I: Kampagne für Freilassung der Sea-Watch-Kapitänin

Linksparteien, Gewerkschaften und katholische Verbände haben in Italien eine Kampagne für die Freilassung der am Samstag festgenommenen Kapitänin des Rettungsschiffes „Sea-Watch 3“, Carola Rackete, gestartet.

Die Kapitänin hat trotz Verbots der italienischen Behörden 40 Migranten nach Lampedusa geführt. „Free Carola“ lautet der Slogan der Kampagne, die auch massiv auf sozialen Medien geführt wird.

Carola Rackete geht von Bord der Sea Watch

APA/LOCALTEAM/AFP/Anaelle Le Bouedec

Carola Rackete wurde am Samstag auf Lampedusa unter Hausarrest gestellt

Geplante Demonstrationen zur Freilassung

Demonstrationen sind in den nächsten Tagen für die 31-jährige deutsche Kapitänin geplant. Die oppositionelle Demokratische Partei (PD) betonte, Rackete habe aus humanitären Gründen dem italienischen Verbot getrotzt und das Schiff in den Hafen Lampedusa geführt.

„Rackete trotzt ungerechten Gesetzen“, war auf einem Spruchband in Verona zu lesen. Hunderte Personen hatten am Freitagabend in der norditalienischen Stadt für die Landung der Migranten demonstriert, die sich noch an Bord des Schiffes befanden.

Bei der Regenbogenparade am Samstagnachmittag in Mailand, an der sich tausende Demonstranten beteiligten, wurden Spruchbänder mit Solidaritätserklärungen mit der Kapitänin ausgerollt.

Internationale Kritik an Italien

Deutschland rief indes Italien auf, NGOs und Rettungsaktionen im Mittelmeer nicht zu „kriminalisieren“. „Die Rettung von Menschenleben im Meer ist eine humanitäre Pflicht und darf nicht kriminalisiert werden“, so der deutsche Außenminister Heiko Mass laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Der französische Innenminister Christophe Castaner kritisierte Italien wegen seiner Einwanderungspolitik der „geschlossenen Häfen“. Privaten Rettungsschiffen den Zugang zu den italienischen Häfen zu verbieten, sei eine Verletzung des internationalen Seerechts.

Castaner kritisierte, dass die italienische Regierung in Sachen Einwanderung Beschlüsse fasse, die nicht mit den EU-Partnern abgesprochen worden seien. Danach beklage sich Italien über fehlende Solidarität der EU-Mitgliedsstaaten und der Europäischen Union, was nicht stimme. Frankreich habe zuletzt im Rahmen des Umverteilungsmechanismus 400 in Italien gelandete Migranten aufgenommen, sagte Castaner.

Italienischer Innenminister beharrt auf hohen Strafen

Der italienische Innenminister Matteo Salvini scheint die Worte Castaners ignorieren zu wollen. Aus Kreisen des Innenministeriums verlautete am Samstag, dass Salvini eine Verschärfung der Geldstrafen für NGOs plane, die Migranten nach Italien bringen. Derzeit beträgt die Strafe 50.000 Euro.

Die italienische Regierung hatte vor zwei Wochen ein umstrittenes Sicherheitsdekret beschlossen, wonach Kapitäne, Eigentümer und Betreiber von Flüchtlingsschiffen mit bis zu 50.000 Euro Strafe, sowie mit der strafrechtlichen Verfolgung wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung und mit Beschlagnahme der Schiffe rechnen müssen, wenn für die Einfahrt in die italienischen Hoheitsgewässer keine Genehmigung vorliegt.

religion.ORF.at/APA