D: Ruf nach zentralem Gerichtshof für Missbrauch

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Franz-Josef Bode, spricht sich für einen gemeinsamen zentralen Gerichtshof für Straffälle aller deutschen Diözesen aus.

So könnten Missbrauchsfälle unabhängig und mit größerer Kompetenz behandelt werden, sagte der Bischof von Osnabrück am Mittwoch dem Internetportal „katholisch.de“. Zudem kritisierte er eine zu langsame Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. „Wir brauchen in der Bischofskonferenz viel Zeit“, so Bode. Seit 16 Jahren sei der Skandal bekannt. „Trotzdem arbeiten wir noch immer nicht an den Kernfragen.“

Würdigung für Laien

Bode sprach sich außerdem dafür aus, Laien mehr Macht in der Kirche zu geben. Die Kirche im deutschen Osnabrück sei bereits auf diesem Weg. Dass dort bundesweit erstmals ein hauptamtlicher Laie eine Pfarre leitet, bezeichnete der Bischof als „sehr wichtiges Mittel gegen den Klerikalismus“. Damit stelle sich auch die Frage, Verheiratete zu Priestern zu weihen. „Denn wenn Laien eine hohe Verantwortung tragen, muss die Frage gestellt werden, ob man das nicht auch sakramental würdigt.“

Mit Blick auf die künftige Struktur der Kirche warnte Bode vor der Schaffung von Großgemeinden: „Wir müssen überschaubare Einheiten behalten. Bei zu großen Fusionen kann es leicht zu einem Zentralismus kommen, bei dem die einzelnen Gemeinden ihre Stärke verlieren.“ Andererseits sei auch zu verstehen, dass in Zukunft nicht mehr an jedem Ort ein Gottesdienst gefeiert werden könne. „Eine gewisse Mobilität kann man von den Gläubigen heute schon erwarten, vor allen Dingen für die Eucharistiefeier“, so der Bischof.

Lombardi koordiniert Missbrauchs-Konferenz

Der ehemalige Vatikan-Pressesprecher Pater Federico Lombardi wurde von Papst Franziskus beauftragt, die vom 21. bis zum 24. Februar geplante Konferenz im Vatikan zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch in der Kirche zu koordinieren. Der 76-jährige Lombardi wird die Sessionen der Konferenz moderieren, teilte der neue Papst-Sprecher Alessandro Gisotti am Mittwoch mit.

Lombardi, von 2006 bis 2016 Leiter des vatikanischen Presseamts, hat sich an einer Arbeitsgruppe der päpstlichen Universität Gregoriana beteiligt, die sich für den Schutz von Minderjährigen einsetzt. Am Dienstag tagte in Rom das Komitee, das vom Papst mit der Vorbereitung der Konferenz im Februar beauftragt wurde. Franziskus empfing in Audienz die Mitglieder des Komitees.

Details zu Treffen

Der Vatikan gab außerdem weitere Einzelheiten zu dem geplanten Spitzentreffen über sexuellen Missbrauch und Prävention im Februar in Rom bekannt. Demnach sind neben Plenarrunden und Arbeitsgruppen auch eine Bußfeier und Vorträge von Betroffenen vorgesehen. Papst Franziskus nimmt an der gesamten Konferenz teil, wie der Vatikan am Mittwoch bekanntgab.

In der von Gisotti verlesenen Erklärung wurde noch einmal das Ziel des Gipfels erläutert, zu dem der Papst die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen weltweit sowie Vertreter katholischer Orden in den Vatikan ruft, um über Maßnahmen für den Kinderschutz zu beraten.

Ziel: „Keinen Fall vertuschen“

Für Franziskus sei demnach „wesentlich, dass die Bischöfe nach ihrer Rückkehr aus Rom die anzuwendenden Gesetze kennen sowie die notwendigen Schritte unternehmen, um Missbrauch zu verhindern, sich um die Opfer zu kümmern und sicherzustellen, dass kein Fall vertuscht oder begraben wird“.

Ein weltweites Problem könne nur weltweit angegangen werden. Gleichwohl solle das Bischofstreffen zum Thema Missbrauch „keine akademische Konferenz“ sein. Vielmehr gehe es um ein Treffen von Seelsorgern, bei dem es „auch um Gebet und geistliche Unterscheidung“ gehe.

Seit 15 Jahren „schmerzhafte Reise“

Angesichts der hohen Erwartungen an das Treffen betonte der Vatikan, dass die Kirche nicht erst am Anfang ihres Kampfes gegen Missbrauch stehe. Die Versammlung der Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen sei eine wichtige Etappe „auf der schmerzhaften Reise“, auf der sich die Kirche bereits seit 15 Jahren befinde.

Mit der Vatikanerklärung zeichnen sich die Eckpunkte des von Papst Franziskus im vergangenen September einberufenen Gipfeltreffens ab. Mit der Vorbereitung hat der Papst ein Gremium beauftragt, dem Chicagos Erzbischof Kardinal Blase Cupich, Kardinal Oswald Gracias aus Bombay und Maltas Erzbischof Charles Scicluna sowie der deutsche Jesuit und Psychologe Hans Zollner als Leiter des päpstlichen Kinderschutzzentrum an gehören.

Beteiligt sind weiter der Leiter der päpstlichen Kinderschutzkommission und Bostoner Erzbischof Kardinal Sean Patrick O’Malley und die Italienerinnen Gabriella Gambino und Linda Ghisoni als Untersekretärinnen der Vatikanbehörde für Laien sowie Familie und Leben.

religion.ORF.at/KAP/KNA/APA

Mehr dazu:

US-Bischöfe beenden Treffen zu Missbrauchsskandal
(religion.ORF.at; 8.1.2019)

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