Papst Franziskus empfing verspäteten Putin im Vatikan

Papst Franziskus hat den russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin zu einer Audienz im Vatikan empfangen. Putin war am Donnerstagnachmittag mit einer 50-minütigen Verspätung angekommen.

Schon bei seinem ersten Treffen mit Franziskus 2013 war Putin mit einer Verspätung von 50 Minuten erschienen. Beim zweiten Treffen 2015 kam er 70 Minuten zu spät. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen fuhr das russische Staatsoberhaupt kurz nach 14.00 Uhr in einer gepanzerten russischen Limousine und von einem langen Autokonvoi begleitet über die Via della Conciliazione und den Petersplatz vor.

Im vatikanischen Damasushof wurde der russische Präsident wie üblich vom vatikanischen Protokollchef Erzbischof Georg Gänswein und der Schweizergarde empfangen. Dieser begleitete die Delegation zum Treffen mit dem Papst. Franziskus empfing Putin mit einem Lächeln und einem festen Händedruck.

Präsident Wladimir Putin und Papst Franziskus

Reuters/Alessandro di Meo

Die private Begegnung fand in der Privatbibliothek des Apostolischen Palasts statt

Krisen in Syrien und Ukraine

Umweltschutz, weltweite Krisen und verstärkte Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich waren Themen des etwa einstündigen Gesprächs von Papst Franziskus und Russlands Präsident Wladimir Putin am Donnerstagnachmittag im Vatikan. Konkret sei es um die Lage in Syrien, Venezuela und der Ukraine gegangen, teilte der Vatikan nach dem Treffen in der Privatbibliothek des Apostolischen Palasts mit.

Putin war bereits von Papst Johannes Paul II. im Juni 2000 und im November 2003, sowie von Papst Benedikt XVI. im März 2007 empfangen worden.

Erzbischof Georg Gänswein empfängt den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Vatikan

APA/AP/Tiziana Fabi

Erzbischof Georg Gänswein empfing den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Vatikan

Der russische Präsident plant am Donnerstag auch Treffen mit Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella und mit Premier Giuseppe Conte. Am Donnerstagnachmittag beteiligte sich Putin an einem russisch-italienischen Gipfel im römischen Außenministerium.

Außerdem ist eine Begegnung mit seinem Freund, dem Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi, geplant. Putin hatte sich im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Donnerstag-Ausgabe) lobend über Berlusconi geäußert. „Silvio ist ein Politiker von Weltformat, ein wahrer Leader, der die Interessen seines Landes auf dem internationalen Parkett fördert“, sagte Putin. Berlusconi habe sich stark für die Entwicklung guter Beziehungen zu Russland engagiert.

Spekulationen über Russland-Besuch

Das letzte Treffen zwischen dem Papst und dem Kreml-Chef war besonders brisant wegen des Ukraine-Konflikts, den Papst Franziskus immer wieder anprangert. Bei dem Treffen vor vier Jahren sparte der der Argentinier nicht mit klaren Worten und Zeichen, mit denen er Frieden anmahnte. Dennoch hatten Staatsmedien in Moskau die Zusammenkunft als Coup des Kreml in Krisenzeiten mit dem Westen bezeichnet.

Präsident Wladimir Putin und Papst Franziskus

APA/AP/Alessandro Di Meo

Zur Sprache kamen bei vergangenen Treffen auch der Krieg in Syrien und die Christenverfolgung in dem Land sowie die Beziehungen zwischen katholischer und orthodoxer Kirche. Immer wieder wird spekuliert, dass Franziskus Russland besuchen will. Doch die russisch-orthodoxe und die katholische Kirche sind gespalten – daher war noch nie ein Papst in dem Land.

religion.ORF.at/dpa/KAP/APA