Schönborn eröffnet Zubau zu Pilger-Hospiz in Jerusalem

Die „Casa Austria“, ein neu errichteter Zubau zum Österreichischen Pilger-Hospiz in der Jerusalemer Altstadt, ist fertig. Feierlich eröffnet und von Kardinal Christoph Schönborn gesegnet wird die „Casa“ am 25. April (ab 14.30 Uhr).

Schönborn fungiert als Protektor des Hospizes. Zwölf Wohneinheiten kommen durch die „Casa Austria“ an der nördlichen Front des Grundstücks zusätzlich zu den 32 bestehenden Gästezimmern hinzu - womit „endlich“ die bereits zur Eröffnung im Jahr 1863 vorgesehene Gastzimmer-Kapazität erreicht wird, wie Hospiz-Rektor Markus Bugnyar in einem Schreiben betont. Das Pilgerhaus der katholischen Kirche Österreichs in Jerusalem wird jährlich von rund 80.000 Österreichern und Gläubigen aus aller Welt besucht.

„Das Hospiz hat endlich jene Größe, von denen unsere Gründer schon wussten, es braucht sie, um wirtschaftlich sinnvoll aufgestellt zu sein. Nichts weniger als ein ‚Zwei-Jahrhundert-Projekt‘ ist hier gelungen“, so Rektor Bugnyar im Vorfeld der Eröffnung. Das Hospiz sei aus vielerlei Gründen nie fertig gebaut worden. Erst jetzt habe man die eigentlich immer schon gedachte Zahl an Betten und Zimmern erreicht.

Kein Wellnesstempel

Der Rektor hob zugleich den Gründungsauftrag hervor: „Unser Tun gilt den Pilgern, als dezidiert kirchliche Einrichtung im Heiligen Land, mit dem Auftrag vor Ort, den Menschen beizustehen und zu helfen. Wir sind kein Wellnesstempel und keine Nobelherberge. Wer ‚Pilgern mit Mehrwert‘ möchte, für sich selbst und für andere, ganz im Sinne Jesu, ist bei uns richtig.“

Die Gesamtkosten für die „Casa Austria“ beliefen sich auf 3,4 Millionen Euro und wurden außer durch Spenden u.a. aus Eigenmitteln, aus Mitteln der katholischen Kirche, von den Bundesländern und durch eine Förderung der österreichischen Bundesregierung getragen. Die Pläne der „Casa Austria“ stammen vom israelischen Architekten Zeev Baran, umgesetzt wird es vom palästinensischen Bauunternehmen Darwisch aus einem Jerusalemer Vorort. Das Bauprojekt verbindet somit die Völker und Religionen.

Weitere Investitionen nötig

Freilich: Die Arbeiten am Österreich-Hospiz werden auch in Zukunft weitergehen. Um für das 21. Jahrhundert gerüstet zu sein, müsse man „weiter am Ball bleiben“, so Bugnyar. Es brauche vor allem im Altbau weitere Investitionen, beispielsweise im Bereich der Sanitäranlagen und der Küche. Zudem prüfe man auch die Realisierbarkeit von Solartechnik.

Wie Bugnyar betont, ist das Hospiz weit mehr als nur ein Beherbergungsbetrieb. Das Hospiz schaffe Arbeitsplätze und trage mit 36 lokalen Angestellten auch einen „effizienten Beitrag zur Entwicklung des Landes“ und helfe ganz konkret Menschen vor Ort. Das Hospiz sei auch Veranstalter von Symposien und Ausstellungen, Kinder und Jugendliche würden im Haus Musikunterricht bekommen.

Das Österreichische Hospiz in Jerusalem, Außenansicht

Fotolia/wemm

Das Österreichische Hospiz ist das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land

Offen für Menschen anderer Religionen

Im interreligiösen Bereich habe man sich für Juden, Muslime und Christen gleichermaßen geöffnet, so Bugnyar: „Jerusalem verstehen wir als Lernort des Zusammenlebens. In unserer Zeit, für Österreich, für Europa ein wichtiges Projekt.“ Das Hospiz ist seit den 1990er-Jahren Einsatzort für österreichische Friedensdiener, zuletzt wurden die Angebote des Freiwilligendienstes um die Themen „Begegnung mit Holocaustüberlebenden“ und „Nahost-Konflikt“ ausgebaut.

Auch soziale Anliegen seien wichtig, so Bugnyar: „Ob es nun um Menschen in Krankheit oder um Wohnraumsanierungen geht, um Ausbildung oder Schulgelder. Wir versuchen zu helfen, wo wir nur können. Auch und insbesondere der katholischen Pfarre in Gaza.“ (Hospiz-Rektor Georg Gatt gründete 1879 die Missionsstation Gaza, aus der die heutige katholische Stadtpfarre „Zur Heiligen Familie“ hervorging.)

Herberge auch für Kaiser Franz Joseph

Das Österreichische Hospiz ist das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land und liegt an der Via Dolorosa. Das Grundstück für das Österreichische Hospiz wurde 1855 nach einem Besuch von Erzherzog Ferdinand Maximilian - später Kaiser Maximilian von Mexiko - erworben. Acht Jahre später konnte der großzügig dimensionierte Neubau eingeweiht werden. Das Hospiz wurde dem Erzbischof von Wien unterstellt.

Kaiser Franz Joseph besuchte 1869 das Hospiz auf seiner Reise zur Eröffnung des Suezkanals. Der Kaiser wohnte damals in dem kirchlichen Haus. In der Kapelle, dem Herzstück des Hospizes, findet sich die berühmte Darstellung Franz Josephs als König von Jerusalem. Wie seine Vorgänger trug der österreichische Monarch diesen Ehren-Titel. Bis 1918 war das Hospiz Schwerpunkt der österreichischen Präsenz im Orient. Es diente auch als Residenz des österreichischen Konsuls in Jerusalem.

Haus mit bewegter Geschichte

Im Ersten Weltkrieg konfiszierten die Briten nach der Einnahme von Jerusalem das Gebäude. Es wurde in ein Waisenhaus für einheimische Kinder umgewidmet, aber im Sommer 1919 wieder zurückgegeben. Einen Höhepunkt seiner Wirksamkeit erlangte das Haus, als während der Zwischenkriegszeit der damalige Rektor, Franz Fellinger, zum Generalvikar und Weihbischof des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem aufstieg.

1939 wurde das Haus von den Briten als „deutsches Eigentum“ beschlagnahmt, 1948 wurde das Hospiz von den Jordaniern als Lazarett und Krankenhaus für die arabische Bevölkerung eingerichtet. Das Hospiz wurde 1985 von Israel wieder seinem österreichischen kirchlichen Eigentümer zurückgegeben. Es ist heute eine Stiftung der katholischen Kirche in Österreich mit dem jeweiligen Wiener Erzbischof - aktuell Kardinal Christoph Schönborn - als Protektor. Rektor ist der Eisenstädter Diözesanpriester Markus Bugnyar.

religion.ORF.at/KAP

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