Gericht für Freiheit theologischer Forschung gefordert

Der deutsche katholische Theologe Benedikt Kranemann fordert eine juristische Instanz zur Sicherung der Freiheit theologischer Forschung. Denn von der Theologie werde eine „Haltung der Ergebenheit“ erwartet.

Es sei „eine unabhängige Verwaltungsgerichtsbarkeit notwendig, an die sich all jene wenden können, die wegen ihrer wissenschaftlichen Arbeit Probleme mit kurialen Behörden bekommen“, schrieb der Erfurter Liturgiewissenschaftler in einem Gastbeitrag für das Bonner Portal katholisch.de am Dienstag.

Diese Gerichtsbarkeit müsse transparent arbeiten. „Sollte es sie weiterhin nicht geben, ist alle Diskussion um wirkliche Freiheit in der theologischen Wissenschaft vergeblich.“

„Theologie aus Wissenschaft katapultieren“

Scharf kritisierte Kranemann Teile der von Papst Franziskus erlassenen Apostolische Konstitution „Veritatis Gaudium“ („Die Freude der Wahrheit“) über die Arbeit der kirchlichen Universitäten und Fakultäten. In den dort formulierten Normen werde von der Theologie eine „Haltung der Ergebenheit gegenüber dem Lehramt der Kirche“ gefordert.

„Dass eine Wissenschaft sich durch ‚Ergebenheit‘ gegenüber wem auch immer auszeichnet, ist schon eine merkwürdige Erwartung“, so Kranemann. „Eine Theologie, die im Modus der Ergebenheit arbeitet, ist nach heutigem Wissenschaftsverständnis völlig unakzeptabel. Würde das wirklich umgesetzt, würde es die Theologie aus der Welt der Wissenschaft herauskatapultieren.“

Papst forderte Offenheit

Die lange Liste von Vorschriften, bei denen eine Kontrolle der Theologie im Vordergrund stehe, sieht Kranemann im Widerspruch zu der von Papst Franziskus im ersten Teil von „Veritatis Gaudium“ gestellten Forderung nach einer Offenheit der Theologie für die großen Fragen der Gegenwart.

„In der Einleitung des Papstes ist ein kirchliches Interesse an einer offenen Theologie und ihrer Freiheit zu hören, die sonst zu oft vermisst werden. Gleichzeitig bekommen Theologinnen und Theologen, die diese Freiheit für sich in Anspruch nehmen, innerkirchlich bis heute immer wieder Probleme.“

Offenheit auch in der Kirche nötig

Das päpstliche Dokument sorgt seit seinem Erscheinen Anfang 2018 unter Hochschultheologen für anhaltende Debatten. „Wenn eine offene Theologie gefordert wird, die bis an ihre Grenzen geht, dann muss dem auch eine geistige Offenheit in der Kirche entsprechen, damit es nicht immer wieder zu Grenzkonflikten zwischen akademischer und kirchlich-institutioneller Welt kommt“, so der Erfurter Theologe. „Die Freude an der Wahrheit muss dafür hüben wie drüben gelten.“

religion.ORF.at/KAP/KNA

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