Weltflüchtlingstag: Diakonie für gutes Miteinander

Die evangelische Diakonie sieht in der aktuellen politischen Situation eine Chance, wieder sachlich über ein gutes Zusammenleben von allen Menschen nachzudenken - auch mit geflüchteten Personen.

„Österreich hat derzeit die Chance, über vieles, das in den letzten Jahren stark ideologisch aufgeladen war, neu und auf einer sachlichen Ebene nachzudenken. Auch darüber, wie Integration von Menschen auf der Flucht in Österreich so gut gelingen kann, dass Zugewanderte als Bereicherung für die Zukunft des Landes wahrgenommen werden und nicht mehr als Feindbilder“, schrieb Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, in einer Aussendung im Vorfeld des Weltflüchtlingstags am 20. Juni.

Das Hilfswerk fordert einmal mehr qualitative Verbesserungen im Asylverfahren. „Um ein menschenrechtskonformes Asylsystem sicherzustellen“, müsse die Rechtsvertretung „auch in Zukunft strikt unabhängig gehalten werden“, so Moser mit Blick auf die im Mai im Parlament beschlossene Verstaatlichung der Rechtsberatung durch eine Bundesagentur.

Mehrere Konzepte nötig

Damit Integration erfolgreich sein kann, braucht es aus der Sicht der Diakonie zwei Dinge: Erstens ein Integrationskonzept für Österreich, das Bund, Länder und die Zivilgesellschaft einbinde. Denn nur wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen würden, könne Integration gelingen, so die Diakonie. Zweitens brauche es eine gute Begleitung während der Integrationsphase. Hierbei müsse individuell auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der einzelnen Menschen eingegangen werden.

Maria Katharina Moser

ORF

Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser setzt sich für gute Integrationsarbeit für ein gutes Zusammenleben ein

„Für Menschen auf der Flucht braucht es andere Konzepte als für Arbeitskräfte, die aus dem benachbarten Ausland zugewandert sind“. Besonders in der Übergangszeit – nach der Schutz-Zuerkennung – bräuchten Flüchtlinge eine umfassende Begleitung.

Dabei gehe es nicht nur um die Hilfe bei der Wohnungssuche, sondern auch um die Erstellung eines individuellen Integrationsplans, um Hilfe beim Anmelden für Sprachkurse, bei Bewerbungstrainings, bei Behördengängen, wie man sich hier in Österreich im Alltagsleben zurechtfinde und natürlich auch um die Sozialbetreuung im Wohnbereich, so die Aussendung.

Plädoyer für „Integrationsjahr“

Mit dem von der letzten Regierung wieder stark eingeschränkten sogenannten „Integrationsjahr“ war aus der Sicht der Diakonie ein richtiger Weg eingeschlagen worden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AMS haben dabei angepasste und individuelle Angebote für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammengestellt. Auch ein Arbeitstraining konnte in diesem Rahmen vermittelt werden.

„Über diesen Weg sollte neu nachgedacht werden“, so Moser. „Die Diakonie schlägt ein Netz von Integrationscoaches vor, das in Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Zivilgesellschaft in einem einheitlichen System für ganz Österreich organisiert werden soll.“ Die Menschen sollten von Integrations-Coaches begleitet und in die für sie passenden Integrationsangebote vermittelt werden. „Zentral wäre hierbei eine gute Kooperation mit der Wirtschaft, damit Arbeitserfahrungen unter realen Bedingungen erprobt werden können“, so Moser.

Integrationsarbeit braucht passende Angebote

Die Diakonie unterstützt und betreut seit Jahrzehnten Menschen auf der Flucht. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Integrationsangebote immer bereitwillig angenommen werden“, so die Diakonie-Direktorin.

„Zuletzt war es oft so, dass das Angebot die Nachfrage nicht decken konnte. Wir sehen dabei aber auch, dass für Menschen, die Krieg und Verfolgung erlebt haben, Zwang und Druck äußerst kontraproduktiv wirken: Sie bekommen Angst, seelische Probleme wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen verstärken sich, und sie scheitern bei Prüfungen. Mit Geduld und Verständnis lassen sich immer noch die besten Erfolge erzielen“.

religion.ORF.at

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