Neues Kirchendokument zu Mission

Anlässlich des von Papst Franziskus für Oktober ausgerufenen außerordentlichen Monats der Weltmission hat die Deutsche Bischofskonferenz (DKB) ein neues Dokument zur weltweiten Mission vorgestellt.

Das Bischofswort will die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte analysieren und fragt nach einer Weiterentwicklung des Begriffs der christlichen Mission. Die Kirche könne Menschen nur erreichen, wenn sie die Weltsituation, Lebenswelten und kulturelle Entwicklungen begreife und berücksichtige, so ein Grundtenor. Präsentiert wurde das 74-seitige Papier mit dem Titel „Evangelisierung und Globalisierung“ am Rande der aktuellen Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda.

„Die Kirche ist von ihrem Wesen her universal. Sie will alle Menschen ansprechen. Und deshalb kann man sagen: Das Zeitalter der Globalisierung ist in besonderer Weise das Zeitalter der Kirche“, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, bei dem Pressetermin am Dienstag.

Erzbischof Ludwig Schick

APA/dpa/AFP/Uwe Zucchi

Erzbischof Ludwig Schick präsentierte das 74-seitige Papier zur „Mission in Zeiten der Globalisierung“

Das neue Bischofswort lege dar, wie die aktuelle weltgesellschaftliche Situation durch eine fortschreitende Globalisierung - also eine Vernetzung aller Lebenssphären wie Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur - durch Migration und weltumspannende Informations- und Kommunikationstechnologien charakterisiert ist. Auf religiöser Ebene werde das Zeitalter durch Pluralisierung und Differenzierung ebenso wie durch Säkularisierung und Fundamentalismus bestimmt.

Kirche als globale Gemeinschaft

In diesem Umfeld hält die katholische Kirche an ihrem Anspruch zur Mission aller fest. Mission, so Schick, habe im Laufe der Kirchengeschichte stets eine Übersetzung der christlichen Botschaft in die verschiedenen Sprachen, aber auch eine Übersetzung in die kulturellen Kontexte hinein bedeutet. Angesichts der Globalisierung sei es heute notwendig, die Kirche stärker als globalen Akteur und als weltweites Netzwerk zu gestalten.

„Um die Chancen zu nutzen, die die heutige Situation für die Verbreitung des Glaubens bietet, ist es erforderlich, dass wir uns als Kirche immer mehr und intensiver als globale Gebets-, Solidar- und Lerngemeinschaft vollziehen“, sagte der Erzbischof.

Gegen „folgenlose Wohlfühlspiritualität“

Mission oder auch Evangelisierung hat aus Schicks Sicht immer eine soziale Dimension. Berühmte Missionare seien oft Pioniere der Bildung und der Gesundheitsversorgung gewesen. Auch das Bemühen um Frieden und Gerechtigkeit gehörten aus christlicher Sicht zur Verkündigung des Reiches Gottes, erinnerte der Erzbischof von Bamberg.

Die „Förderung einer Solidaritätskultur“ stehe gegen eine „folgenlose Wohlfühlspiritualität auch im Christentum“. Katholischen Glauben könne es nicht ohne Bereitschaft zur Solidarität geben. Auch die Bewahrung der Schöpfung, also Umweltschutz, gehöre zum Christentum, so Schick.

Missionsverständnis des Papstes

Schick stellte das Missionswort zusammen mit der Theologin Margit Eckholt von der Universität Osnabrück und dem Jesuiten und Pastoraltheologen Michael Sievernich vor. Eckholt spannte dabei einen Bogen zum Missionsverständnis von Papst Franziskus, das im Wort der deutschen Bischöfe ausdrücklich bekräftigt wird. So akzentuiere das Dokument ein Verständnis von Evangelisierung, in dem sich mystische und politische Dimension des Evangeliums verbinden:

Zum einen bedeute es das „Eintreten für Menschenwürde, für Gerechtigkeit und Frieden und Kritik an jeglicher Form von ‚Gleichgültigkeit‘ angesichts des Leidens der anderen“. Außerdem meine Evangelisierung im Sinne von Franziskus auch „Selbstkritik, auszubrechen aus unseren Egoismen, mit Hochachtung Glaubenden anderer christlicher Konfessionen und anderer Religionen zu begegnen, gemeinsam auf den je größeren Gott hin zu wachsen - im Dienst am guten Leben und der ‚Sorge für das gemeinsame Haus‘“, sagte Eckholt.

Papst: „Ihr müsst nicht missionieren“

In einer Ansprache vor dem Kommunikationsteam des Vatikans formulierte Papst Franziskus laut The Guardian seine Vortsellung davon, wie Glaube wirken soll, folgendermassen: „Ihr sollt es nicht wie ein Geschäft betrachten, das versucht, möglichst viele Menschen zu begeistern. Um einen technischen Begriff zu verwenden: Ihr müsst nicht missionieren. Es ist nicht christlich, zu missionieren“ - mehr dazu in Papst kritisiert Strapazieren von Adjektiven.

Sievernich erläuterte anhand der christlichen Missionsgeschichte, wie es der Kirche bei allen Brüchen gelungen sei, Übersetzungsprozesse des Evangeliums in die unterschiedlichen Kulturen zu gestalten. Vor dieser Aufgabe stehe die Kirche auch im Zeitalter der Globalisierung. Er beschrieb die Kirche als „lernendes Sozialsystem, das auf Wandel reagieren und sich daher selbst reformieren kann, ohne an eine bestimmte Kultur oder Politik gebunden zu sein“.

Den Anfang soll Selbstevangelisiserung machen

Der Erfolg im missionarischen Bemühen werde aber in hohem Maße davon abhängig sein, „dass die Mitglieder der Teilkirchen in aller Welt mit der Aufgabe der Evangelisierung bei sich selbst anfangen, also Selbstevangelisierung betreiben.“

Das Bischofswort knüpft an zwei frühere Worte der Deutschen Bischofskonferenz an, die im zurückliegenden Jahrzehnt vorgelegt wurden: zum einen „Zeit zur Aussaat. Missionarisch Kirche sein“ (2000), ein Dokument, das den Blick auf die Situation in Deutschland richtete, zum anderen „Allen Völkern Sein Heil. Die Mission der Weltkirche“ (2004). Das neue Missionswort mit dem Titel „Evangelisierung und Globalisierung“ kann auf der Website der Deutschen Bischofskonferenz (www.dbk.de) heruntergeladen werden.

religion.ORF.at/KAP

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