Kräutler: Thema Frauendiakonat „nicht vom Tisch“

Für den emeritierten Amazonas-Bischof Erwin Kräutler ist das Thema Frauendiakonat „nicht vom Tisch“. Die vom Papst 2016 eingesetzte Studienkommission über das Diakonat der Frau nimmt ihre Arbeit wieder auf, sagt Bischof Kräutler.

In einem ORF-Interview am Mittwoch zeigte sich der aus Vorarlberg stammende Bischof zufrieden damit, dass das Frauendiakonat während der vatikanischen Sondersynode über Amazonien und auch weiterhin diskutiert werde, auch wenn „die Erwartung war, dass etwas passiert“.

Alt-Bischof Erwin Kräutler im Gespräch

Alt-Bischof Erwin Kräutler spricht über die Diakonatsweihe für Frauen, die Situation im Amazonasgebiet und die Ansichten in Rom.

Entschieden wurde u.a., dass die vom Papst 2016 eingesetzte Studienkommission über das Diakonat der Frau ihre Arbeit wieder aufnimmt. Dadurch „dauert es noch ein bisschen länger, aber es kommt, ich sag’s nach wie vor.“

Buchpräsentation in der Seekapelle

Kräutler, der sich aktuell in Vorarlberg aufhält, nahm am Mittwoch - wie auch der Vorarlberger Diözesanbischof Benno Elbs - in der Seekapelle in Bregenz an einer Podiumsdiskussion teil und stellte sein neuestes Buch „Erneuerung jetzt - Erfahrungen und Einschätzungen zur Amazonien-Synode“ vor.

Der emeritierte Bischof von Xingu in Amazonien bestätigte im ORF-Interview die Aussage von Kardinal Christoph Schönborn (29.10), dass der Zölibat unantastbar bleibe. Trotzdem gebe es neben dem zölibatären Priester die Möglichkeit, dass auch verheiratete, im Beruf stehende, „vorläufig nur“ Männer geweiht werden. Diese sollen Verantwortung für ihre Gemeinde tragen und auch die Eucharistie feiern können, meinte Kräutler.

Konservative Kräfte in Europa und Brasilien

Zur Macht konservativer Kräfte im Vatikan, die bereits während der Synode Kritik an Debatten rund um brisante Themen wie Frauendiakonat und die Weihe „bewährter Männer“ übten, betonte Kräutler, diese seien nicht nur im Vatikan „ziemlich stark“, sondern auch in Europa und Brasilien.

Kräutler wörtlich: „Sie sind dagegen, weil sie denken, dass das nicht mit der Tradition zu verbinden ist. Aber wir denken, dass wir nicht nur von der Tradition leben, sondern im Heute, im Jetzt der Geschichte leben“.

Erneuerungsprozesse auch in Vorarlberg

Der austro-brasilianische Bischof erinnerte an den durch Papst Johannes XXIII. geprägten Begriff „aggiornamento“ als Ausdruck für eine Offenheit der Kirche für die Gegenwart. Die Grundfrage laute „Wie können wir dem Volk Gottes heute besser dienen?“.

Erneuerungsprozesse seien auch in Vorarlberg nötig. Lösungen forderte Kräutler etwa im Bezug auf die pastorale Situation sogenannter „Blaulichtpriester“, die „von der einen Gemeinde zur anderen jagen müssen und mit der Gemeinde keine persönlichen Beziehungen mehr haben“.

120 Artikel umfassendes Schlussdokument

Nachdrücklich betonte Kräutler die Eigenständigkeit der Amazonien-Pfarren und deren spirituellen Ausdrucksformen und bezog sich auf das 120 Artikel umfassende Schlussdokument der Synode, das auch zum Respekt für die amazonischen Völker und deren Lebensweise aufrief.

Dazu gehöre auch die Entwicklung eines eigenen kirchlichen Ritus für das Amazonasgebiet. Wie dieser genau aussehen soll, wisse Kräutler selbst noch nicht, wie er betonte, aber die „Möglichkeit ist nun einfach da, dass man nicht nur ein fixiertes Liturgieschema hat, sondern dass auch die ganz persönlichen und die von der Gemeinde gewünschten Formen der Liturgie gefeiert werden können.“

Päpstliche Entscheidung bis Ende des Jahres

Erwin Kräutler, Mitglied des 18-köpfigen vorsynodalen Rates, war während der Synode auch Teil der Informationskommission. Der 80-Jährige zudem wurde in den postsynodalen Rat gewählt, eine aus 13 Mitgliedern bestehende Kommission, die die Ergebnisse analysieren und den Papst beraten soll.

Papst Franziskus kündigte in seiner Schlussansprache ein nachsynodales Schreiben noch vor Ende 2019 an. Franziskus will bis Ende des Jahres entscheiden, was er nun mit den Beschlüssen der Bischofsversammlung macht.

religion.ORF.at/KAP