Charismatische Erneuerung zu Tagung im Vatikan

Die von den evangelischen Pfingstkirchen inspirierte katholische Charismatische Erneuerung (CE) hält zu Pfingsten eine Großtagung im Vatikan ab.

Mehr als 500 Leiter der Erneuerungsbewegung kommen ab Donnerstag zusammen, am Samstag ist eine Audienz bei Papst Franziskus geplant. Zum Feiertag tritt auch offiziell des Statut der vom Papst initiierten Anlaufstelle „Charis“ in Kraft, meldet Kathpress.

Dem 20-köpfigen Gremium, das beim Laien-Dikasterium angesiedelt ist, gehört auch der Wiener Diakon Johannes Fichtenbauer an. Er ist Präsident des Gemeinden-Netzwerks European Network of Communities und in der Erzdiözese Wien nicht nur Ausbildungsleiter für die Ständigen Diakone, sondern auch im Dialog mit den Freikirchen engagiert.

Gehört „vollständig zur Weltkirche“

Der „Charis“-Dienst soll keine rechtliche Autorität über die Erneuerungsgruppen haben, betonte der Vatikan. Zugleich werde jede Gemeinde die von „Charis“ angebotenen Dienste frei nutzen können. „Der Papst wollte, dass der Heilige Stuhl ‚Charis‘ schafft, damit die Charismatische Erneuerung und die gesamte Kirche wissen, dass die Charismatische Erneuerung vollständig zur Weltkirche gehört“, sagte der Sekretär des vatikanischen Laien-Dikasteriums, Alexandre Awi Mello, zuletzt dem Nachrichtenportal Vatican News.

Papst Franziskus mit Mitgliedern der Charismatischen Erneuerung (Catholic Charismatic Renewal (CCR)) am 3.Juni 2017 im Circus Maximus in Rom

APA/AFP/Andreas Solaro

Papst Franziskus mit Mitgliedern der Charismatischen Erneuerung (Catholic Charismatic Renewal (CCR)) anlässlich eines Jubiläums am 3. Juni 2017 im Circus Maximus in Rom

Erster Moderator von „Charis“ wird der belgische Mathematiker und Familienvater Jean-Luc Moens (68), der seit mehr als 45 Jahren in der Charismatischen Erneuerung engaigert ist. Papst Franziskus fordere die Charismatische Erneuerung mit Nachdruck dazu auf, sich um Arme und Bedürftige zu kommen sowie zu ihren ökumenischen Wurzeln zurückzukehren und auf die Einheit der Christen hinzuarbeiten, so Moens gegenüber Vatican News.

Zu ökumenischen Wurzeln zurück

Letzteres sei bei der Entstehung der Charismatischen Erneuerung sehr präsent gewesen, aber an vielen Stellen schrittweise aufgehoben worden, so Moens: „Der Papst bittet uns, es wieder in den Vordergrund zu stellen.“

Bereits zu Pfingsten 2017 waren anlässlich des 50-jährigen Bestehens der katholischen Charismatischen Erneuerung Christen unterschiedlicher Konfessionen zu einem internationalen Großtreffen in Rom zusammengekommen. An einem Abendgebet mit Papst Franziskus im Circus Maximus beteiligten sich Zehntausende. Der Papst würdigte damals das Entstehen der charismatischen Bewegung als ökumenisches Ereignis.

Elemente der Pfingstkirchen

Die Katholische Charismatische Erneuerung entstand 1967 als missionarische Studentenbewegung an der katholischen Duquesne-Universität in Pittsburgh (USA). Die Bewegung übernahm Elemente der protestantischen Pfingstkirchen wie die Taufe im Heiligen Geist und das Zungengebet. Wesentlicher Förderer der Charismatischen Erneuerung war der belgische Kardinal Leo Joseph Suenens (1904-1996).

Heute schätzt man die weltweite Mitgliederzahl auf mehr als 120 Millionen. Besonders lebendig ist die Charismatische Erneuerung etwa unter den lateinamerikanischen Katholiken in den USA, auch in Ländern Mittel- und Südamerikas besteht große Begeisterung. Papst Franziskus war vor seiner Berufung zum Bischof von Rom im Jahr 2013 Kardinal der argentinischen Erzdiözese Buenos Aires.

Einen starken Boom erlebten die „Charismatiker“ in den 1970er-und 1980er-Jahren in Frankreich, wo die Dominikaner, der Orden des Wiener Erzbischofs Christoph Kardinal Schönborn, die Pioniere waren. Eine Österreich-Gründung ist die im Jahr 1987 gegründete Loretto-Gemeinschaft mit Sitz in Wien.

religion.ORF.at/APA

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