Wie ein moderner Exorzist das Böse bekämpft

Pater Raffaele Talmelli ist Priester, Psychiater - und Exorzist im Auftrag der römisch-katholischen Kirche. Die uralte Tradition des Exorzismus übt er mit dezidiert modernen Methoden aus.

Praktisch seit den Zeiten von Jesus Christus, der laut dem Neuen Testament auch Dämonen austrieb, bekämpft die Kirche das Böse in Form von Teufeln, Dämonen und Besessenheit. In den sanften Hügeln der Toskana übt Pater Talmelli seinen Beruf aus, unter anderem arbeitet er in einem Institut für Psychotherapie in Arezzo.

Dem archaisch anmutenden Gewerbe des Teufelaustreibens widmet er sich mit „unorthodoxen Methoden“, wie das US-Magazin „The Atlantic“ Ende Februar über den Priester schrieb. Der Ende 2017 erschienene Kurzfilm „Contra Daemones“ des italienischen Regisseurs Ivan Olita zeigt Talmelli in stimmungsvollen Bildern bei seinem Einsatz gegen die „wahre Essenz des Bösen“, so der „Atlantic“.

„Vollkommen irrige Annahmen“ im Umlauf

„Die Leute haben vollkommen irrige Annahmen über das Böse und Dämonen, und oft auch über den Exorzisten selbst“, sagt Pater Talmelli in dem etwa sechs Minuten langen Dokumentarfilm, der einen Einblick in die Tätigkeit des Exorzisten gibt. „Der erste Dämon, den ich austreiben musste, war generelle Fehlinformiertheit.“

Der Exorzist Pater Raffaele Talmelli, Filmstill aud "Contra Daemones" von Ivan Olita, Youtube

www.youtube.com

Der Exorzist Pater Raffaele Talmelli, Filmstill aus „Contra Daemones“ von Ivan Olita, (Youtube)

Dass Talmelli ausgebildeter Psychiater ist, passt nicht so recht in das Bild, das man sich gemeinhin von Exorzisten macht. Sein Zugang sei frei von „Folklore“: „Es ist nicht blinder und fanatischer Glaube; stattdessen geht es um die tiefe Kenntnis der Schriften und einen sehr weisen und philosophischen Zugang zum Leben und den grundlegenden Fragen, die es bestimmen“, sagte „Contra Daemones“-Regisseur zum „Atlantic“ Olita über den Protagonisten seines Films.

„Eine scheußliche Erfahrung“

Bevor er einen Exorzismus durchführt, versichert sich Pater Talmelli zuerst, dass seine Patientinnen und Patienten nicht an einer diagnostizierbaren psychischen Krankheit leiden. Diese Erkrankungen würden manchmal mit dämonischen Erscheinungen verwechselt, so der Pater in „Contra Daemones“.

Ist das ausgeschlossen, geht der moderne Exorzist ans Werk: „Einem echten Dämon gegenüberzustehen, ist eine scheußliche Erfahrung“, sagt er. „Sie sind mental extrem stark und setzen ihre überlegene Intelligenz dazu ein, zu verletzen. Das Schlimmste war, dämonische Menschen in der Kirche zu finden.“ Beim Kontakt mit dem Bösen geschehe ein „Zusammenstoß“, es gebe dabei „viel Bosheit“, die einen noch lange verfolge.

Regisseur Olita erzählte dem „Atlantic“, er und seine Filmcrew seien während der Dreharbeiten von der sanften, sachkundigen Zugangsweise des Exorzisten eingenommen worden. „Er glaubt an Handlungen, Absichten und Konsequenzen. Obwohl er intensivem Bösem begegnete, kommen in seiner Welt keine Monster aus dem Kasten heraus. Es gibt auch keine kinotaugliche Besessenheit. Es gibt nur Wahlmöglichkeiten.“

gril, religion.ORF.at

Links: