Studie: Ablehnung gegenüber Muslimen enorm

Eine Studie der Universität Salzburg über Muslime in Österreich kommt zu einem für Wissenschaftler alarmierenden Ergebnis. 45 Prozent der Bevölkerung wollen, dass die Rechte von Muslimen eingeschränkt werden, berichtete das Ö1-Morgenjournal am Donnerstag.

Der Autor der Untersuchung, der Salzburger Soziologe Wolfgang Aschauer, hat für die repräsentative Studie 1.200 Personen befragt. Die Ergebnisse lassen dabei mehr als nur ein Unwohlsein gegenüber dem Islam erkennen - Audio dazu in oe1.ORF.at.

Laut der Studie finden 72 Prozent der Befragten, dass Muslime keine kulturelle Bereicherung darstellen. Rund die Hälfte der Befragten meint zudem, dass Muslime in ihrer Glaubensausübung eingeschränkt werden sollten, fast genau so viele, dass Moscheen in Österreich nicht toleriert werden sollten. Ein Drittel Befragten steht Musliminnen und Muslimen ausdrücklich negativ gegenüber.

Studienautor warnt vor Diskriminierung

Auch sind 70 Prozent der Meinung, dass der Islam nicht in die westliche Welt passt. 79 Prozent wollen, dass islamische Gemeinschaften stärker beobachtet werden und 59 Prozent fürchten, dass unter den Muslimen in Österreich Terroristen sind.

„Die Vielschichtigkeit des Islam wird viel zu wenig betont. Er wird auch übersehen, dass das Gros der Muslime in Österreich durchaus nach Anpassung strebt“, betonte der Studienautor gegenüber Ö1. Und er warnte in der Studie davor, dass derartige Tendenzen schlussendlich mit diskriminierenden Haltungen einhergehen. „Somit besteht die Gefahr, dass die in Österreich bereits lange etablierte Religionsfreiheit von Muslimen Einschränkung erfährt“, schreibt Aschauer.

IGGÖ-Chef macht Politik verantwortlich

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Ümit Vural, machte heute im Ö1-Mittagsjournal die Politik für die ablehnende Haltung in der österreichischen Bevölkerung gegenüber Muslimen verantwortlich. „Wir sind Teil des Ganzen und wir wollen auch so wahrgenommen werden. Die Religionsfreiheit ist ein Grundrecht und ein Menschenrecht.“ Allerdings müsse man immer wieder religionspolitische Entscheidungen vor Gerichte bringen, weil es nicht möglich sei, mit politischen Verantwortungsträgern vernünftige Entscheidungen zu finden.

„Ich erwarte mir von der Politik Lösungen und Zukunftsvisionen, aber keine Stimmungsmache und kein Instrumentalisieren der Ängste und Ressentiments“, sagte Vural heute auch als Reaktion auf den gestrigen Entschließungsantrag im Nationalrat, mit dem die Liste Jetzt gemeinsam mit ÖVP und FPÖ die Auflösung der Vereine der ATIB-Union und des Verbands „Milli Görus“ prüfen möchte. Er vermute hinter dem Schritt einen populistischen Akt kurz vor der Wahl. „Es gilt immer noch der Rechtsstaat“, sagte Vural. „Am Sonntag sind Wahlen und ich kann Ihnen sagen, dass die Muslime den gestrigen Tag sehr gut beobachtet haben, wer hier Politik und Stimmung gegen Muslime macht.“

religion.ORF.at/APA

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