Das Jobprofil eines Priesters

Wer sich für den Beruf eines römisch-katholischen Priesters interessiert, muss sich auf eine lange Ausbildung und wenig Freizeit einstellen. Es handelt sich weniger um eine Berufs-, sondern um eine Lebensentscheidung.

Eines vorweg: Als Priester schiebt man keine sprichwörtlich „ruhige Kugel“. Früher habe es die Gewissheit gegeben, als Priester ein ganz geregeltes Leben zu führen, sagte Regens Michael Münzner, zuständig für die Priesterausbildung in der Diözese Linz, im Gespräch mit religion.ORF.at. Das hat sich geändert. Die Zahl der Männer, die Priester werden wollen, geht zurück und wie in anderen Bereichen auch, wird in der Kirche zusammengelegt, gestrafft und gespart.

Es gibt für Priester keine geregelten Arbeitszeiten. Viele würden genau das schätzen, sich die Zeit selbst einteilen zu können und ihr eigener Herr zu sein, so Münzner. Um nicht in eine Endlosschleife zu geraten, werde man bereits in der Priesterausbildung angehalten, freie Zeit bewusst zu gestalten. Regens Münzner ist beispielsweise begeisterter (Marathon-)Läufer.

Wichtiger Punkt: Der Zölibat

Doch wie kommt man dazu, Priester zu werden? Zu Beginn einer Priesterlaufbahn muss ein Berufungsgefühl stehen. Das ist eine der Voraussetzungen, die man mitbringen muss. Weiters muss man sich in der Kirche für andere einsetzen und in den Dienst für die Menschen stellen wollen. Außerdem muss eine persönliche Beziehung zu Jesus gesucht werden und die Bereitschaft zum Zölibat (dem Leben ohne Ehe und ausgelebte Sexualität) vorhanden sein.

Ein Priester telefoniert vor einem großen Tor

Reuters/Max Rossi

Der Beruf eines römisch-katholischen Priesters ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Lebensentscheidung

Das Thema Zölibat sei schon während der Ausbildung ein sehr wichtiges, so Münzner. Das zölibatäre Leben wird in der Ausbildungszeit bereits begonnen. Wichtig dabei sei, dass diese Lebensform nicht einfach akzeptiert, sondern aktiv angenommen werde. „Irgendwie durchdrücken geht nicht“, sagte Münzner. Daher gebe es viele offene Gespräche und Kurse darüber, wie Beziehungen grundsätzlich gestaltet werden können.

Etwa sechs Jahre Ausbildung

Die Eignung zum Priester wird in einem Aufnahmeverfahren von den jeweiligen Diözesen geprüft. Herangezogen werden dazu die bisherige Biografie, eine ärztliche Untersuchung, ein Persönlichkeitstest und Aufnahmegespräche.

Die Ausbildung selbst dauert mehrere Jahre. Sie beginnt für alle Seminaristen in Österreich mit einem Propädeutikum (Einführungsjahr) in der Diözese Linz. Es folgt das Theologiestudium an katholisch-theologischen Fakultäten und parallel dazu Seminare, Kurse und Praktika in den verschiedenen Diözesen sowie ein „Externjahr“, das im Ausland verbracht wird. Die Ausbildung dauert mindestens vier Jahre, meistens sechs bis sieben. In der römisch-katholischen Kirche sprechen neu geweihte Priester den lateinischen Ausspruch „Adsum“ („Hier bin ich“) und übernehmen damit ihr Amt.

„Wer kann es machen?“

Und welche Berufsaussichten hat ein fertiger Priester? Entweder er übernimmt eine Pfarre oder geht in die kategoriale Seelsorge - also beispielsweise Krankenhausseelsorge, Jugendseelsorge, Gefängnisseelsorge oder auch Schulseelsorge. Für Pfarrer gibt es freilich Fixpunkte: die Gottesdienste und regelmäßige Dienste für die Beichte. Dazu kommen individuell vereinbarte Beichttermine, Beerdigungen und vor allem an den Wochenenden Taufen und Hochzeiten.

Grundsätzlich können Wünsche geäußert werden, wo man tätig werden will, da aber tendenziell ein Mangel an Priestern herrscht, gehe es häufig auch danach, „wer kann es machen“, sagte Münzner. Karrierewünsche im herkömmlichen Sinn gebe es, so Münzner, eher nicht. In die geistlichen Ämter wird man berufen, man bewirbt sich nicht.

Kein Kollektivvertrag für Priester

Diözesanpriester bekommen kein Gehalt, sondern monatlich einen „angemessenen Lebensunterhalt“ („honesta sustentatio“) auf Lebenszeit. Dieser variiert von Diözese zu Diözese und hängt auch davon ab, welche zusätzlichen Funktionen oder Aufgaben jemand hat oder ob ein Pfarrer eine oder mehrere Pfarren betreut. Priester sind nicht über das Allgemeine Versicherungsgesetz (ASVG) versichert (sie müssen sich selbst krankenversichern), um die Pensionsvorsorge kümmert sich die Diözese. Einen eigenen Kollektivvertrag für Priester gibt es nicht.

Priesterkandidaten liegen im Rahmen ihrer Weihe auf dem Boden

Reuters/Alessandro Bianchi

Diözesanpriester bekommen einen „angemessenen Lebensunterhalt“ bis an ihr Lebensende

Neun unterschiedliche Besoldungssysteme

Manche der neun Diözesen in Österreich zahlen pauschalierte Zuwendungen, andere zahlen ein Grundgehalt plus Zulagen für bestimmte Verwendungen (z. B. für die Betreuung zusätzlicher Pfarren), zusätzliche Funktionen sowie pro Trauung, Taufe und Begräbnis. Eine allgemeine Aussage zum Priestergehalt lässt sich daher nicht treffen. So liegt das Einstiegsgehalt eines Priesters grob betrachtet zwischen etwa 1.300 und 1.800 Euro brutto (ohne Zulagen).

Am Ende der aktiven Zeit liegt das Gehalt zwischen etwa 2.200 und 3.000 Euro brutto. Wobei brutto, da Priester ja nicht ASVG-versichert sind, etwas anders gerechnet werden muss als bei ASVG-Versicherten. Außerdem bekommen Priester in ihrer aktiven Zeit kostenfrei eine Dienstwohnung zur Verfügung gestellt.

Die Selbstversicherung wird über die jeweiligen Gebietskrankenkassen abgewickelt. Da der reguläre Selbstversicherungsbeitrag mit 427,07 Euro relativ hoch ist, gibt es die Möglichkeit, um Verringerung des Beitrags anzusuchen.

Keine staatliche Pension

Priester im Ruhestand erhalten auch keine staatliche Pension, diese wird von der Kirche bezogen. Für Wohnraum muss dann allerdings selbst gesorgt werden. Daher ist die Priesterpension fast genauso hoch, wie das Entgelt für den Lebensunterhalt. Etliche pensionierte Priester würden unter dem Motto „Mitwohnen und nach Möglichkeit mithelfen“, in pfarrlichen Immobilien leben, heißt es beispielsweise aus der Erzdiözese Wien. Andere sorgen anderweitig für ihre Unterkunft im Alter (eigene Wohnungen, Heimplätze oder eine Unterbringung in der Familie).

Seit Jahren ist die Zahl neuer Priesteranwärter rückläufig. Dafür bleiben die, die sich dafür entscheiden, aber eher dabei. Münzner schätzt, dass zwei Drittel der Seminaristen dann auch Priester werden. Heuer haben sieben Kandidaten das Propädeutikum in Linz begonnen, in den Jahren davor waren es etwa elf, vor 2000 noch mehr als 20. Interessenten gebe es immer viel mehr, als tatsächlich dann beginnen würden, sagte der Regens.

Individuelle Lösungen

Bei der Ausbildung zum Priester gibt es zwar die oben erwähnten Vorgaben, Abweichungen davon sind aber möglich. So gibt es beispielsweise spätberufene Männer, die ihr Berufsleben bereits fast hinter sich haben. Ihnen können bestimmte Ausbildungsteile erlassen werden (etwa das eine Jahr Propädeutikum zu Beginn der Ausbildung).

Auch wenn man keine Matura hat, kann man unter bestimmten Bedingungen die Ausbildung beginnen. Bewerber mit nicht deutscher Muttersprache machen vor Ausbildungsbeginn ein „Inkulturationsjahr“, in dem sie in einer Pfarre oder einem anderen Bereich mitarbeiten und einen Deutschkurs machen. Sollte ein evangelischer Pfarrer, der verheiratet ist, zum Katholizismus konvertieren, ist es auch möglich, als verheirateter Mann römisch-katholischer Priester zu sein.

Priesterseminare gibt es in Wien (gemeinsam mit den Diözesen Eisenstadt und St. Pölten), Salzburg, Innsbruck (mit Feldkirch), Linz und Graz (mit Gurk-Klagenfurt). Weitere Seminare gibt es im Stift Heiligenkreuz (Leopoldinum) und beim Neokatechumenalen Weg (Redemptoris Mater) in Wien. In den römisch-katholischen Ordensgemeinschaften werden ebenfalls Priester ausgebildet, die Lehrgänge unterscheiden sich je nach Orden. Auch die Besoldung ist von Orden zu Orden unterschiedlich.

Nina Goldmann, religion.ORF.at

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