Putin über „sehr gutes Gespräch“ mit Papst

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bei seinem Vatikan-Besuch am Donnerstag nach eigenen Angaben ein „sehr gutes Gespräch“ mit Papst Franziskus.

Man habe über mehrere internationale Themen, humanitäre Fragen sowie die Entwicklung der bilateralen Beziehungen zwischen Russland und dem Vatikan gesprochen, sagte Putin am Donnerstagabend in Rom bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem italienischen Regierungschef Giuseppe Conte.

„Es ist wichtig, dass Russland und der Vatikan übereinstimmende Positionen zu den traditionellen Werten und zur Förderung des interreligiösen, zivilisationsübergreifenden Dialogs vertreten“, so Putin nach Angaben der Agentur Interfax.

Russlands Präsident Wladimir Putin bei Papst Franziskus

APA/AP/Alexei Druzhinin, Sputnik, Kremlin Pool Photo

Über Hilfe für Syrien und Christen im Nahen Osten wurde Putin zufolge gesprochen - und über russische Literatur

Rund einstündiges Gespräch

„Wir haben die Themen Schutz der christlichen Bevölkerung im Nahen Osten und humanitäre Hilfe für Syrien angesprochen“, sagte der russische Staatschef bei dem Pressetermin. Zuvor bereits hatte der Vatikan in einem Kommunique bekannt gegeben, dass es bei dem rund einstündigen Gespräch zwischen Putin und Franziskus am Donnerstagnachmittag um Umweltschutz und weltweite Krisen, konkret die Lage in Syrien, Venezuela und der Ukraine, gegangen sei.

Dostojewski und Tolstoi auf dem Tisch

Laut einem Bericht auf der Internetseite des Kreml sagte Putin außerdem beim Abendessen mit Regierungschef Conte in Rom, der Papst habe ihm erlaubt, öffentlich zu sagen, dass Klassiker der russischen Schriftsteller Fjodor Dostojewski (1821-1881) und Leo Tolstoi (1828-1910) immer auf seinem Tisch lägen. „Ich sage unseren Priestern, man kann kein wirklicher Priester sein, ohne Dostojewskis Bücher und die ganze Tiefe seiner Philosophie zu kennen“, zitierte Putin demnach Franziskus.

Russlands orthodoxe Kirche begrüßte die Begegnung Putins mit dem Papst. Aus kirchlicher Sicht sei das Treffen „bedeutsam und nützlich“, schrieb ihr Sprecher Wladimir Legoida laut russischen Nachrichtenagenturen im Kurznachrichtendienst Telegram. Als Grund nannte er, dass der Vatikan und Russland in einer Reihe von weltpolitischen Fragen „ähnliche Positionen“ vertreten würden. Beiden Staaten seien etwa die traditionellen Werte Ehe und Familie und der Schutz der Rechte von Christen in den Ländern wichtig, in denen sie verfolgt würden.

Russland-Besuch des Papstes kein Thema

Eine Russland-Reise des Papstes lehnt die russisch-orthodoxe Kirche dennoch weiter ab. „In unserer Kirche sind viele Bischöfe, Priester und Gläubige nicht dazu bereit, ihn zu empfangen“, sagte der Außenamtschef des Moskauer Patriarchats Metropolit Hilarion Anfang Juni. Das Patriarchat wolle nicht, dass sich „durch solche Stimmungen“ das Verhältnis zwischen beiden Kirchen verschlechtere. Stattdessen ziehe man es vor, „langsam vorzugehen, ohne plötzliche Schritte“. Die Beziehungen seien auf einem „positiven“ Weg.

Kreml-Sprecher Dimitri Peskov bestätigte am Freitag zudem, dass eine etwaige Russland-Reise des Papstes kein Thema des Gesprächs zwischen Putin und Papst Franziskus gewesen sein. Putin-Berater Jurij Uschakow hatte schon vor dem Besuch im Vatikan klar gemacht, dass eine allfällige Einladung des Papstes zu einer Russland-Reise nicht auf dem Programm der Begegnung stehe.

Weder Moskau noch der Vatikan würden diese Frage ins Gespräch bringen, hatte Uschakow vor Journalisten in der russischen Hauptstadt am Mittwoch klargestellt. Papst Franziskus sei nicht nur ein Staatsoberhaupt, sondern auch das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, daher könne eine solche Einladung nur gemeinsam mit den Repräsentanten der russisch-orthodoxen Kirche überlegt werden.

religion.ORF.at/KAP

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