Chanukka und „Faszination Judentum“

Informationen zu Chanukka, dem jüdischen Lichterfest, das am Sonntag beginnt und anderen Festen, sowie weiteres Wissenswertes über das Judentum thematisiert ein neues Buch mit dem Titel „Faszination Judentum“.

Nach dem Motto „Was Sie schon immer über das Judentum wissen wollten“ hat Theodor Much, der Präsident der liberalen jüdischen Gemeinde Or Chadasch, ein umfangreiches Werk verfasst. Es ist ein Nachschlagewerk, in dem der Autor Basiswissen und Begriffe wie etwa Rabbiner und Synagoge, die jüdischen Feste und Feiertage, aber auch die heiligen Schriften erklärt und auf aktuelle Fragen des Antijudaismus und auf den Nahostkonflikt eingeht.

Jüdisches Lichterfest

Chanukka habe in der jüdischen Tradition eigentlich als untergeordnetes Fest gegolten, werde aber im modernen Judentum sehr ernst genommen, so das Buch. Die Symbolik des Festes sei von großer Bedeutung, da es die Juden daran erinnere, „dass durch Gottesglaube, Aufopferungsbereitschaft und Einigkeit ein kleines Volk in dieser Welt seine religiöse Freiheit verteidigen kann (...)“.

Eine Chanukkia mit vier Kerzen

APA/AFP/Ronen Zvulun

Der achtarmige Chanukka-Leuchter Chanukkia

Buchhinweis

Theodor Much: „Faszination Judentum. Grundlagen-Vielfalt-Antijudaismus“, LIT-Verlag, 352 S., 34.90 Euro.

„Chanukka“ ist Hebräisch und bedeutet „Einweihung“. Gefeiert wird zur Erinnerung an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im zweiten Jahrhundert v. Chr. Es gilt als fröhliches und familiäres Fest, das am 25. Tag des jüdischen Monats Kislew (heuer am Abend des 2. Dezember) beginnt und acht Tage dauert. Dabei wird jeden Tag eine Kerze mehr auf einem achtarmigen Kerzenleuchter (Chanukkia) angezündet. Manche Chanukkias haben noch ein neuntes „Dienerlicht“ (Schammasch), mit dem die anderen Kerzen angezündet werden.

„Die goldene Regel“

Ein eigener Abschnitt ist der Nächstenliebe gewidmet. „Was dir verhasst ist, tue auch deinem Nächsten nicht an.“ Dieser so bedeutende Grundsatz, die „goldene Regel“, wird auf den berühmten jüdischen Gelehrten, Rabbi Hillel, zurückgeführt.

Hillel soll diese Worte einem Nichtjuden gegenüber ausgesprochen haben, der in aller Kürze (nämlich, solange er auf einem Bein stehe) erfahren wollte, worin die Quintessenz des Judentums liege. Sollte das gelingen, wolle er konvertieren. Hillel fügte dann noch hinzu: „Das ist die ganze Thora, und alles andere ist nur Erläuterung; geh und lerne sie.“ Durch die Thora-Auslegung Jesu von Nazareth wurde Nächstenliebe auch ein Zentralbegriff des Christentums.

Relief des Rabbi Hillel auf dem Leuchterförmigen Monument vor dem israelischen Parlament (Knesset-Menora)

Public Domain/Wikipedia/Deror avi

Wie Rabbi Hillel dem Nichtjuden, der auf einem Bein steht, das Judentum erklärt, ist auf der Knesset-Menora, dem leuchterförmigen Bronzemonument vor dem israelischen Parlament, abgebildet.

Neues Licht auf das Judentum

Much geht auch auf die Person Jesus von Nazareth ein. Er nennt ihn „Rabbi Jesus“. Ihm widmet er ein eigenes Kapitel, aber unter anderem auch dem jüdischen Tier- und Naturschutz und der Stellung der Frau. Hier seien „Befreiungen“ von gewissen religiösen Pflichten zu Verboten geworden, schreibt Much und ortet Reformbedarf in einigen jüdischen Strömungen.

Or Chadasch bedeutet „Neues Licht“, und das will der Autor mit seinem neuen Werk gewissermaßen auf das Judentum werfen. Es soll nicht nur Basiswissen vermitteln, sondern auch Vorurteile abbauen, erklärte der Autor bei der Buchpräsentation.

Die liberale jüdische Gemeinde Or Chadasch versucht, die jüdischen Traditionen und Quellen mit den Augen des 21. Jahrhunderts zu interpretieren. Das beudeutet, dass alle Menschen, unabhängig der Herkunft und Kultur oder der sexuellen Orientierung willkommen sind. Außerdem sind Frauen und Männer gleichberechtigt, sie beten gemeinsam und Frauen werden zu Rabbinerinnen ordiniert.

Vorurteile des Antisemitismus

Ein Mangel an Nächstenliebe, ein rachsüchtiger Gott oder der Begriff des Auserwähltseins als Gefühl der Überlegenheit seien die klassischen Vorurteile, die dem christlichen Antisemitismus zugrundelägen, so das Buch. Hinzu käme die von christlicher Seite geäußerte „Kollektivschuld“ am Tod Jesu. An seiner Person habe sich vieles des bis heute andauernden Antijudaismus entzündet. Much geht sowohl auf den christlichen als auch auf den islamischen Antisemitismus ein.

Sendungshinweis

Beitrag in „Lebenskunst - Begegnungen am Sonntagmorgen“ vom 2.12.2018 zum Nachhören.

Verbindendes und Trennendes

In einem Kapitel über Trennendes und Gemeinsames in Juden- und Christentum behandelt bezieht sich der Autor auch auf berühmte jüdische Autoren, vor allem, wenn es um Jesus geht: Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber etwa bezeichnete Jesus als seinen großen Bruder, und der deutsch-israelische Journalist und Religionswissenschaftler Shalom Ben-Chorin meinte: „Der Glaube Jesu eint uns, der Glaube an ihn trennt uns.“

Much rundet sein Buch mit Wissenswertem über den Nahostkonflikt ab. Kritik am Staat Israel hält der Autor für notwendig und berechtigt, doch dürfe sie nicht als Deckmantel für Antisemitismus dienen.

Judith Fürst, Nina Goldmann, religion.ORF.at

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