Papst versteht Empörung über Missbrauchsskandale

Papst Franziskus hat erneut Verständnis für die Empörung vor allem junger Katholiken und Katholikinnen über die weltweiten Missbrauchsvorwürfe gegen Geistliche geäußert.

„Sie wissen, dass das überall passiert, aber in der Kirche ist es skandalöser, weil diese die Kinder zu Gott führen und nicht zerstören soll“, sagte Franziskus am Dienstagabend an Bord seines Flugzeugs auf dem Weg von seinem Besuch in Estland zurück nach Rom.

Papst Franziskus auf dem Heimflug von Estland

APA/AFP/POOL/Max Rossi

Papst Franziskus auf dem Heimflug von Estland nach Rom

„Missbrauch von Kindern durch Priester grässlich“

Der Missbrauch von Kindern durch Priester sei „grässlich“, sagte das Kirchenoberhaupt. Allerdings wollte sich Franziskus nicht zu der wenige Stunden zuvor vorgestellten Studie der deutschen Bischofskonferenz über die jahrzehntelangen Übergriffe äußern. Zwischen 1946 und 2014 sollen in Deutschland mehr als 3.600 Minderjährige von Kirchenvertretern sexuell misshandelt worden sein - mehr dazu in Studie: Gefahr des kirchlichen Missbrauchs noch aktuell.

„Es gibt aber ein Prinzip, das mir hilft, die Geschichte zu verstehen“, so der Papst: Ein historisches Faktum sei aus dem Kontext seiner Zeit zu deuten und nicht allein durch eine Hermeneutik von heute. Das gelte etwa für die Beurteilung von Verbrechen gegen indigene Bevölkerungen, die oft voller Ungerechtigkeit und äußerst grausam gewesen seien. Ähnlich verhalte es sich bei der Todesstrafe, die noch Ende des 19. Jahrhunderts auch im Kirchenstaat angewandt worden sei.

Kirche heute aufmerksamer

Das moralische Bewusstsein wachse über die Jahre hinweg, sagte Franziskus. Auch die Kirche habe lernen müssen. So zeige etwa der Bericht über den Umgang mit sexuellem Missbrauch in Diözesen des US-Bundesstaates Pennsylvania, dass vor allem in den ersten 70 Jahren des untersuchten Zeitraums Priester tätlich geworden seien. In jüngster Zeit seien die Zahlen deutlich zurückgegangen, weil die Kirche aufmerksamer geworden sei, sagte der Papst. So habe er in jüngster Zeit von der Glaubenskongregation zahlreiche Urteile gegen Geistliche erhalten, und er habe die Behörde aufgefordert weiterzuarbeiten. Das sei nicht verhandelbar.

religion.ORF.at/KAP/AFP

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