Mormonen: „Homoehe“ nicht mehr Abfall vom Glauben

Die Mormonen in den USA (Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) haben laut US-Medien überraschend erklärt, dass sie gleichgeschlechtliche Ehen nicht mehr als Abfall vom Glauben bewerten.

Damit sinke für homosexuelle Paare die Gefahr der Exkommunikation aus der erzkonservativen Glaubensgemeinschaft, berichtete der Sender CNN am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf Kirchenexpertinnen und -experten. Kinder homosexueller Paare sollen künftig in der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ in den USA getauft werden dürfen.

Weiterhin „ernstes Vergehen“

Grundsätzlich würden gleichgeschlechtliche Ehen weiterhin als ein „ernstes Vergehen“ gewertet, zitierten US-Medien Dallin Oaks, der zur Kirchenleitung gehört, bei einer Tagung in Salt Lake City. An den Lehren über die Ehe ändere sich nichts.

Konferenz der Mormonen (Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) mit Präsident Russell M. Nelson (Mi.) in Salt Lake City

APA/AP/Rick Bowmer

Konferenz der Mormonen Church of Jesus Christ of Latter-day Saints mit Präsident Russell M. Nelson (Mi.) in Salt Lake City im Oktober 2018

Von homosexuellen, bisexuellen und Transgender-Personen in der Mormonen-Gemeinschaft werde erwartet, dass sie gemäß den Vorschriften keusch lebten. Unmoralisches Verhalten in hetero- und homosexuellen Beziehungen solle künftig aber auf die gleiche Weise behandelt werden, sagte Oaks laut CNN.

Reaktion auf Proteste

Wegen ihrer Haltung zur Homosexualität war die Gemeinschaft immer wieder unter öffentlichen Druck geraten. Mit dem jüngsten Schritt nehme sie nun umstrittene strengere Regeln aus dem Jahr 2015 zurück. Der Schritt gilt laut der Nachrichtenagentur AP als einer der wichtigsten des 94-jährigen Präsidenten Russell M. Nelson, der im Jänner 2018 das Amt an der Spitze der Kirche übernahm.

Damals sollen 1.500 Mitglieder die Kirche aus Protest verlassen haben. Den Mormonen sind Familienbeziehungen heilig, Kinderreichtum gilt als ein Segen. Abtreibungen sowie vor- und außereheliche Sexualität werden abgelehnt.

Viele Anhänger der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ haben in den USA einflussreiche Jobs und arbeiten in Politik und Wirtschaft. Nach eigenen Angaben hat die Kirche weltweit mehr als 16 Millionen Anhänger. Zu den prominentesten Mitgliedern gehört der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney.

religion.ORF.at/dpa

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