IKG-Präsident: Juden in Österreich sicher

Die österreichischen Juden fühlen sich auch nach den Schüssen vor einer Synagoge im ostdeutschen Halle geschützt. „Wir sind in Österreich sicher“, sagte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch, der APA am Donnerstag.

Er verwies diesbezüglich auf die gute Kooperation mit den Sicherheitsbehörden und auch die hohen eigenen Ausgaben für Sicherheit. Verfassungsschutz, Polizei und auch die eigenen Sicherheitsdienste der IKG „sichern unsere Objekte schon die ganze Zeit ab“, sagte Deutsch.

So gebe die Kultusgemeinde drei Millionen Euro oder 23 Prozent ihres gesamten Budgets für Sicherheitsmaßnahmen aus. „Wir investieren sehr, sehr viel in Sicherheit.“ Das sei auch notwendig, weil die Eltern ihre Kinder sonst nicht in jüdische Schulen geben oder auch Synagogen nicht besucht würden. „Das ist die traurige Realität.“

Situation in Halle „Skandal“

Deutsch äußerte zugleich Unverständnis über den tödlichen Angriff in Halle. Es sei ein „Skandal“, dass in der heutigen Zeit eine Synagoge zum jüdischen Feiertag Jom Kippur nicht gesichert werde, sagte er. Im Wiener Stadttempel wird am Freitag wegen des Anschlags in Halle eine Gedenkzeremonie stattfinden. In Deutschland sei die Lage bezüglich der Sicherung von jüdischer Einrichtungen komplizierter als in Österreich, weil die jeweiligen Bundesländer für die Sicherheitsbehörden zuständig seien. „Manche (Länder) sind kooperativer, andere weniger.“

IKG-Präsident Oskar Deutsch

APA/Georg Hochmuth

IKG-Präsident Oskar Deutsch: Lob für österreichische Sicherheitsbehörden

Der IKG-Präsident äußerte hingegen Lob für die österreichischen Sicherheitsbehörden. Diese wüssten „haargenau“, was zu tun sei. So sei etwa nach dem Vorfall in Halle der Schutz verstärkt worden. „Der Verfassungsschutz und das Innenministerium sind sich sehr bewusst, was passiert ist.“

Antisemitismus „von mehreren Seiten“

Deutsch wies darauf hin, dass Antisemitismus heutzutage von mehreren Seiten, auch von Islamisten, komme. „Wichtig ist, dass es null Toleranz gibt“, betonte der IKG-Präsident. Er zeigte sich zugleich kritisch gegenüber der Politik, die den Juden „einreden“ wolle, dass der Antisemitismus von islamistischer Seite die größere Gefahr sei.

Antisemitismus sei ein „Krebsgeschwür der Gesellschaft“, kritisierte Deutsch in diesem Zusammenhang auch die zahlreichen „Einzelfälle“ in der FPÖ. „Das ermutigt solche Leute“, sagte er mit Blick auf rechtsextreme Gewalttäter.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen bei Fußballspiel

Nach dem rechtsextremen Terroranschlag mit zwei Toten in Halle findet das Fußball-EM-Qualifikationsspiel Österreich - Israel am Donnerstag unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Wo sich Israels Spieler bewegen oder befinden - beim Hotel oder wenn sie zum Stadion fahren - wird es erhöhte Polizeipräsenz geben, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer der APA.

Sämtliche Spezialkräfte sind im Einsatz. Die Spieler sind in einem Hotel in der Nähe der Hauptsynagoge von Wien, dem Stadttempel, untergebracht. Ein Großteil der Spieler hat diese am höchsten jüdischen Feiertag am Mittwoch auch besucht.

Wegen des Jom-Kippur-Fests fand das Training der israelischen Spieler am Mittwoch im Ernst-Happel-Stadion auch erst spät am Abend statt, damit sie vorher noch essen und trinken konnten. Denn gläubige Juden nehmen vom Sonnenuntergang am Vortag des Jom Kippur bis zum Einbruch der Nacht am folgenden Tag weder flüssige noch feste Nahrung zu sich.

„Latent erhöhte Terrorlage“

Bereits vor dem Anschlag in Halle waren die israelischen Spieler in Wien von der Polizei bewacht und zum Training begleitet worden. Dieser Anschlag „ist ins Einsatzkonzept miteingeflossen“, so Maierhofer. Bereits seit Jahren gibt es eine „latent erhöhte Terrorlage“. Bei der verstärkten Polizeipräsenz handle es sich aber um eine „präventive Maßnahme“. „Es gibt weder Drohungen gegen jüdische Einrichtungen in Wien, noch gegen das Fußballmatch“, sagte Maierhofer.

religion.ORF.at/APA

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