Papst reist ins Baltikum

Papst Franziskus hat sich vor seinem am Samstag beginnenden Besuch in den baltischen Staaten in einer Videobotschaft an die Bevölkerung gewandt. Er komme mit einer Botschaft des Friedens, sagte er in der am Freitag vom Vatikan verbreiteten Aufzeichnung.

Mit seinem Besuch wolle er „alle ehren, deren Opfer in der Vergangenheit die Freiheiten von heute ermöglichten“, so der Papst. Anlass der viertägigen Reise nach Litauen, Lettland und Estland ist die Unabhängigkeitserklärung der drei Staaten vor hundert Jahren.

Schatz, der bewahrt werden muss

Freiheit sei ein Schatz, der bewahrt und an kommende Generationen weitergereicht werden müsse, sagte der Papst. Auch in Zeiten der Dunkelheit, Gewalt und Verfolgung habe die „Flamme der Freiheit“ die Hoffnung auf die Achtung jedes Menschen und auf eine gerechte Gesellschaft beflügelt. Papst Franziskus sagte, er wolle im Baltikum all jene ermutigen, die sich „aus den tiefsten ererbten geistlichen und kulturellen Werten“ für Notleidende und für eine geeinte und harmonische Gesellschaft einsetzten.

Papst Franziskus

APA/AFP/Alberto Pizzoli

Papst Franziskus reist als erster Papst seit 1993 ins Baltikum.

Franziskus besucht am Samstag und Sonntag das katholisch geprägte Litauen. Von dort aus reist er am Montag zu einer Visite ins benachbarte Lettland, bevor er nach einem weiteren eintägigen Programm in Estland am Dienstag nach Rom zurückkehrt.

Es ist die 25. Auslandsreise von Papst Franziskus. Vorgesehen sind drei Messen, große ökumenische Begegnungen und Treffen mit Jugendlichen, Mitarbeitern karitativer Einrichtungen sowie den Staatsspitzen der drei Länder. Der letzte Besuch eines Papstes nach Estland, Lettland und Litauen unternahm Johannes Paul II. (1978-2005) kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1993.

Schlüsselrolle der Kirche

Unter sowjetischer Herrschaft litt auch die Religionsfreiheit: Kirchen wurden geschlossen und Priester mussten ins Gefängnis. Besonders in Litauen spielte die katholische Kirche eine Schlüsselrolle beim gewaltlosen antisowjetischen Widerstand bis zur wiedererlangten Unabhängigkeit 1991.

Die drei EU- und Nato-Länder unterscheiden sich stark in ihrer kirchlichen Struktur: Während in Litauen rund 80 Prozent Katholiken sind, gehören in Lettland die meisten der lutherisch-evangelischen Kirche an. In Estland gibt es nach Vatikanangaben nur 5000 Katholiken - das sind 0,5 Prozent der Bevölkerung. Wie in Lettland gibt es aber unter der starken russischen Minderheit auch viele Orthodoxe.

Opfergedenken und Ökumene

Eine der wichtigsten Stationen werde das Gedenken an Opfer des Holocausts und totalitärer Systeme in der litauischen Hauptstadt Vilnius sein, sagte Papst-Sprecher Greg Burke am Freitag. Franziskus werde im ehemaligen jüdischen Ghetto in stillem Gedenken verharren - am 75. Jahrestag der Liquidierung des Ghettos durch die deutschen Besatzer. Zudem werde der Papst im ehemaligen Gebäude des sowjetischen Geheimdienstes KGB zwei Gefängniszellen und den Exekutionsraum besichtigen.

In Lettland stehe dagegen die Ökumene im Vordergrund, so Burke. So werde es im Dom von Riga eine Begegnung mit Vertretern von Katholiken und Lutheranern und eine große Freiluftmesse beim Marienheiligtum in Aglona geben, dem geistlichen Zentrum des Katholizismus in Lettland. Den letzten Tag wird der Papst in der estnischen Hauptstadt Tallinn verbringen, wo unter anderem ein Treffen mit Jugendlichen und Bedürftigen angesetzt ist.

religion.ORF.at/KAP/dpa

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