Umgang mit Missbrauch: Kritik an US-Kardinal

Die US-Erzdiözese Galveston-Houston hat Medienberichte über einen mangelhaften Umgang des Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, mit zwei Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch durch Geistliche in seiner Diözese kritisiert.

Entsprechende Berichte des TV-Senders CBS seien „fehlerhaft“, teilte die texanische Erzdiözese am Mittwoch (Ortszeit) auf ihrem Internetportal mit. Unter anderem seien die Fälle auch von einer mit Nicht-Geistlichen besetzten Missbrauchskommission („Lay Review Board“) geprüft worden, die empfohlen habe, die Priester im Dienst zu belassen.

Kardinal Daniel DiNardo

APA/AP/Patrick Semansky

Kardinal Daniel DiNardo

CBS hatte zuvor am Dienstagabend berichtet, Kardinal DiNardo habe keine Maßnahmen gegen zwei Priester seiner Diözese ergriffen, denen glaubwürdig sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen werde. In einem Fall hatte das mutmaßliche Opfer demnach bereits 2002 Vorwürfe gegenüber der Erzdiözese erhoben.

Beschuldigter blieb im Dienst

Diese habe versprochen, den Beschuldigten in Therapie zu schicken. Tatsächlich sei der Pfarrer im aktiven Dienst verblieben. DiNardo leitet die Erzdiözese Galveston-Houston seit 2006 als Erzbischof. Der CBS-Bericht stützt sich auf die Einsicht von Gerichtsunterlagen.

Dabei sei ein weiterer Fall mutmaßlichen Kindesmissbrauchs entdeckt worden: Ein damals Zwölfjähriger hatte demnach per eidesstattlicher Erklärung einen weiteren Priester beschuldigt, ihn in den 1970er Jahren sexuell missbraucht zu haben. Die Anwälte der Erzdiözese argumentieren, die körperliche Beschreibung passe keinesfalls auf den Beschuldigten. Zudem sei der Fall bereits außergerichtlich geklärt worden und die Verjährungsfrist überschritten.

Eigenen Angaben zufolge hat CBS News mit mehr als 20 Personen gesprochen, die von Beschuldigungen gegenüber Priestern in Galveston-Houston wüssten. Keiner von ihnen sei aber von kirchlichen Behörden zu den Fällen kontaktiert worden.

Erzdiözese bestätigte

Die Erzdiözese bestätigte in ihrer aktuellen Erklärung die Existenz der Anschuldigungen. Eine davon sei 20 Jahre, die andere mehr als 30 Jahre nach dem mutmaßlichen Missbrauch erhoben worden. Beide beschuldigten Priester hätten im Zuge der Prüfung der Verdachtsfälle einen sexuellen Missbrauch geleugnet. Jede Anschuldigung sei auch von einem von der Diözese eingerichteten Laienprüfungsausschuss untersucht worden, der empfohlen habe, beide Priester im Amt zu belassen.

Im Oktober hatte das Justizministerium in Washington die katholischen US-Diözesen aufgefordert, alle kirchlichen Dokumente zu Missbrauchsvorwürfen zur Verfügung zu stellen, um eine landesweite Untersuchung einzuleiten.

Vollständige Liste angekündigt

Kardinal DiNardo kündigte an, im Jänner zusammen mit den anderen texanischen Bischöfen eine vollständige Liste über alle glaubwürdig verdächtigten Priester in dem US-Bundesstaat zu veröffentlichen. Zu CBS sagte er, die US-Kirche der 1970er und 1980er Jahre unterscheide sich radikal von der heutigen. Di Nardo fügte hinzu, dass alle Missbrauchsvorwürfe „eindeutig und transparent“ untersucht werden müssten. Die Kirche habe in jüngster Zeit bereits bedeutende Schritte unternommen, um dieses „Übel“ anzugehen, gleichzeitig aber noch „wichtige Arbeit“ vor sich.

religion.ORF.at/KAP

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