Holocaust-Gedenktag live und im Internet

Um „niemals zu vergessen“, wird am Sonntag, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, am Heldenplatz in Wien um 11.00 Uhr eine Kundgebung abgehalten. Außerdem lässt eine Website Überlebende des Holocaust zu Wort kommen.

200 Stunden Zeitzeugen-Interviews sind unter erinnern.at abrufbar und ermöglichen die Beschäftigung mit der Nazi-Zeit. „Wenn wir durch die Geschichte lernen wollen, dann muss die aktive Erinnerungspolitik integrativer Bestandteil schulischer Ausbildung sein“, sagte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Freitag. Finanziell unterstützt wurde das Projekt durch das Bundeskanzleramt, das Bildungsministerium und durch den Nationalfonds.

Zeitzeugnisse in Ton und Bild

Immer weniger Zeitzeugen ständen zur Verfügung, um ihre Erfahrungen weiterzugeben, betonte Faßmann, „das ist ein demokratisches Faktum“. Aus diesem Grund wurde nicht nur bestehendes Videomaterial aus Österreich, sondern etwa auch US-amerikanischen Beständen gesammelt, digitalisiert und auf die Website gestellt. Der Bildungsminister hofft, dass man dadurch vor allem bei Jugendlichen Bewusstsein uns Sensibilität schafft.

Die Lebensgeschichten seien sorgsam aufbereitet und kuratiert worden, so Werner Dreier, Geschäftsführer des Vereins erinnern.at. So ermögliche eine Beschlagwortung eine gezielte Suche nach Orten, Themen und Personen. „Mini-Dokumentationen“, welche von Schülern auch selbst zusammengestellt werden können, stehen ebenfalls zur Verfügung. Zum Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner wurde ein eigener Schwerpunkt zusammengestellt.

Eine Person hält einen gelben Blumenstrauß anlässlich des Holocaust-Gedenktags

APA/dpa/Ralf Hirschberger

Zum Internationalen Holocaust-Gedenktag wird vielerorts zur Wachsamkeit aufgerufen

Sendungshinweis

„Orientierung“, Sonntag, 27.1.2019, 12.30 Uhr, ORF2

Das ORF-Fernseh-Religionsmagazin „Orientierung“ hat mit dem 94-jährigen Überlebenden Hugo Brainin mehrere Schauplätze, die mit der Verfolgung seiner Familie in Verbindung stehen, besucht. Und mit ihm über Lehren aus der Geschichte, über Antisemitismus, seine Schulzeit in der damals einzigen jüdischen Realschule in Wien und den Widerstand von Lagerinsassen in Auschwitz gesprochen.

Für ein Europa der Menschenrechte

Unter dem Titel „Niemals vergessen“ lädt das zivilgesellschaftliche Bündnis „Jetzt Zeichen setzen“ zu einer Gedenkkundgebung am Heldenplatz ein. Am 27. Jänner 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Stellvertretend für alle Orte des Holocausts wurde das Datum der Auschwitz-Befreiung von der UNO als Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ausgerufen.

Veranstaltungshinweis

Gedenkveranstaltung am Heldenplatz in Wien, Sonntag, 27.01.2019, 11.00 Uhr.

Bis dahin wurden in Auschwitz 1,1 Millionen Menschen von österreichischen und deutschen Nazis ermordet. „Mehr als 1 Million Menschen, die als Jüdinnen und Juden diskriminiert, gedemütigt und verfolgt wurden, 21.000 Angehörige von Romagruppen, 15.000 sowjetische Kriegsgefangene und mehr als 80.000 aus politischen und anderen Gründen nach Auschwitz Deportierte“, seien umgebracht worden, schrieb das Bündnis in einer Aussendung.

Gegen radikalen Nationalismus und Rassismus

„Aktive Gedenkpolitik bedeutet aber nicht nur die Beschäftigung mit der Vergangenheit, sie bedeutet sich den Ideologien der Ungleichheit in der Gegenwart entgegen zu stellen und Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen." Zeitzeuginnen und -Zeugen hätten erzählt, zu welchem unfassbaren Elend radikaler Nationalismus und rassistischer Wahn in Europa geführt haben. Trotzdem sehe man heute in Europa „erneut nationalistische und rassistische Bewegungen wiederentstehen oder bereits mit Macht ausgestattet“, so „Jetzt Zeichen setzen“. Deshalb wolle man wie jedes Jahr ein Zeichen am geschichtsträchtigen Heldenplatz setzen.

Angekündigt hat sich Zeitzeuge Karl Uher, der als Kind die medizinische NS-Versuchs- und Tötungsanstalt „Am Spiegelgrund“ überlebt hat. Weitere Rednerinnen und Redner werden der Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Raimund Fastenbauer, der Präsident des Internationalen Mauthausen-Komitees, Guy Dockendorf, Irina Spataru vom Roma-Verein Romano Centro und Caroline Pavitsits von der Bundes Jugend Vertretung.

Infos im „Haus der Geschichte“

Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) lädt am Internationalen Holocaust-Gedenktag bei freiem Eintritt zu einem Besuch des neuen zeitgeschichtlichen Museums in der Hofburg ein. "Der Holocaust als beispielloses Verbrechen in der Menschheitsgeschichte ist ein ganz zentrales Thema für das Haus der Geschichte Österreich, so Monika Sommer, Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich in einer Aussendung. „Wir wollen dabei nicht nur in die Vergangenheit blicken. Die Erinnerung an den Holocaust soll bewusst machen: Es liegt ganz alleine an uns, die Zukunft so zu gestalten, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen können und Antisemitismus in unserer Gesellschaft ein No-Go ist.“

religion.ORF.at/APA

Links: