Vatikan stellt klar: Nach wie vor Petrus-Reliquien in Rom

Der Vatikan hat am Sonntag klargestellt, dass Papst Franziskus nur einen Teil der Apostel Paulus zugeschriebenen Knochenfragmente (Reliquien) aus dem Vatikan an den orthodoxen Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel verschenkt hat.

Das hat der Archäologe Pietro Zander von der Bauhütte von Sankt Peter im Interview des vatikanischen Nachrichtenportals Vatican News (Sonntag) klargestellt. Die neun in einer historischen Geste verschenkten Knochenfragmente stammen demnach ursprünglich aus einer größeren Gruppe von Knochen, die heute noch in der Nische der sogenannten ‚Mauer G‘ unterhalb des Papstaltars im Petersdom erhalten sind.

Papst Paul VI. (1963-78) habe genau an dieser Stelle, an der das Grabmal Petri vermutet wird, am 26. Juni 1968 exakt 19 durchsichtige Plexiglaskästchen mit Knochenfragmenten des ersten Papstes anbringen lassen, erklärte Zander, der in der „Fabbrica di San Pietro“ die Abteilung für Nekropolen leitet: „Von dieser Reliquiengruppe wurden damals neun Knochenteile ausgegliedert, die in die Privatkapelle der päpstlichen Wohnung des Apostolischen Palastes gebracht wurden, um den Anliegen und dem Willen des Heiligen Vaters zur Verfügung zu stehen.“

Pilgerungen zu Petrus-Reliquien

Seit vielen Jahrhunderten pilgern Christinnen und Christen aus aller Welt nach Rom, um die Reliquien des Heiligen Petrus zu verehren. Beim jüngsten Besuch einer Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel anlässlich des Apostelfests Petrus und Paulus am vergangenen Wochenende (29. Juni) überraschte Papst Franziskus daher nicht nur die Delegation aus Konstantinopel, indem er ihr ein Behältnis (Reliquiar) mit Petrus-Reliquien übergab, das seit 1971 in der Papstkapelle im Apostolischen Palast aufbewahrt worden war.

Statue des Apostel Petrus in Rom - im Hintergrund eine Messe

Reuters/Stefano Rellandini

Viele Pilger kommen wegen Petrus Reliquien nach Rom

Franziskus sagte über das Reliquiengeschenk an die orthodoxe Kirche, der Gedanke sei ihm am Abend zuvor im Gebet gekommen. „Im Gebet habe ich mir letzte Nacht gedacht: Diese heiligen Reliquien wären besser in Konstantinopel, im Phanar [dem Sitz des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, Anm.] ... Das ist nicht ein Geschenk von mir, sondern ein Geschenk von Gott“, vertraute er dem griechisch-orthodoxen Erzbischof Job (Getcha) an, als er diesem am 29. Juni bei einer gemeinsamen Begehung der päpstlichen Privatkapelle von seiner Absicht berichtete, die dort verwahrten Petrusreliquien an den Ökumenischen Patriarchen zu verschenken.

Geschenk „großartige, brüderliche Geste“

Das Reliquiar wurde in der Folge vom Vizesekretär des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Andrea Palmieri, in den Phanar in Istanbul gebracht. Bereits am Sonntag, 30. Juni, verehrte Patriarch Bartholomaios, der das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie ist, die Petrus-Reliquien erstmals bei einer Liturgie in der Zwölfapostel-Kirche im Stadtteil Feriköy und würdigte Papst Franziskus für dessen „großartige, brüderliche und historische Geste“.

„Das Petrusgrab war seit jeher Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit und großer Verehrung“, resümierte Archäologe Zander von der Bauhütte von Sankt Peter im „Vatican News“-Gespräch: „Deshalb sind diese Reliquien von grundlegender Bedeutung für die Christenheit.“

Reliquienschrein des Apostel Petrus

Reuters/Stefano Rellandini

Papst Franziskus mit dem Reliquienschrein des Heiligen Petrus

Auffindung der Reliquien 1986 verkündet

Papst Pius XII. (1939-58) hatte 1939 grünes Licht für Ausgrabungen unter dem Petersdom gegeben; dabei wurde der Ort des Petrus-Grabes entdeckt, doch wurden zunächst keine Knochensplitter gefunden. Erst neue Grabungen ab 1952 förderten mutmaßliche Reliquien des Heiligen Petrus zutage. Papst Paul VI. (1963-78) war von der Echtheit der Reliquien überzeugt, er kündigte im Juni 1968 bei einer Generalaudienz überraschend ihre Auffindung an.

Papst Franziskus selbst hat seine Verehrung der Petrusreliquien mehrfach bekundet. Eine Woche nach seiner Wahl zum Papst, am Ostermontag 2013, stieg er überraschend in die Grotten des Petersdoms und kniete vor dem Petrusgrab zum stillen Gebet nieder. Im selben Jahr ließ er zum Abschluss des Jahres des Glaubens am Christkönig-Sonntag Petrusreliquien zur öffentlichen Verehrung ausstellen.

religion.ORF.at/KAP

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