Papst kritisiert Stigmatisierung von Strafgefangenen

Gegen die Ausgrenzung von Inhaftierten hat sich Papst Franziskus gewandt. Solche Etiketten stigmatisierten Menschen auf Dauer: „auf der einen Seite die Guten, auf der anderen die Schlechten“, kritisierte er bei einer Bußfeier in einer Jugendhaftanstalt in Panama am Freitag.

So entstehe eine unsichtbare soziale Mauer, „die einen glauben macht, dass durch Ausgrenzung, Trennung und Isolierung alle Probleme auf magische Weise zu lösen sind“, so der Papst in einer Ansprache vor Häftlingen und Wachpersonal im Gefängnis Las Garzas in Pacora.

„Mit Zöllnern und Sündern essen“

In seiner Ansprache wandte sich der Papst außerdem gegen eine entmutigende „Nörgelei“, die „einem immer neu einflüstert: das kannst du nicht, das schaffst du nicht ...“. Man sei dann überzeugt, „dass, wer als Zöllner geboren ist, auch als Zöllner sterben muss“, so Franziskus mit Bezug auf das Evangelium, in dem Jesus „mit Zöllnern und Sündern“ isst.

Jesus habe gezeigt, dass mit Menschen, die schuldig geworden sind, ein anderer Umgang möglich ist. Dazu brauche es Bindungen, die neue Prozesse ermöglichen, die verwandeln und wieder eingliedern.

Vorbildliche Haftanstalt

Die 2012 gegründete Einrichtung rund 50 Kilometer östlich der Hauptstadt gilt als vorbildlich in der Rehabilitation. Sie wurde unter anderem von der EU gefördert und wird von der Unesco betreut.

Die jungen Strafgefangenen absolvieren während ihrer Haft verpflichtend eine Schul- oder Berufsausbildung. Einige von ihnen hatten in der Gefängniswerkstatt die Beichtstühle gezimmert, die beim Weltjugendtag in der Hauptstadt eingesetzt werden.

Beichtgelegenheit für Insassen

Im Anschluss an seine Ansprache nahmen der Papst und zwei weitere Priester zwölf der Insassen die Beichte ab und spendete ihnen das Sakrament der Versöhnung. Im Programm der katholischen Weltjugendtage ist der Freitag jeweils dem Thema Versöhnung gewidmet.

Franziskus hatte ausdrücklich gewünscht, das Treffen in Panama solle auch diejenigen Jugendlichen einbeziehen, die aufgrund ihrer Haft nicht an den öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen können.

Treffen mit Pilgern

Vor seinem Besuch in Pacora hatte der Papst am Morgen eine Gruppe von 400 Pilgern aus Kuba in deren Unterkunft in Panama-Stadt getroffen. Am Nachmittag (Ortszeit, 23:30 Uhr MEZ) begeht der Papst auf Panamas Küstenpromenade, der Cinta Costera, mit den Weltjugendtagsteilnehmern den Kreuzweg.

Auf der zweieinhalb Kilometer langen Verkehrsachse entlang der Bucht von Panama fand am Vorabend die offizielle Willkommensfeier für Franziskus statt.

religion.ORF.at/KAP

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