Ungarn: Streit über Shoah-Gedenkort

Jüdische Vertreter und die ungarische Regierung liegen wegen der Nichteröffnung eines bereits 2015 fertiggestellten Erinnerungs- und Gedenkorts in Streit. Eine Einweihung ist noch immer nicht in Sicht.

Die Konflikte zwischen der ungarischen Regierung und Vertretern des Judentums um das Budapester Holocaust-Museum „Haus der Schicksale“ belasten heuer das Gedenken an einen wichtigen Jahrestag. Vor 75 Jahren, im Frühjahr 1944, wurden rund 600.000 ungarische Juden nach Auschwitz deportiert und in den Gaskammern der Nazis ermordet.

Der Verband Ungarischer Jüdischer Gemeinden (Mazsihisz) forderte die „Klärung der Meinungsunterschiede“ durch den ungarischen Kanzleiminister Gergely Gulyas und bat diesen um ein Treffen, berichtete das Internetportal hirklikk.hu am Freitag. Obwohl der Minister 2018 die Eröffnung der Shoa-Gedenkstätte angekündigt hatte, sah er kürzlich nur noch „minimale Chancen“ für deren Eröffnung noch in diesem Jahr.

Vorwurf: Einseitigkeit

Mazsihisz fühle sich ausgegrenzt; im Interesse eines authentischen Gedenkens an den Holocaust bemühe man sich aber um einen weiteren Dialog mit der ungarischen Regierung. Der Verband kritisierte nicht nur die Verzögerung, sondern auch die Übertragung des Museums in den Besitz der orthodoxen Vereinigten Ungarischen Israelitischen Kultusgemeinde (EMIH) unter Leitung von Oberrabbiner Slomo Köves: Obwohl die EMIH Teil des „vielfarbigen ungarischen Judentums“ sei, stehe sie nicht für diese Vielfalt.

Beim „Haus der Schicksale“ handelt es sich um ein Informationszentrum der Regierung im alten Josephstädter Bahnhof im achten Budapester Stadtbezirk. Kritik an dem Projekt kam auch seitens der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.

Die Planer des Museums arbeiteten „konsequent und einseitig, ohne echte, substanzielle Einbindung der jüdischen Gemeinden Ungarns oder maßgeblicher internationaler Stellen“, beklagte Jad Vaschem. Die Gedenkstätte hatte 2014 die Kooperation bei dem Projekt beendet.

religion.ORF.at/APA

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