Historische Papst-Reise in arabisches Land

Von 3. bis 5. Februar reist Papst Franziskus in die Vereinigten Arabischen Emirate. Erstmals betritt damit ein katholisches Kirchenoberhaupt die Arabische Halbinsel. Etwa eine Million katholische Gläubige aus Asien leben in den VAE.

Der Papst feiert unter anderem einen Gottesdienst in der kapazitätsstärksten Sportarena der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Das ist keine Selbstverständlichkeit in einem islamischen Land. Der Islam ist in den VAE Staatsreligion, das Land gilt aber als liberaler als etwa Saudi-Arabien oder der Iran. Andere Religionen werden repektiert und Freiheiten in der Religionsausübung eingeräumt. Es gibt acht christliche Kirchen, eine Synagoge, Hindu-Tempel und eine Gurudwara für Sikhs.

Etwa zwölf Prozent Christen in den Emiraten

Die Emirate gelten in puncto Toleranz quasi als „Leuchtturm“, anders als zum Beispiel Saudi-Arabien, wo es nicht einmal Kirchen gibt, berichtete die dpa. Franziskus bezeichnete die VAE als „Modell des Zusammenlebens und der menschlichen Brüderlichkeit“. Die VAE seien ein Ort der Offenheit und des Zusammenlebens verschiedener Kulturen, betonte Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahjan, auf dessen Einladung der Papst nach Abu Dhabi kommt.

Vor allem in Dubai und Abu Dhabi leben viele Arbeitsmigrantinnen und -Migranten, besonders aus Asien. Einer Schätzung der amerikanischen Denkfabrik Pew Research Center zufolge sind knapp über zwölf Prozent der 9,7 Millionen Menschen in den Emiraten Christen. Die katholische Kirche vor Ort geht inzwischen von etwas mehr als einer Million Katholiken aus. Als Zeichen der Toleranz verkündete das Arbeitsministerium für den Tag der Papstmesse einen Feiertag für alle Angestellten der Privatwirtschaft, die zur Messe gehen wollen.

Asiatische Gläubige in den Vereinigten Arabischen Emiraten vor einem Plakat von Papst Franziskus

APA/AFP/Giuseppe Cacace

Etwa eine Million Katholikinnen vorwiegend aus Indien und den Philippinen leben in den VAE

Kein einheitliches Verhältnis

Grundsätzlich ist das Verhältnis zwischen Christentum und Islam nicht überall einheitlich. Es hängt von den jeweiligen religiösen Strömungen ab, von der regionalen Kultur, der Geschichte und den Mehrheitsverhältnissen in einem Land. Zwischen den beiden Polen Freundschaft und erbitterte Gegnerschaft ist jede Abstufung möglich.

Sendungshinweis

Religion aktuell Freitag, 1.2.2019, 18.55 Uhr, Ö1.

In der Theorie waren bzw. sind die Verhältnisse in der islamischen Welt ziemlich klar: Die sogenannten Menschen des Buches - christliche und jüdische Gläubige - erhielten traditionell einen Schutzsstatus und konnten ihre Religion gegen Entrichtung einer speziellen Steuer weiterhin ausüben.

Immerhin gelten prägende Gestalten der Bibel, wie etwa Abraham, Moses oder Jesus von Nazareth im Islam als Propheten. Jüdische und christliche Religionsausübung war eher im Stillen erlaubt, ohne öffentliches Beten oder Kreuze auf den Kirchen. Die Neuerrichtung von Sakralbauten war vielfach nicht möglich.

Heiraten in eine Richtung erlaubt

Erlaubt ist nach islamischer Mainstream-Auffassung, dass ein muslimischer Mann eine jüdische oder christliche Frau heiratet und dass diese ihre Religion weiterhin beibehält. Verboten ist es allerdings, dass ein muslimischer Mann in eine christliche oder jüdische Familie heiratet. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil dessen Kinder dann nicht muslimisch erzogen würden.

Ebenfalls verboten ist laut islamischer Auffassung, dass ein Muslim oder eine Muslimin die eigene Glaubenstradition verlässt, um sich zu einer anderen Religion oder als nicht-gläubig zu bekennen. Das schlägt sich zum Beispiel in Diskussionen um Geflüchtete nieder, die zum Christentum konvertieren. Es wurden Zweifel geäußert, ob dies tatsächlich eine Glaubensentscheidung ist, oder ob eher die Hoffnung dahintersteht, im Westen bleiben zu können, weil eine Abschiebung nach Hause Gefahren mit sich brächte.

Franz von Assisi einer der Ersten im Dialog

Einer der bedeutenden Vorreiter im islamisch-christlichen Dialog war übrigens just Papst Franziskus’ großes Vorbild: Franz von Assisi. Der reiste 1219 in den Orient, um den ägyptischen Sultan al-Kamil zu bekehren. Dieser blieb zwar bei seinem Glauben, führte aber eine respektvolle Diskussion mit Franz von Assisi und sorgte dafür, dass er in allen Ehren und ungefährdet wieder heim reisen konnte.

Die Scheich Zayed Bin Sultan Al Nahyan Moschee in Abu Dhabi

Reuters/Susan Baaghil

Die Scheich Zayed Bin Sultan Al Nahyan Moschee in Abu Dhabi

In Glaubensfragen werden die Gespräche zwischen Christentum und Islam eher hinter verschlossenen Türen, auf akademischer Ebene geführt. Trotz bedeutender gemeinsamer Grundlagen sind die Unterschiede beträchtlich. In Sachen von Umweltschutz, gerechter Wirtschaft oder humanitärer Anliegen ist eine sehr weitgehende Zusammenarbeit möglich. Genau diese Themen dürften zentrale Inhalte der Gespräche auf der Papstreise sein.

Dialog mit dem Islam wichtig

Der Dialog mit dem Islam ist für Papst Franziskus ein Schwerpunkt seines Pontifikats. Seit seinem Amtsantritt vor knapp sechs Jahren bereist er immer wieder mehrheitlich muslimische Länder. Im Mai 2014 machte er eine dreitägige Nahost-Reise In Jordanien wurde er von König Abdullah II. empfangen und traf syrische Bürgerkriegsflüchtlinge. Nach einer Visite in Betlehem legte der Papst einen Zwischenstopp am Grenzwall zu Israel ein und verweilte einige Minuten zum Gebet.

Während dieser Reise besuchte Franziskus auch den Tempelberg und die Klagemauer, zwei heilige Stätten des Islams und des Judentums. Überraschend lud er Israels Staatschef Schimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu einem Friedensgebet in den Vatikan ein, beide nahmen die Einladung an.

Kampf gegen Fundamentalismus und Terrorismus

Bei einem Besuch in der Türkei im November 2014 bezeichnete Franziskus den interreligiösen Dialog als wichtigen Beitrag im Kampf gegen „Fundamentalismus und Terrorismus“. Zugleich rief er zur religiösen Toleranz auf. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan beklagte seinerseits den „rasanten Anstieg“ der Islamophobie in der westlichen Welt.

Drei Jahre später reiste der Papst in die Zentralafrikanische Republik. „Wir Christen und Muslime sind Brüder und Schwestern“, sagte er in der Zentralmoschee in der Hauptstadt Bangui. „Zusammen müssen wir Nein sagen zu Hass, Rache und Gewalt, besonders zu jener, die im Namen einer Religion oder im Namen Gottes verübt wird.“ Die Moschee liegt im Stadtviertel PK5, einem Brennpunkt der ethnischen und religiösen Gewalt in dem Land. Tausende Menschen jubelten ihm zu, als er im Papamobil über die Schotterstraßen des Viertels fuhr.

Papst Franziskus küsst ein Kind in einem Flüchtlingslager in der Zentralafrikanischen Republik

Reuters/Stefano Rellandini

Papst Franziskus in der Zentralafrikanischen Republik

Beziehung Vatikan - Al-Ashar wiederbelebt

Auch in Ägypten verurteilte Franziskus im April 2017 Gewalt im Namen Gottes und rief zur Eintracht zwischen Christen und Muslimen auf. In Kairo besuchte er das renommierte islamische Al-Ashar-Institut. Die Reise diente auch der Wiederbelebung des Verhältnisses des Vatikans zum Islam und insbesondere zum Al-Ashar-Institut. Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI. hatte 2006 mit einer Rede über das Verhältnis des Islams zur Gewalt heftige Proteste in der muslimischen Welt ausgelöst.

Die Reise des Papstes Ende 2017 nach Myanmar stand im Zeichen der Rohingya-Krise. Die muslimische Minderheit wird im überwiegend buddhistischen Myanmar systematisch unterdrückt, hunderttausende wurden zur Flucht getrieben. Im Nachbarland Bangladesch traf Franziskus Rohingya-Flüchtlinge und bat sie um Vergebung für das Leid, das ihnen angesichts der „Gleichgültigkeit der Welt“ widerfahren sei. Bei seinem vorangegangenen Besuch in Myanmar hatten Kritiker moniert, dass der Papst das Wort „Rohingya“ vermieden hatte.

religion.ORF.at/Ö1/AFP/dpa

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