Caritas: Klimakrise führt zu Flüchtlingskrise

Auf den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Klimakrise und Flucht hat Caritas-Präsident Michael Landau im Vorfeld des Weltflüchtlingstags am 20. Juni hingewiesen. Die Klimakrise zwinge immer mehr Menschen zur Flucht, kritisierte Landau am Dienstag in einer Aussendung.

Der Caritas-Präseident berief sich dabei auf eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien. Die durch den Klimawandel angestoßenen Dürreperioden und die Wasserknappheit führten zu Ernteausfällen und so zur Landflucht. „Wenn die Städte den Menschen nicht genügend Arbeit und damit Lebensgrundlagen bietet, entstehen Unruhen und Kriege.“

Klimakrise erzeugt Hungerkrise

Betroffen seien vor allem Länder Afrikas und Asiens, die mehrheitlich von der Landwirtschaft lebten, viele davon mit Subsistenzwirtschaft. Vertrocknet die Ernte oder verhindern Überschwemmungen die Aussaat, sei Hunger in weiten Teilen der Bevölkerung die Folge. „Also trifft die Klimakrise jene am stärksten, die sie am wenigsten verursachen. Auch das dürfen wir nicht vergessen, wenn wir über Menschen auf der Flucht nachdenken“, so Landau.

Die Klimakrise habe so dazu geführt, dass die Zahl der hungernden Menschen weltweit seit langem wieder - auf derzeit 821 Millionen - gestiegen sei. Dabei sei Hunger kein Naturgesetz, sondern vielmehr ein Skandal, „den wir beenden können, wenn wir das wollen, denn es gibt mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO (SDG) einen Masterplan für eine bessere Welt“, betonte der Caritas-Chef. Allerdings seien sowohl Österreich als auch die Europäische Union bei der Umsetzung dieser Ziele säumig. Landau forderte deshalb einen konkreten Plan zur schrittweisen Umsetzung sowohl auf Österreich-als auch auf Europaebene.

Caritas-Präsident Michael Landau

APA/Roland Schlager

Caritas-Präsident Michael Landau

Caritas für faire Handelsbedingungen

Die Caritas selbst leistet Ernährungshilfe und arbeitet daran, Familien und Dörfer widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu machen. Schulungen im nachhaltigen Anbau sollen die Ernährungssicherheit in den Ländern Afrikas und Asiens erhöhen. „Wir alle können mithelfen, den weltweiten Hunger bis 2030 zu beenden und die Welt so zu gestalten, dass möglichst alle Menschen ein gutes Leben führen können“, heißt es in der Aussendung.

Jedes Land sei in die Pflicht zu nehmen, „wenn es darum geht, die Klimakrise zu stoppen, Handelsbeziehungen fair zu gestalten oder Entwicklungszusammenarbeit auszuweiten“. Eine Welt ohne Hunger und Krieg dürfe keine Vision bleiben, Hilfe vor Ort rette Leben und gebe Zukunftschancen.

„Verlorene Generation“ verhindern

Weltweit sind derzeit offiziellen Daten zufolge rund 70 Millionen Menschen auf der Flucht, 85 Prozent von ihnen in Entwicklungsländern. Allein der Konflikt in Syrien hat 700.000 Kinder zu Flüchtenden gemacht. „Diese Kinder kennen nichts anderes als Krieg und Flucht, das ist eine Katastrophe“, so Landau. Der Caritas-Präsident forderte politische Verantwortungsträger deshalb auf, hier Unterstützung zu leisten, „sonst wächst hier eine verlorene Generation heran“.

Kinder bräuchten ein Leben in Sicherheit und Zugang zu Bildung, damit sie sich gut entwickeln können. „Diese Kinder zu unterstützen, ist in ihrem und unserem Interesse.“ Mit einem speziellen Bildungsprogramm unterstützt die Caritas Österreich 10.000 Kinder in Jordanien, im Libanon und auch in Syrien.

Legale Wege nach Europa

Auch die Organisation Südwind meldete sich anlässlich des bevorstehenden Weltflüchtlingstages zu Wort und forderte eine „verantwortungsvolle, solidarische Migrationspolitik“, die die Einhaltung der Menschenrechte sicherstellt. Europaweit haben sich deshalb über 30 Gemeinden, Inseln und Regionen zusammengeschlossen, die sich mit einer Petition an das neu gewählte EU-Parlament sowie die EU-Kommission richten.

Darin appellieren die Unterzeichner, rasch eine kohärente Migrationspolitik umzusetzen, die „sowohl die Bedürfnisse der Bewohner der Grenzgemeinden bedenkt, als auch solidarisch mit Migranten ist“, legale und sichere Migrationswege zu schaffen sowie einen „Europäischen Tag des Gedenkens und Willkommens“ am 3. Oktober einzuführen. Am 3. Oktober 2013 ertranken vor der Küste der italienischen Insel Lampedusa 368 Menschen auf der Flucht.

religion.ORF.at/KAP/APA

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