Missbrauch: Schönborn kritisiert kirchliche Strukturen

Kardinal Christoph Schönborn hat in einer Dokumentation des Bayerischen Rundfunks am Mittwoch über Missbrauch in der Kirche die kirchlichen Strukturen hinterfragt die Gefahr betont, dass sich ein Pfarrer vermeintlich mehr leisten dürfe als andere.

Er berichtet in der TV-Doku auch von einer persönlichen Erfahrung, die er in der Jugend machte. Grundsätzlich hält Schönborn fest, dass es Strukturen und Systeme gebe, die Missbrauch begünstigten: "Der Priester ist sakral, ist unberührbar, der ist Herr Pfarrer. Wenn dieses Priesterbild vorherrscht, ist natürlich Autoritarismus die ständige Gefahr. Der Pfarrer bestimmt alles.

Kardinal Christoph Schönborn

APA/Georg Hochmuth

Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn hat in der Debatte über sexuellen Missbrauch die Strukturen der Kirche kritisiert

„Es ist die Gefahr, dass der Pfarrer sich mehr leisten darf als die anderen“, erklärte Schönborn. Die gesamte Missbrauchsdebatte werde die Frage der Frau in der Kirche in ein neues Licht stellen. Er sei hoffnungsvoll, dass ein „Heilungsprozess“ die Kirche wirklich erneuere.

Rolle der Frau in der Kirche in neuem Licht

Der Kardinal traf sich für die Sendung mit der ehemaligen Ordensschwester und jetzigen Buchautorin Doris Reisinger (geb. Wagner). Sie erstattete nach ihrer Zeit in der Ordensgemeinschaft „Das Werk“ Anzeige gegen einen Priester, sie vergewaltigt zu haben.

Gespräch mit gegenseitiger Wertschätzung

Reisinger berichtete in dem von großem gegenseitigem Respekt geprägten Gespräch von ihren Erfahrungen als Ordensschwester. Über ihre Gedanken bei einer Vergewaltigung durch einen Priester sagte sie: „Mein erster Impuls war: Das kann ich niemals irgendjemandem erzählen, und das Wichtigste ist, dass das niemals jemand erfährt, weil sonst würden Menschen an der Kirche zweifeln.“

Schönborn berichtete von einem Pfarrer, der in seiner Jugend versucht habe, ihn zu küssen, sowie von abfälligen Sprüchen, die er über Nonnen gehört habe. Letztlich zeigte er sich aber hoffnungsvoll, dass ein „Heilungsprozess“ die Kirche „wirklich erneuert.“

religion.ORF.at/APA/dpa

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