Johannesgemeinschaft distanziert sich von Gründer

Die katholische Johannesgemeinschaft in Frankreich (Congregation Saint-Jean) hat sich von ihrem verstorbenen Gründer Marie-Dominique Philippe (1912-2006) distanziert. Er hatte mehrere Frauen sexuell missbraucht.

2013 hatte die Gemeinschaft offen gelegt, dass Philippe erwachsene Frauen - unter ihnen auch Ordensschwestern - sexuell missbraucht hat. Auch Machtmissbrauch wird ihm vorgeworfen. Während der zweiten zehntägigen Tagungsperiode ihres diesjährigen Generalkapitels, die am 1. November zu Ende gegangen ist, beschloss sie eine Reform des Ordensstatuts, wie die Zeitung „La Croix“ am Mittwoch berichtete.

„Wir wollen Pater Marie-Dominique Philippe nicht zur Referenz unserer Ausbildung machen (...). Wir können ihn nicht länger als Meister des spirituellen Lebens betrachten“, heißt es in einer am 5. November veröffentlichten Erklärung des Ordens. Das Generalkapitel wurde darin als „wichtigstes“ der Ordensgeschichte beschrieben.

Interdisziplinäre Kommission zur Aufarbeitung

Schon beim ersten Teil des Generalkapitels im Mai war ein Bericht über Missbrauch durch Ordensmitglieder vorgestellt worden. Insgesamt 27 Brüder der Gemeinschaft sollen mutmaßliche Täter sein. Nun soll eine interdisziplinäre Kommission die Geschichte des Ordens historisch, theologisch und psychologisch aufarbeiten. Am Ende soll es zudem einen Sühnegottesdienst in Absprache mit den Opfern geben. Gegen mehrere Brüder der Gemeinschaft wurden zivile Strafverfahren angestrengt; zudem laufen in Rom etliche kirchenrechtliche Verfahren.

Der von dem französischen Dominikaner Marie-Dominique Philippe 1975 gegründeten und 1986 kirchenrechtlich anerkannten Gemeinschaft wurde auch vorgeworfen, moralischen Druck auf Mitglieder ausgeübt zu haben. So sei Mitgliedern etwa der Kontakt zu ihren Eltern untersagt worden.

Schwesterngemeinschaft aufgelöst

Einige Zeit nach dem Tod des Gründers 2006 spaltete sich eine Schwesterngemeinschaft ab, die die neue, vom verantwortlichen Bischof ernannte Leitung, ablehnte. Diese Splittergruppe der „Congregation Saint Jean“ löste Papst Benedikt XVI. Anfang 2013 auf. Die Brüdergemeinschaft vom heiligen Johannes blieb jedoch bestehen. Sie zählt derzeit rund 500 Brüder, unter ihnen etwa 270 Priester, in weltweit 50 Prioraten, darunter auch eines in Österreich.

religion.ORF.at/KAP/KNA

Link: