Papst Franziskus ernennt 13 Kardinäle

Papst Franziskus erhebt am Samstag zum sechsten Mal in seiner Amtszeit Kirchenmänner in den Kardinalsstand. Insgesamt 13 Bischöfe und Erzbischöfe erhalten bei einem Konsistorium im Petersdom um 16.00 Uhr das rote Kardinalsbirett.

Zehn der Kirchenmänner sind jünger als 80 Jahre und werden damit künftig auch den Kreis der Papstwähler verstärken. Unter ihnen sind etwa die Erzbischöfe von Jakarta, Havanna und Kinshasa, der Luxemburger Erzbischof und Präsident der Kommission der EU-Bischofskonferenzen (ComECE) Jean-Claude Hollerich (61) sowie der Präsident des Päpstlichen Rats für interreligösen Dialog, Miguel Ayuso (67). Am Sonntag feiert der Papst einen Gottesdienst zur Eröffnung der mit Spannung erwarteten dreiwöchigen Amazonien-Synode.

Die aktuellen Kardinalserhebungen passen zur schon bisher deutlich gewordenen Handschrift Franziskus’ bei den Neuernennungen ins Kardinalskollegium: Dem Papst geht es um Dialog, um Gehör für Benachteiligte und die Präsenz entlegener oder „abgehängter“ Regionen in der Zentrale der katholischen Kirche.

Kardinäle mit Bezug zu Islam

Vier der neuen Purpurträger stehen für die Begegnung von Kirche und Islam: Das gilt für Ayuso, der auch Arabist und Islamwissenschaftler ist, ebenso wie für den Briten Michael Fitzgerald (82), der den Rat von 2002 bis 2006 leitete und von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) mit einem Karriereknick als Botschafter nach Kairo versetzt wurde. Fitzgerald hatte nach der sogenannten Regensburger Rede Benedikts, die von vielen Muslimen als Beleidigung verstanden wurde, versucht zu retten, was zu retten war; Franziskus ehrt ihn nun dafür.

Auf interreligiös schwierigen Posten stehen auch Jakartas Erzbischof Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo (69) in Indonesien, dem mit 227 Millionen Muslimen bevölkerungsreichsten muslimisch geprägten Land der Welt, und Cristobal Lopez Romero (67), Erzbischof im marokkanischen Rabat. Franziskus beschwor bei seinem Besuch dort im März die Rolle des Königreichs als Brücke zwischen den Religionen und Kontinenten.

Purpurträger aus „kämpfender Kirche“

Die kämpfende Kirche in den unterschiedlichen Weltteilen repräsentieren auch Juan Garcia Rodriguez (71) aus Havanna, Alvaro Ramazzini (72) in Guatemala, Fridolin Ambongo Besungu (59) aus Kinshasa/Kongo sowie die beiden Emeriti Sigitas Tamkevicius (80) aus dem litauischen Kaunas und Eugenio Dal Corso (80), ehemaliger Bischof in Angola.

Garcia bekommt durch die Kardinalsernennung Rückhalt im nach wie vor schwierigen Umgang mit der sozialistischen Regierung in Kuba, ähnlich Ramazzini, Bischof von Huehuetenango, der als Streiter für Menschenrechte und Umweltschutz auch Morddrohungen in Kauf nimmt.

Papst Franziskus begrüßte Kardinal Jean Zerbo während des Konsistoriums, 2017

Reuters/Alessandro Bianchi

Der Papst, hier mit Jean Zerbo, ernennt zum sechsten Mal in seiner Amtszeit Kardinäle

Ordenspriester wird Kardinal

Der Kongolese Besungu soll im Kardinalskollegium das bisherige Schwergewicht Afrikas, seinen Vorgänger Laurent Monsengwo Pasinya, ersetzen. Dieser wird am 7. Oktober 80 Jahre alt, zog sich aber schon 2018 aus seinen Ämtern zurück, auch aus dem engsten Beraterkreis um Franziskus. Der Litauer Tamkevicius steckte jahrelang in kommunistischen Lagern; Dal Corso wurde 2005 bei einer Revolte schwer verletzt. Beide hielten buchstäblich den Kopf für ihre Kirche hin.

Eine besondere Aufwertung innerhalb der Kurie erfährt das Referat für Flüchtlinge und Migranten mit der Kardinalsernennung ihres Leiters Michael Czerny (73). Der Jesuit ist bislang einfacher Ordenspriester und Untersekretär. Der Papst persönlich wird ihn noch am Tag vor der Kardinalserhebung zum Bischof weihen. Dass Czerny künftig ebenso Kardinal ist wie sein Chef Peter Turkson, Präfekt der vatikanischen Entwicklungsbehörde, ist ein Kuriosum.

Aufstieg für Vermittler in Flüchtlingsfragen

Auf europäischer Ebene stärkt der Papst den Luxemburger Erzbischof Hollerich (61), nicht zuletzt wohl mit Blick auf seine vermittelnde Rolle in der Flüchtlingsfrage.

Eher historischen Gepflogenheiten folgend werden der vatikanische Archivar und Bibliothekar Jose Tolentino Mendonca (53) und der Erzbischof von Bologna Matteo Zuppi (63) Kardinäle - letzterer ist allerdings auch eine engagierte soziale Stimme aus dem Kreis der Gemeinschaft Sant’Egidio.

Zahl der Papstwähler steigt

Insgesamt steigt die Zahl der Kardinäle, die jünger als 80 Jahre sind und somit an einer möglichen Papstwahl teilnehmen dürfen, am Samstag von derzeit 118 auf 128; kurzzeitig zumindest - denn binnen zehn Tagen nach der Auffrischung scheiden schon wieder vier Kardinäle aus dem Kreis der Konklaveberechtigten aus.

Mitte Oktober werden 66 der dann 124 Papstwähler von Franziskus ernannt worden sein. 42 der Unter-80-Jährigen ernannte sein Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) und immerhin noch 16 wahlberechtigte Kardinäle - unter ihnen auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn - wurde von Johannes Paul II. (1978-2005) ins das Kollegium aufgenommen.

religion.ORF.at/KAP