Bischofssynode: Weihe Verheirateter in Ausnahmefällen

Die Bischofssynode im Vatikan hat sich für die ausnahmsweise und auf eine Region beschränkte Priesterweihe von verheirateten Männern ausgesprochen.

Die Mehrheit der Teilnehmer des Treffens zu Problemen im Amazonas-Gebiet schlug am Samstag in Rom vor, „geeignete und anerkannte Männer“ im Regenwaldgebiet zu katholischen Priestern weihen zu können, auch wenn sie eine Familie haben.

Einige Teilnehmer für „universale Ebene“

Einige Teilnehmer hätten sich auch dafür ausgesprochen, dieses Thema auf „universaler“ Ebene anzugehen, heißt es in dem Abschlussdokument.

Papst Franziskus und Synodenteilnehmer

APA/AP/Andrew Medichini

Die Synodenteilnehmer für eine neue Diskussion über Frauen in geistlichen Ämtern

Zugleich stimmten die Synodenteilnehmer für eine neue Diskussion über Frauen in geistlichen Ämtern. Der Zölibat und die Frauenordination zählen seit Jahren zu den heißen Eisen in der römisch-katholischen Kirche. Bisher sind entsprechende Vorstöße immer am Widerstand der Hierarchie und konservativer Kreise gescheitert.

Eklatanter Priestermangel im Amazonasgebiet

Der eklatante Priestermangel im riesigen Amazonas-Gebiet hat nun aber den Druck verstärkt, den Kreis der Geistlichen über ehelose Priester auszudehnen. Um konservativer Kritik die Spitze zu nehmen, betonte die Synode ausdrücklich, dass der Zölibat - also die Pflicht zur Ehelosigkeit von Priestern - nicht infrage gestellt wird.

Zudem schlägt die Synode auf dem Weg zu den verheirateten Priestern ein mehrstufiges System vor. Die potenziellen verheirateten Priester sollen nämlich aus dem Kreise Ständiger Diakone stammen, die es in Südamerika anders als in europäischen Staaten bisher aber noch kaum gibt.

Die Synode schlage vor, dass „aus dem Kreis der ständigen Diakone der eine oder andere möglicherweise auch zum Priester geweiht werden kann, wenn Rom zustimmt“, erläuterte der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn im Gespräch mit Kathpress.

Kardinal Christoph Schönborn

APA/Hans Punz

Die Synode schlage vor, dass „aus dem Kreis der ständigen Diakone der eine oder andere möglicherweise auch zum Priester geweiht werden kann, wenn Rom zustimmt“, erläuterte der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn

Leute-Priester statt Wander-Priester

Das Ständige Diakonat sei in der katholischen Kirche bereits seit 50 Jahren möglich und auch in Österreich gutbewährt, mit beispielsweise 180 Diakonen alleine in der Erzdiözese Wien, betonte der Erzbischof.

„In Südamerika ist dieser Weg jedoch bisher zu wenig beschritten worden und soll ausgebaut werden.“ Die Synode schlage in ihrem Schlussdokument vor, dass in einem weiteren Schritt „aus dem Kreis der Ständigen Diakone der eine oder andere möglicherweise auch zum Priester geweiht werden kann, wenn Rom zustimmt“.

Statt wie bisher nur gelegentlich vorbeikommenden „Wander-Priestern“ hätte man in Amazonien dann „Leute-Priester, die bei den Menschen sind“, verdeutlichte Schönborn. Er gab zugleich aber zu bedenken, dass es an Papst Franziskus liege, „wie er diesen Vorschlag der Synode aufgreift und welche weiteren Wege daraus beschlossen werden“.

Würdigung der Frauen

Ganz klar sei auch die Rolle der Frau Thema der Beratungen und des Abschlussdokuments gewesen, sagte der Wiener Erzbischof. Wie der Papst selbst zum Abschluss der Synode gesagt habe, gehe es dabei "nicht um die Einsetzung von Funktionärinnen, sondern um die kirchliche Anerkennung der de facto ohnehin längst ausgeführten Dienste der Frauen etwa in der Leitung, der Verkündigung, der seelsorglichen Begleitung von Begräbnissen und Taufen oder in der Ehevorbereitung.

In Sachen Frauendiakonat bitten die Synodalen den Papst, mit der von ihm eingesetzten Kommission weiterzuarbeiten und diese Möglichkeit weiter zu beforschen.

Eigentliches Synodenthema durch Streit überschattet

Die Streitthemen Frauen und Priesterweihe für Verheiratete überschatteten das eigentliche Thema der Synode, nämlich die Umweltzerstörung in der Amazonas-Region, die Abholzung des Regenwaldes und die Ausbeutung indigener Völker.

Kardinal Reinhard Marx

APA/dpa/Andreas Gebert

Kardinal Reinhard Marx, betonte, die Debatte über die Synode dürfe nicht auf das Thema der „Viri probati“ beschränkt werden. Das Überleben der Menschheit stehe im Zentrum

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, betonte, die Debatte über die Synode dürfe nicht auf das Thema der „Viri probati“ beschränkt werden. Das Überleben der Menschheit stehe im Zentrum.

„Es ist Zeit zu handeln, wenn es um die Zukunft der Menschheit geht, der Erde“, sagte er. Auch Kardinal Schönborn bezeichnete als wichtigste Botschaft der Bischofsversammlung „die Diagnose, dass das riesige Amazonien-Gebiet mit seinen Ressourcen, Bodenschätzen und Menschen sehr vernachlässigt ist. Dabei ist der Tod von Amazonien der Tod der Welt, hat es der Klimaforscher Hans Schellnhuber bei der Synode dramatisch auf den Punkt gebracht“.

Schönborn sieht starkes Lebenszeichen für Amazonien

Als ein „starkes Lebenszeichen für Amazonien und die Kirche“ hat Kardinal Christoph Schönborn das Ergebnis der Bischofssynode zu Amazonien bezeichnet.

Von dem am Samstagabend verabschiedeten Abschlussdokument gingen „starke Impulse“ an die Weltgemeinschaft aus, sowohl was den ökologischen Erhalt des für das Weltklima wichtigen Amazonas-Regenwaldes als auch den Schutz der dort lebenden Menschen betrifft, sagte der Wiener Erzbischof nach der Präsentation des Textes im Interview mit „Kathpress“. Positiv bewertete der Kardinal den Vorschlag der Synode, der einen Weg für den künftigen Einsatz von verheirateten Priestern skizziert.

Kardinal sieht wichtige Botschaft als erreicht

Als wichtigste Botschaft der Bischofsversammlung bezeichnete Schönborn "die Diagnose, dass das riesige Amazonien-Gebiet mit seinen Ressourcen, Bodenschätzen und Menschen sehr vernachlässigt ist.

Dabei ist der Tod von Amazonien der Tod der Welt, hat es der Klimaforscher Hans Schellnhuber bei der Synode dramatisch auf den Punkt gebracht". Zur Sicherung der Zukunft der gefährdeten Region und seiner Völker habe die Kirche eine wichtige Rolle zu spielen, und zwar „indem sie den Menschen dort möglichst nahe ist“, betonte der Kardinal.

Besserung für entlegene Gemeinden

Um dies umzusetzen, habe die Synode einen seinem Empfinden nach „sehr guten Weg“ für die Kirche vorgeschlagen, erklärte Schönborn. Wenn manche der entlegenen Gemeinden bisher nur selten - teils sogar nur einmal pro Jahr - einen Priester sähen, „dann fehlt etwas ganz wichtiges in der Seelsorge“, betonte der Kardinal.

Darum habe die Synode unter anderem angeregt, das Amt der Ständigen Diakone - verheiratete Männer mit Familien, die sich neben ihrem Zivilberuf nach entsprechender Ausbildung ihren Pfarren mit diesem Dienst zur Verfügung stellen - zu stärken.

„Enormer Wandel in Amazonien“

Dass die katholische Kirche in Amazonien neue Wege einschlage, sei eine Notwendigkeit angesichts des enormen Wandels, den die Region durchlaufe. „Das betrifft den Klimawandel, den sozialen Wandel wie etwa die dramatische Landflucht und Verstädterung, aber natürlich auch die Kirchensituation“, betonte Schönborn.

Mehr als die Hälfte der Amazonas-Bewohner seien in den vergangenen Jahrzehnten von der katholischen Kirche zu den Pfingst- oder Freikirchen gewandert.

Schönborn mit Ergebnis zufrieden

Trotz allen Ernstes der behandelten Themen sei seine Stimmung vor allem „Freude über die sehr gute Gemeinschaft“ mit den anderen Synodenteilnehmern in den drei Beratungswochen, sagte Schönborn abschließend.

Man habe „viel aufeinander gehört und viel voneinander gelernt“. Ein konkretes Ergebnis der Synode werde auch die künftige stärkere Zusammenarbeit der Ortskirchen in den neun Amazonas-Anrainerstaaten sein.

Synode gibt lediglich Empfehlungen

In dem mit 128 zu 41 Stimmen beschlossenen Abschlussdokument wird ausdrücklich betont, dass durch den Vorschlag zu den „viri probati“ nicht der Zölibat – also die Pflicht zur Ehelosigkeit von Priestern – infrage gestellt wird. Eine Synode fasst keine verpflichtende Beschlüsse, sondern gibt dem Papst lediglich Empfehlungen.

Dieser verfasst dann ein eigenes Schreiben dazu. Franziskus beendet am Sonntag die Amazonas-Synode nach drei Wochen von Beratungen, in deren Zentrum vor allem der eklatante Priestermangel in dem riesigen Urwaldgebiet stand.

religion.ORF.at/APA/KAP

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