Kirchenreformer hoffen auf Amazonien-Synode

Österreichs Kirchenreform-Bewegungen erwarten von der vom 6. bis 27. Oktober anstehenden Bischofssynode zu Amazonien auch für die Kirche in Europa relevante Ergebnisse.

Eine Öffnung in der Frage des Zölibats sowie der Frage des Priestertums für Frauen sei zwar „nicht realistisch, aber auch nicht unwahrscheinlich“, so die Einschätzung des Obmanns der Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller. Die Kirchenversammlung im Vatikan werde eine spannende Mischung aus ökologischen Anliegen und solchen der Kirchengemeinden vor Ort zum Inhalt haben. Der frühere Wiener Generalvikar äußerte sich am Donnerstag bei einer Wiener Pressekonferenz gemeinsam mit der Plattform Wir sind Kirche, der Laieninitiative und der Gruppierung Priester ohne Amt.

Der Sprecher der Pfarrer Initiative Helmut Schüller

APA/Robert Jäger

Pfarrer-Initiative-Obmann Helmut Schüller

Schüller kündigte an, dass bei der Synode einige Bischöfe aus Brasilien unter der Führung des aus Vorarlberg stammenden Bischof Erwin Kräutler dem Papst ein vom Missionsbischof Fritz Lobinger und dem Theologen Paul M. Zulehner entwickeltes Modell für die Beauftragung von Gemeindemitgliedern zur Feier der Eucharistie vorschlagen werden.

Neue Formen für Gemeinden

Der Grund dafür sei der Mangel an Priestern, der in der Amazonas-Region besonders stark sei. Aufgrund dieser Situation werde die Kirche nicht umhin kommen, neue Formen für die Versammlung der Gemeinden zu finden. Aufgrund dieser Notsituation würden dann Blockaden fallen, etwa „dass nur Männer, die ehelos sind und ein akademisches Studium aufweisen können, Priester sein dürfen“, sagte der Obmann der Pfarrer-Initiative.

Der geplante Vorstoß werde in dieser öffentlichen Form eine Premiere in der Kirchengeschichte sein, hob Schüller die Bedeutung hervor und signalisierte „volle Unterstützung“. Er hoffe inständig darauf, dass es bei der Synode „massiven“ Rückhalt für den Kräutler-Vorschlag aus anderen Kontinenten geben werde - „dass man die Bischöfe nicht im Regenwald stehen lässt“. Bloßes Zurücklehnen und Abwarten von anderen wohlwollenden Bischöfen wäre unfair, denn „es würde bedeuten, Schuld an der Zukunft der Kirche auf sich zu laden“.

Priestertum für Frauen

Bewegung in der Kirche hinsichtlich der Frage des Frauenpriestertums erwartet Martha Heizer, die Vorsitzende von Wir sind Kirche. Frauen sein in Amazonien die wichtigsten Träger für das Gemeindeleben und müssten daher von der Kirche Aufwertung und Anerkennung als vollwertige Mitglieder erfahren. Dass der Zugang zum Priesteramt für sie verschlossen sei, vermittle den Frauen einerseits Minderwertigkeit, zugleich verstärke die Kirche damit aber auch bestehende soziale Ungleichheit und hindere sich selbst daran, „von den Regierungen vollmundig Gerechtigkeit einfordern zu können“.

Vollversammlung "Wir sind Kirche" in Salzburg

ORF / Marcus Marschalek

Martha Heizer, Vorsitzende von Wir sind Kirche

Dass sich mit einer Synode gleich alles verändere, sei nicht zu erwarten, dämpfte Schüller vorschnelle Erwartungen. „Doch auch wenn es kleine tektonische Verschiebungen gibt, können auf diese dann wieder andere Bewegungen aufsetzen. Das ist auch schon was.“ Worauf er hoffe, sei zumindest eine Öffnung für eine Region „ad experimentum“.

Steigender Druck

Werde der Vorschlag nur abgeschmettert, werde der Druck weltweit steigen. Die Pfarrgemeinden würden dann zunehmend "das tun, was sie wollen, sagte der Obmann der Pfarrer-Initiative. In österreichischen Pfarrgemeinden werde man dann zur „Selbsthilfe“ greifen und „Männer und Frauen vorschlagsreif auf priesterliche Dienste vorbereiten“.

Solidarisch erklärten sich die Vertreter der Kirchenreform-Bewegungen mit den Schüler-Klimastreiks wie auch mit dem Klimavolksbegehren. Die Erfahrungen, welche die heutigen Vorkämpfer des Klimaschutzes machten, kenne man selbst zu gut, erklärte Heizer: „Gefühle wie Ohnmacht, dass man scheinbar ins Leere ruft, dass Verantwortliche tun als wäre nichts, dass man zuschauen muss, wie das Haus zu brennen beginnt, und viele bloße Lippenbekenntnisse gemacht werden.“

„Kirchenvolkskonferenz“

Gelernt habe man, dass es auf Mut, Entschlossenheit und Zivilcourage ankomme, „und darauf, dass man nicht länger um Erlaubnis fragen soll. Auch die streikenden Schüler tun dies nicht.“

Die Vertreter der Kirchenreform-Bewegung veranstalten parallel zur Bischofssynode am 12. Oktober eine „Kirchenvolkskonferenz“ im Wiener Kardinal-König-Haus. Unter dem Titel „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ sprechen u. a. der Theologe Wunibald Müller, die Opferschutz-Expertin Christiane Sauer, Priester ohne Amt-Vorsitzende Herbert Bartl und die Religionslehrerin Renate Bachinger über Vorschläge zu neuen Zugangsformen zum Priesteramt, kündigte bei der Pressekonferenz der Laieninitiative-Vorsitzende Peter Pawlowsky an.

religion.ORF.at/KAP

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