Missbrauchsskandal in Kirche von Illinois größer

Im US-Bundesstaat Illinois sollen sich fast 700 katholische Geistliche an Kindern vergangen haben, der Missbrauchsskandal ist damit größer als zunächst angenommen. Diese Zahl gab Staatsanwältin Lisa Madigan gestern bekannt.

Die römisch-katholische Kirche hatte die Zahl der Priester und anderen Geistlichen in dem Bundesstaat, gegen die glaubhafte Missbrauchsvorwürfe vorliegen, mit 185 angegeben. Madigan sagte nun aber, in seit August laufenden Ermittlungen seien Vorwürfe gegen mehr als 500 weitere Geistliche aufgedeckt worden.

Nicht „gründlich“ untersucht

Damit stieg die Zahl auf 690. Die katholische Kirche habe die Vorwürfe nicht „gründlich“ untersucht, sagte die Staatsanwältin. Sie habe damit gegen ihre „moralische Verpflichtung“ verstoßen, die gesamte Wahrheit über „sexuell unangebrachtes Verhalten“ ihrer Priester in dem Bundesstaat ans Licht zu bringen.

Der Kardinal der in Illinois gelegenen Metropole Chicago, Blase Cupich

APA/AFP/Vincenzo Pinto

Der Erzbischof von Chicago, Illinios, Blase Cupich, drückte sein Bedauern aus

Die katholische Kirche in den USA ist in den vergangenen Jahren von einer Reihe von Missbrauchsfällen erschüttert worden. Immer wieder wurden die Vergehen der Priester vertuscht. Die Ermittlungen in Illinois folgen auf den großangelegten Missbrauchsskandal, den die Staatsanwaltschaft des US-Staats Pennsylvania in der dortigen katholischen Kirche im August offengelegt hatte. Die meisten Fälle sind strafrechtlich verjährt.

Kirche „kann sich nicht selbst beaufsichtigen“

Ihr vorläufiger Untersuchungsbericht zeige, dass die katholische Kirche in Illinois sich nicht selbst beaufsichtigen könne, sagte Madigan. Die Diözesen hätten für gewöhnlich gesagt, zum Zeitpunkt der Anschuldigungen seien die Priester entweder schon tot gewesen oder hätten ihr Amt nicht mehr ausgeübt. Deshalb sei es zu keinen Ermittlungen gekommen.

Der Kardinal der in Illinois gelegenen Metropole Chicago, Blase Cupich, drückte in einer Mitteilung sein tiefes Bedauern darüber aus, dass die Kirche damit gescheitert sei, die „Geißel des sexuellen Missbrauchs“ seitens Geistlicher anzugehen. Seine Erklärung druckte die Zeitung „Chicago Tribune“.

Kirche: Beschuldigungen überprüfen

Die Erzdiözese Chicago erklärte zu dem Bericht weiters, der Vorwurf des mangelnden Aufklärungswillens treffe nicht zu. Es sei nicht angemessen, eine Liste von Verdächtigungen zu veröffentlichen, ohne die Beschuldigungen genau überprüft zu haben. Ein Sprecher der Diözese Joliet erklärte laut katholischer US-Nachrichtenagentur CNA, die Diözese habe keine Hinweise der Generalstaatsanwaltschaft auf fehlerhafte Aufklärung erhalten. So gebe es auch keine konkreten Hinweise der Behörden, dass die von der Diözese veröffentlichte Liste potenzieller Missbrauchstäter fehlerhaft sei.

Die katholische Kirche in den USA ist in den vergangenen Jahren von einer Reihe von Missbrauchsfällen erschüttert worden. Im August hatten Ermittler im US-Bundesstaat Pennsylvania erschütternde Details über das Ausmaß von sexuellem Missbrauch und dessen Vertuschung in der katholischen Kirche ans Licht gebracht. Mehr als 300 katholische Priester sollen dort sexuelle Übergriffe auf Minderjährige begangen haben. Mindestens tausend Kinder seien missbraucht worden. Die Taten erstreckten sich über einen Zeitraum von 70 Jahren und auf das Gebiet von sechs der acht Diözesen in Pennsylvania.

religion.ORF.at/AFP/dpa/KAP

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