D: Kirche führt Gedenktag für Missbrauchsopfer ein

Die katholische Kirche in Deutschland führt einen Gedenktag für die Opfer des sexuellen Missbrauchs ein. Sie greift damit eine Anregung von Papst Franziskus auf.

„Wir empfehlen den 18. November“, sagte am Montag eine Sprecherin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Bonn. Die Kirchengemeinden könnten aber zum Beispiel auch den 16. oder 17 nehmen, falls das besser passe für sie, man sei da flexibel. Nur solle der Tag um den 18. November herum liegen. Der 18. November ist vom Europarat zum Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch bestimmt worden.

Studie offenbarte Ausmaß von Missbrauch

Eine Studie der DBK hatte im vergangenen Monat ergeben, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 1.670 katholische Kleriker 3.677 Minderjährige missbraucht haben sollen. Für das Forschungsprojekt lagen 38.156 Personal- und Handakten von Geistlichen aus den Jahren 1946 bis 2014 vor. In Kirchenakten wurden Hinweise darauf gefunden, dass 4,4 Prozent aller Kleriker Kinder oder Jugendliche missbraucht haben könnten. Vielfach wurde der Missbrauch vertuscht.

Hilfe für Betroffene

Verbrechensopfer erhalten bei der Opferunterstützungsorganisation Weißer Ring anonym und kostenlos Beratung und Unterstützung unter der Nummer: 0800 112 112 (Österreich) oder 116 006 (Deutschland).

Die von den Studienmachern angegebene Zahl von 1.670 Klerikern ist allerdings eine „untere Schätzgröße“, die Expertinnen und Experten gehen von einer höheren Dunkelziffer aus.

Übergriffe im Beichtstuhl

Wie die Studie offenbarte fanden sexuelle Übergriffe an Minderjährigen durch Geistliche meist bei privaten Treffen in der Privat- oder Dienstwohnung des Beschuldigten statt. Weitere Taten ereigneten sich in kirchlichen oder schulischen Räumlichkeiten oder in Zelt- oder Ferienlagern, ging aus den im Zuge der Studie durchgeführten Befragungen von Tätern und Opfern hervor.

Im einzelnen gaben 60 Prozent der beschuldigten Geistlichen an, dass die Übergriffe bei ihnen zu Hause stattgefunden hätten. Etwa 32 Prozent erklärten, sie hätten die Taten in Kirchenräumen wie der Sakristei oder dem Beichtstuhl begangen, rund acht Prozent gaben Internate und rund vier Prozent Heime an.

religion.ORF.at/dpa/KAP

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