Chile: Kirche muss Missbrauchsopfer entschädigen

Die katholische Kirche in Chile ist im Missbrauchsskandal um den früheren Priesterausbildner Fernando Karadima zu Entschädigungszahlungen an drei Opfer verurteilt worden. Die Diözese erklärte, sie werde keine weitere Berufung einlegen.

Die Kläger Juan Carlos Cruz, James Hamilton und José Andrés Murillo erhalten umgerechnet je 130.000 Euro, wie die chilenische Justiz am Mittwoch mitteilte. Sie hatten der Kirche vorgeworfen, die Verbrechen des Geistlichen vertuscht zu haben. Die Kirche sei mitverantwortlich für den Schaden, den ihre Priester anderen Menschen zufügten, wenn sie keine angemessene Überwachung sicherstelle, befanden die Richter. Im Fall Karadima habe die Kirche nicht nur die Sexualverbrechen durch ihre Fahrlässigkeit zugelassen, sondern auch nach der Aufdeckung des Missbrauchs den Täter in Schutz genommen und den Opfern keinerlei Unterstützung angeboten.

Der Ex-Priester steht im Zentrum des Missbrauchsskandals in der chilenischen Kirche. Er war 2011 von der Vatikanjustiz wegen Kindesmissbrauchs in den 80er und 90er Jahren schuldig gesprochen und zu einem „Leben des Gebets und der Buße“ verurteilt worden. Im September wurde Karadima in den Laienstand versetzt.

Rund 160 Ermittlungsverfahren

Die Aufarbeitung der Affäre um den Missbrauch durch Priester und die Vertuschung der Taten in der chilenischen Kirche war erst nach einem Besuch des Papstes in Chile Anfang 2018 in Gang gekommen. Alle 34 chilenischen Bischöfe reichten ihren Rücktritt ein. Acht von ihnen wurden seitdem von ihren Aufgaben entbunden, unter ihnen der Erzbischof von Santiago de Chile, Kardinal Ricardo Ezzati.

Die chilenische Justiz führt derzeit fast 160 Ermittlungsverfahren wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Erwachsenen innerhalb der Kirche. Die Vorwürfe reichen bis ins Jahr 1960 zurück.

Papst Franziskus hatte angesichts der Missbrauchsskandale in zahlreichen Ländern im Februar zu einem Krisengipfel in den Vatikan geladen. Er kündigte ein konsequentes Durchgreifen der Kirche an. Opferverbände zeigten sich aber enttäuscht und beklagten einen Mangel an wirklicher Veränderung.

religion.ORF.at/AFP

Mehr dazu: