Kyrill I. erinnert an „brüderliches“ Gespräch mit Papst

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat bei einer Begegnung mit dem neuen kubanischen Präsidenten Miguel Mario Diaz-Canel Bermudez, im Moskauer Danielskloster, erstmals öffentlich zu seinem historischen Treffen, im Jahr 2016, mit Papst Franziskus Stellung bezogen.

Das Treffen mit Papst Franziskus sei der Höhepunkt seines damaligen Kuba-Aufenthalts gewesen, unterstrich der Patriarch. Es war, so Kyrill I., ein historisches Treffen „am richtigen Platz“ und „im richtigen Augenblick“. Unter „idealen Bedingungen“ sei es möglich gewesen, ein zweistündiges, „wahrhaft brüderliches“ Gespräch über wichtige Fragen zu führen. Das berichtete die Wiener ökumenische Stiftung „Pro Oriente“ am Sonntag.

Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I.

APA/AFP/POOL/Alejandro Ernesto

Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. bei ihrem Treffen im Februar 2016 auf Kuba

„Genozid an den Christen“

Im Mittelpunkt sei die Christenverfolgung gestanden, erinnerte der Patriarch demnach. Eine Konsequenz des Gesprächs habe darin bestanden, dass der Ausdruck „Genozid an den Christen“ - den man zuvor im Westen nicht gebrauchen wollte - international üblich wurde.

Auch der US-Kongress habe nach der „gemeinsamen Erklärung“ von Havanna den Begriff des „Genozids an den Christen“ immer wieder verwendet. Die „gemeinsame Erklärung“ sei überhaupt der Grundstein für gemeinsame Aktionen der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche angesichts der vielen Probleme geworden, von denen die Mehrheit der Menschen in aller Welt laut Kyrill heute betroffen ist.

Ukraine-Konflikt als Thema

Weiters berichtete der Moskauer Patriarch bei der Begegnung mit Präsident Diaz-Canel am 30. Oktober, dass in Havanna auch intensiv über den Ukraine-Konflikt gesprochen wurde.

Der Appell für Solidarität und Befriedung sei „sehr wichtig“ gewesen. Mit dem Papst sei er sich einig gewesen, dass Kirche immer die Aufgabe habe, die Differenzen zu verringern und Kompromisse zu suchen, keinesfalls dürfe sie die Gegensätze verstärken.

Kritische Passage über griechisch-katholische Kirche

Dann fügte der Patriarch vor dem kubanischen Präsidenten eine Passage an, die mittlerweile Kritik ausgelöst hat: Man könne diese friedensstiftende Haltung aber nicht der vom Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk angeführten Griechisch-Katholischen (eine mit Rom unierte Kirche, Anm.) in der Ukraine zubilligen, "die nicht nur ein Teil des Konflikts sind, sondern ihn inspirieren.

Ich denke, dass auch Papst Franziskus gewisse Schwierigkeiten mit den Griechisch-Katholischen hat, weil die Aktionen dieser Gruppe nicht leicht zu handhaben sind".

Frühere Kuba-Besuche des Patriarchen

Patriarch Kyrill hatte Kuba bereits in den Jahren 1998, 2004 und 2008 besucht, damals noch als Metropolit von Smolensk und Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats.

Beim Besuch 2004 habe es ein ausführliches Gespräch mit Fidel Castro gegeben, der Revolutionsführer habe dabei sein Einverständnis für den Bau einer russisch-orthodoxen Kirche in Havanna gegeben, erinnerte Kyrill jetzt bei der Begegnung mit Präsident Diaz-Canel.

Die Kirche sei dann 2008 geweiht worden. Er sei sehr glücklich über die heutigen positiven Veränderungen in Kuba, betonte der Moskauer Patriarch. Er sei überzeugt, dass diese Veränderungen auch für das religiöse Leben auf der Insel förderlich sein werden, denn „das religiöse Leben ist ein wichtiger Teil des menschlichen Lebens“. Die orthodoxe Kirche sei für den Ausbau der Beziehungen zwischen Russland und Kuba in verschiedenen Bereichen, auch in der spirituellen Sphäre.

religion.ORF.at/KAP

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