgesehen.

Dem in Genf ansässigen Weltkirchenrat gehören weltweit 350 evangelische, anglikanische und orthodoxe Kirchen an. Der Weltkirchenrat vertritt damit eigenen Angaben zufolge mehr als eine halbe Milliarde Christen auf der ganzen Welt. Anders als etwa im lokalen „Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich“ (ÖRKÖ), wo die katholische Kirche seit 1994 als Vollmitglied vertreten ist, ist der Heilige Stuhl kein Mitglied des Weltkirchenrats, hält aber enge Kontakte zu ihm.

religion.ORF.at/KAP

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