Lange Diskussionen über Dauer des Advents

Vier Kerzen, vier Adventsonntage: Für viele Menschen ist das in Stein gemeißelt. Dabei hat sich diese Regelung erst im Lauf der Kirchengeschichte verfestigt.

Das Datum der Geburt Jesu ist nicht überliefert - anders als sein Todesdatum, das die Evangelien eindeutig mit dem jüdischen Passachfest in Verbindung bringen und damit auf das Frühjahr datieren. So kam es, dass das Geburtsfest Jesu in der frühen Kirche zu unterschiedlichen Zeitpunkten gefeiert wurde. Die Kirchen in Rom und in Afrika legten sich wohl schon früh auf den 25. Dezember fest. Ob dabei der römische Sonnenkult eine Rolle spielte, dessen Hauptfest am 25. Dezember begangen wurde, ist umstritten.

„Adventus“- Ankunft

Advent kommt vom lateinischen „adventus“ und bedeutet „Ankunft“. Für Christen ist der Advent die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu auf Erden, die zu Weihnachten gefeiert wird. In den Gottesdiensten werden häufig Texte aus dem Alten Testament verwendet, die die Ankunft eines Erlösers prophezeien.

Ein Adventkranz mit weißen Kerzen

APA/Barbara Gindl

Seit dem 6. Jahrhundert dauert der Advent vier Wochen

Die Adventzeit beginnt immer am vierten Sonntag vor dem ersten Weihnachtstag (25. Dezember). Der Beginn der Festzeit liegt somit immer zwischen 27. November und 3. Dezember. Im längsten Fall kann sie also 28 Tage und im kürzesten Fall 22 Tage dauern. Anfangs dauerte die Bußzeit vor Weihnachten sogar 40 Tage - genau wie die Fastenzeit vor Ostern. Dort, wo die Liturgie im Ambrosianischen Ritus gefeiert wird, wie etwa in Mailand, dauert die Adventzeit noch heute sechs Wochen.

Vier Sonntage seit dem 6. Jahrhundert

Fest steht, dass die Kirchen eine Bußzeit vor die Festtage der Weihnachtszeit setzten. Früher begann der Advent um den 11. November, dem Martinstag. Papst Gregor der Große (590-604) beschränkte die Adventzeit dann auf die vier Sonntage vor Weihnachten.

Christen, die die Sache sehr genau nahmen, stritten aber über die Frage, was passiert, wenn der vierte Advent und der Heilige Abend auf einen Tag fallen. Das führte im 11. Jahrhundert zum sogenannten Straßburger Adventstreit: Der damalige Kaiser Konrad II. setzte auf einer Synode im Kloster Limburg am 3. Dezember 1038 durch, dass sich der Advent nicht verlängert, wenn der vierte Advent und der Heilige Abend auf einen Tag zusammenfallen.

Wenn der 4. Advent der 24. Dezember ist

In Jahren, in denen der erste Weihnachtstag auf einen Montag fällt, wird der Heilige Abend als vierter Adventsonntag gezählt; mit der Vesper beginnt dann das Weihnachtsfest.

Der Kaiser hatte sich zuvor bei einem Besuch in Straßburg über seinen Onkel geärgert: Bischof Wilhelm von Straßburg feierte im Jahr 1038 den 1. Advent bereits am 26. November, eben weil der Heilige Abend auf einen Sonntag fiel. Konrad legte die päpstliche Festlegung auf vier Adventsonntage knapper aus. Er wollte nicht schon am 26. November in Straßburg den 1. Advent feiern, sondern erst am 3. Dezember in Limburg bei Bad Dürkheim. Dorthin lud er auf die Schnelle alle erreichbaren Bischöfe zu einer Synode ein, die ganz in seinem Sinne entschied.

Adventkranz als zentrales Symbol

Der Kranz aus Nadelbaumästen ist das zentrale Symbol der vorweihnachtlichen Zeit und geht auf den norddeutschen evangelischen Theologen Johann Wichern (1808-1881) zurück. Wichern, der auch als Begründer der evangelischen „Inneren Mission“ und damit der Vorläuferin der heutigen evangelischen Diakonie gilt, stellte den ersten Adventkranz 1839 in Hamburg auf.

Grundidee Wicherns war es, den Kindern die Wartezeit auf Weihnachten zu verkürzen. 1839 stellte er deshalb einen hölzernen, wagengroßen Leuchter mit Kerzen für jeden Tag des Advents auf und schuf damit den ersten Adventkranz. Von Norddeutschland ausgehend setzte sich der Adventkranz nach und nach in der evangelischen Kirche durch und fand allmählich auch seinen Weg in die Wohnzimmer - allerdings wesentlich kleiner und nur noch mit vier Kerzen für die Sonntage bestückt.

In einer katholischen Kirche hing ein Adventkranz zum ersten Mal im Jahr 1925, und zwar in Köln. In Österreich verbreitete sich der Brauch endgültig erst nach 1945. Ähnlich wie im benachbarten Bayern ist in Österreich der Kranz traditionell in den liturgischen Farben - mit drei lila Kerzen und einer rosafarbenen - geschmückt. Die rosa Kerze wird am dritten Adventsonntag entzündet, der auch „Gaudete“ („Freuet euch“) genannt wird.

religion.ORF.at/KAP

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