Lima: Theologieprofessor zu neuem Erzbischof geweiht

Die Erzdiözese Lima hat einen neuen Erzbischof: Der 69-jährige bisherige Theologieprofessor Carlos Castillo wurde am Samstag in der peruanischen Hauptstadt zum Bischof geweiht.

Er tritt die Nachfolge von Kardinal Juan Luis Cipriani Thorne (75) an, der die peruanische Hauptstadtdiözese seit 1999 leitete und die Theologie der Befreiung, der Castillo nahesteht, u.a. mit dem Entzug von Lehrbefugnissen bekämpft hatte. Die Ernennung Castillos durch Papst Franziskus werten Beobachter auch als kirchenpolitische Weichenstellung in Richtung Option für die Armen.

Unterricht in Bergbaustadt

Bevor der neue Erzbischof Castillo Priester wurde, studierte er Soziologie und unterrichtete für fünf Jahre in der Bergbaustadt Cerro de Pasco.

Schon damals war er in der Jugendbewegung um den Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez (90) aktiv. 1984 wurde er zum Priester geweiht und 1987 mit einer Arbeit über den Dominikanerbischof Bartolome de las Casas promoviert. Anschließend arbeitete er als Theologieprofessor an der Katholischen Universität Perus, wo er mitten in die Auseinandersetzungen zwischen seinem konservativen Vorgänger Kardinal Cipriani und der Universität geriet.

Berühmter Amts-Vorgänger

Den altersbedingten Rücktritt des bisherigen Erzbischofs und Opus-Dei-Angehörigen hatte Papst Franziskus erst vor rund einem Monat angenommen. Weltweit bekannt wurde Cipriani 1997 durch seine Vermittlung zwischen der peruanischen Regierung und Guerilleros bei der Besetzung der japanischen Botschaftsresidenz in Lima. Die 126 Tage dauernde Besetzung wurde mit der Erstürmung des Gebäudes und der Erschießung aller Guerilla-Kämpfer beendet.

Im August 2018 prüfte die Staatsanwaltschaft offenbar Vorermittlungen gegen Cipriani sowie drei weitere Personen. Peruanische Medien berichteten damals von einem Anfangsverdacht versuchter Vertuschung in einem Missbrauchsfall um den Gründer der konservativen geistlichen Gemeinschaft „Sodalitium Christianae Vitae“. Diese wurde 1971 in Peru als Gegenbewegung zur Theologie der Befreiung gegründet und unter Johannes Paul II. (1978-2005) vom Vatikan anerkannt.

„Priester der Armen“ wird Erzbischof

Der Rektor der Katholischen Universität Perus, Efraim Gonzalez de Olarte, erinnerte im Zuge der Bischofsweihe an den Machtkampf mit Kardinal Cipriani um die Statuten und die Besitztümer der Universität.

Obwohl der Streit unter Papst Franziskus und ohne Cipriani 2016 gütlich beigelegt wurde, ist bis heute eine Zivilklage der Erzdiözese anhängig. „Wir hoffen, dass der neue Erzbischof diesen Prozess nun einstellt“, so Gonzalez de Olarte. Vor allem aber freue er sich, dass mit Castillo ein „Priester der Armen“ das Amt des Erzbischofs bekleidet.

Sozial engagierte Pastoral löst Konservative ab

Unter Papst Johannes Paul II. (1978-2005) wurden in Peru zahlreiche Vertreter konservativer Gruppierungen und Gegner der Befreiungstheologie zu Bischöfen geweiht. Franziskus brachte in den vergangenen Jahren wieder Vertreter einer sozial engagierten Pastoral ins Amt.

Castillos Ernennung dürfte die Position der konservativen Gruppierungen in der Peruanischen Bischofskonferenz weiter schwächen. Acht von 46 peruanischen Bischöfen gehören dem Opus Dei oder einer anderen dezidiert konservativen Bewegung an. Vor einigen Jahren waren es noch erheblich mehr - auch wenn es für Cipriani nie langte, um zum Vorsitzenden der Konferenz gewählt zu werden.

Neben dem Einsatz für die Armen dürfte Papst Franziskus, dem die Bewahrung der Umwelt besonders am Herzen liegt, das Verkehrskonzept seines neuen Erzbischofs in Lima gefallen: Castillo kann man regelmäßig Fahrrad fahrend in der Stadt antreffen.

religion.ORF.at/KAP