Islamkonferenz: Muslime fordern Imam-Ausbildung

Vor Beginn der heurigen Islamkonferenz in Deutschland hat der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, konkrete Schritte für eine Ausbildung von Imamen in Deutschland gefordert.

Es sei bequem, etwas einzufordern und sich dann „in die Büsche zu verabschieden“, sagte Mazyek am Mittwoch im Südwestrundfunk an die Adresse der Politik. Es müsse wenigstens ein Imam-Seminar entwickelt werden. Mazyek zeigte sich zugleich überzeugt, dass der Großteil der Muslime längst in Deutschland integriert sei. Bei Gleichbehandlung, Gleichberechtigung und Anerkennung gebe es aber noch „Luft nach oben“.

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland

APA/AFP/Soeren Stache

Aiman Mazyek fordert eine Imam-Ausbildung in Deutschland

240 Teilnehmer bei Konferenz

Das Treffen mit 240 Teilnehmern, das am Mittwoch beginnt und am Donnerstag endet, ist der Auftakt der vierten Phase der 2006 gestarteten Islamkonferenz und soll zugleich ein Neustart im Dialog mit den Muslimen in Deutschland sein. Bei der Konferenz diskutieren Vertreter deutscher Stellen sowie muslimischer Verbände und Organisationen, aber auch unabhängige und säkulare Muslime.

Zur Eröffnung sagte der deutsche Innenminister Hosrt Seehofer (CSU) am Mittwoch in Berlin, Muslime hätten „selbstverständlich die gleichen Rechte und Pflichten wie alle Bürger dieses Landes“. Er bekräftigte seine Auffassung, dass Muslime zu Deutschland gehören. Seehofer wiederholte seine Aussage von vor einigen Monaten nicht explizit, wonach der Islam nicht zu Deutschland gehöre. Damit hatte der Minister unmittelbar nach seinem Amtsantritt für nachhaltige Irritationen nicht nur bei Muslimen gesorgt.

Seehofer forderte aber die islamischen Gemeinden in Deutschland auf, sich schrittweise von ausländischen Geldgebern zu lösen. Die Moscheegemeinden sollten nicht nur Organisation und Finanzierung „weitgehend selbst“ stemmen, sondern auch die Ausbildung von Predigern, sagte der CSU-Politiker bei der Eröffnung.

Politiker: Deutsche Politik „zu nachgiebig“

Der deutsche Grünen-Politiker Cem Özdemir hatte vor Beginn der Islamkonferenz die bisherige Politik der deutschen Parteien gegenüber den islamischen Dachverbänden als „zu nachgiebig“ kritisiert. Alle Parteien im Bund und in den Landern hätten die Reformbereitschaft der Islamverbände „völlig überschätzt“, sagte der frühere Grünen-Chef der „Welt“ (Mittwochausgabe). Das gelte insbesondere für den Moscheenverband Ditib.

Die Integrationsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), reagierte zurückhaltend auf die Kritik Özdemirs. Der Grünen-Politiker habe in Teilen Recht, es gebe bei der Verbänden allerdings auch Reformprozesse, sagte Widmann-Mauz im Norddeutschen Rundfunk. Es sei wichtig, „dass wir den Gesprächsfaden auch zu Ditib nicht abbrechen“. Widmann-Mauz forderte einen Dachverband, der unterschiedliche Strömungen auffange und für den Staat ein „Ansprechpartner auf Augenhöhe“ sei.

religion.ORF.at/AFP/dpa

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