D: Evangelischer Kirchentag mit Gottesdienst beendet

Der Evangelische Kirchentag ist mit einem großen Abschlussgottesdienst zu Ende gegangen. Tausende Menschen kamen am Sonntagmorgen zu dem Gottesdienst ins Dortmunder Fußballstadion.

Zehntausende Menschen haben sich beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund für eine humanere Flüchtlingspolitik und gegen Rechtsextremismus stark gemacht. „Wir alle können etwas tun und uns mit unserem Vertrauen Spaltern und Hetzern entgegenstellen“, sagte Kirchentagspräsident Hans Leyendecker beim Schlussgottesdienst am Sonntag in der Arena des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund.

Angela Merkel

APA/AFP/dpa/Oliver Berg

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel war als prominentester Gast geladen

Merkel als prominentester Gast

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Samstag im Zusammenhang mit dem mutmaßlich rechtsextrem motivierten Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) vor einem Verlust der Glaubwürdigkeit in staatliche Institutionen gewarnt. Der Fall müsse ohne jedes Tabu aufgeklärt werden. „Sonst haben wir einen vollkommenen Verlust der Glaubwürdigkeit. Und der ist natürlich das Gegenteil von dem, was wir brauchen, nämlich Vertrauen.“

Die CDU-Politikerin wurde als prominentester Gast des fünftägigen Protestantentreffens stürmisch gefeiert. Merkel erinnerte zudem an ihr Versprechen an die Angehörigen der NSU-Opfer, die Verbrechen der Neonazi-Terrorzelle vollständig aufzuklären.

Entschlossene Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer

Im Mittelpunkt des Kirchentags stand auch die Forderung nach einer entschlossenen Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. „Kirchentag benennt Unrecht, er erhebt seine Stimme für Menschen, die täglich im Mittelmeer zu ertrinken drohen“, sagte Generalsekretärin Julia Helmke. Zudem positionierte sich der Kirchentag für einen stärken Umwelt- und Klimaschutz sowie für den Schutz von Frauen, Kindern und Minderheiten.

Merkel betonte in ihrer Rede in fast schon pastoraler Form: „Wir können die Erderwärmung stoppen, wir können den Hunger besiegen, wir können Krankheiten ausrotten, wir können den Menschen, besonders den Mädchen, Zugang zu Bildung verschaffen, wir können die Ursachen von Flucht und Vertreibung bekämpfen. Das alles können wir schaffen.“

Mangel an Kontroverse und Konflikt

Leyendecker sprach von einer „großartigen“ Veranstaltung. Kritiker bemängelten, die klar vorformulierte politische Agenda habe bei den gesellschaftspolitischen Podiumsdiskussionen oft für einen Mangel an Kontroverse und Konflikt gesorgt. Leyendecker räumte ein, manche Debatten hätten schärfer geführt werden können.

Seit Mittwoch hatten 121.000 Menschen am Kirchentag mit knapp 2.400 Veranstaltungen teilgenommen. Die Zahl der Dauerteilnehmer ging allerdings zurück. Nur 80.000 Menschen hatten sich eine Dauerkarte für das Protestantentreffen in der Ruhrmetropole gesichert. Bei den jüngsten Evangelischen Kirchentagen in Berlin und Wittenberg 2017 (105.000), Stuttgart 2015 (97. 000) und Hamburg 2013 (117.000) waren es deutlich mehr.

Leyendecker sagte dazu, eine Zahl entscheide nicht darüber, „ob ein Kirchentag gut oder schlecht“ gewesen sei. Wenn ein paar Tausend Menschen weniger vor Ort gewesen seien, sei „das nicht ein Beweis dafür, dass der Sturzflug nicht mehr zu vermeiden ist“.

religion.ORF.at/dpa