D: Flüchtlingsbischof fordert Seenotrettung

Der deutsche katholische „Flüchtlingsbischof“, Stefan Heße, hat die Freilassung der Kapitänin der „Sea-Watch 3“, Carola Rackete, begrüßt: „Frau Rackete folgte einem klaren ethischen Imperativ: Ertrinkende muss man retten, ohne Wenn und Aber.“

Das sagte der Hamburger Erzbischof am Donnerstag dem Internetportal katholisch.de in Bonn. „Das passt auch sehr gut mit dem Evangelium zusammen. Wer wie die Kapitänin ein Menschenleben rettet, steht in der Nachfolge Jesu.“ Rackete habe aus einer klaren humanitären Notlage heraus gehandelt, fügte Heße hinzu. „Ich bewerte das als eine sehr fundierte Entscheidung und nicht als willkürlichen Gesetzesbruch.“

Der Erzbischof sprach sich für eine gemeinsame europäische oder internationale Flüchtlings- und Migrationspolitik aus. „Dabei ist Seenotrettung nur ein Element.“ Solange die Staaten zu so einer gemeinsamen Lösung nicht in der Lage sind - oder das sogar verweigern -, halte er eine privat organisierte Seenotrettung für notwendig.

Rettungsschiff von Kirchen „starkes Signal“

Zurückhaltend zeige sich Heße zu Forderungen, die Kirchen sollten selber ein Rettungsschiff ins Mittelmeer schicken. „Ich habe von dem Vorschlag gehört und finde, dass damit ein starkes Signal gesetzt wird“, sagte er. Ob allerdings die Evangelische Kirche in Deutschland oder die Deutsche Bischofskonferenz die richtigen Träger seien, sei für ihn fraglich.

Es wäre besser, wenn Nichtregierungsorganisationen mit entsprechendem Know-how tätig würden. Heße betonte zudem, dass es auf Seiten der katholischen Kirche konkrete Taten gebe. Einzelne Bischöfe hätten sich bei Rettungsmissionen finanziell eingebracht.

„Das Schiff wird kommen“

Der deutsche EU-Abgeordnete Sven Giegold von den Grünen hatte zuletzt eine Petition für ein Schiff der evangelischen Kirche Deutschlands initiiert. Er unterstrich gegenüber dem Kölner Onlineportal domradio.de seine Forderung nach kirchlicher Seenotrettung.

„In Ländern, in denen nach wie vor gerade die katholische Kirche - aber auch die Kirchen insgesamt - eine wichtige Rolle spielen, dürfte es den Regierungen sehr schwerfallen, ein kirchliches Schiff genauso schlecht zu behandeln, wie wir das jetzt mit der ‚Sea-Watch 3‘ erlebt haben“, so das Präsidiumsmitglied des evangelischen Kirchentags mit Blick auf Italien, Griechenland und Malta. Es wäre eine Hürde, denn so lege man sich mit vielen Millionen Christen an, die dieses Elend nicht mehr ertragen wollten. „Das Schiff wird kommen“, resümierte er.

Asylverfahren „verlässlich und transparent“

Der katholische „Flüchtlingsbischof“ Heße forderte zudem, es müsse sichere und legale Wege nach Europa geben. „Asylverfahren müssen klar geregelt sein; sie müssen verlässlich und transparent durchgeführt werden.“ Außerdem müsse jeder Staat seiner Verantwortung nachkommen.

Der deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) wies indes Kritik an der Flüchtlingspolitik zurück. „Uns braucht niemand vorzuwerfen, dass wir eine inhumane Politik machen“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. Deutschland nehme von jedem Schiff der Seenotrettung, das in Italien ankomme, Menschen auf. Der große Skandal sei doch, dass die EU in der Flüchtlingspolitik katastrophal versagt habe. „Es steht außer Frage, dass Menschen vor dem Ertrinken gerettet werden müssen, das ist eine christliche Pflicht“, betonte er. „Aber wir können das Problem nicht alleine lösen.“

religion.ORF.at/KAP/KNA

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