Lackner: Papst lenkte Blick auf „ächzende Schöpfung“

Papst Franziskus habe „mit prophetischem Blick“ die Aufmerksamkeit der Welt auf Amazonien, die dortige Bevölkerung und die „ächzende Schöpfung“ gelenkt, sagte Erzbischof Franz Lackner im Anschluss an eine Tagung in Salzburg über die Amazonien-Synode in Rom.

Die Klimakatastrophe sei Hauptthema der dreiwöchigen Zusammenkunft gewesen, sie raube der angestammten indigenen Bevölkerung im Amazonasgebiet den Lebensraum, so Lackner in der Kirchenzeitung „Rupertusblatt“ (Sonntag-Ausgabe). Die ökologische Krise sei freilich „von uns mitverantwortet“, die Sorge um die Erde als „unser gemeinsames Haus“ müsse „in unseren Herzen brennen und konkrete Taten zur Folge haben“, so der Erzbischof.

Im Blick auf den „pastoralen Notstand“ in Amazonien hielt Lackner fest, die dortige Wirklichkeit „darf nicht einfach auf Europa übertragen werden“. Dies würde einem „kolonialen Denken“ entsprechen. Die Nöte in Amazonien erforderten „neue Wege“ auf pastoralem, kulturellen, sozialen und ökologischen Gebiet. „Ob das auch Wege für Europa sind, bleibt für mich fraglich“, meinte der Salzburger Erzbischof.

Polak: Anfrage an westlichen Lebensstil

Die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak hinterfragte in der Ö1-Sendereihe „Praxis - Religion und Gesellschaft“ am Mittwoch die öffentliche Wahrnehmung der Amazonien-Synode: „Die Umweltfragen, denen auf der Amazonien-Synode große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, werden in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen.“

Sendungshinweis

„Amazonien, das Schicksal des Regenwaldes und der Zölibat“ in „Praxis - Religion und Gesellschaft“

Der Fokus sei allzu sehr auf den Zölibat gerichtet. Akute Themen wie Umweltschutz, Vertreibung der indigenen Bevölkerung und Ökokrise seien auch eine Anfrage an den „westlichen“ Lebensstil: „Wir müssen in Europa zur Kenntnis nehmen, dass unser Lebensstil ökologische Auswirkungen hat. Die Lebensweise hier ist eine imperiale und koloniale. Das Schicksal der Menschen im Amazonien ist nicht von uns getrennt“, mahnte die Theologin.

Zölibat „nicht angewertet“

Zum Zölibat sagte Polak, dieser werde als wesentliches Merkmal des katholischen Priesteramtes nicht abgewertet. Dennoch habe die Amazonien-Synode eine Neuerung in der Frage des Zugangs zu Weiheämtern gebracht. Dass bei akutem Priestermangel im Glauben erprobte, verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden können, werde - wenngleich mit zeitlichem Abstand - auch für Europa relevant, prognostizierte die Theologin.

Aus dem Priestermangel ergebe sich „ein Problem für die Eucharistie“, deren Feier sei die Quelle und der Höhepunkt eines katholisch-christlichen Lebens. „Viri probati“ zu weihen ist laut Polak somit „eine praktische, theologisch-logische Konsequenz“.

Kräutler weist Kritik an Synode zurück

Der österreichisch-brasilianische Amazonas-Bischof Erwin Kräutler und der aus Deutschland stammende Bischof der brasilianischen Diözese Obidos, Bernardo Johannes Bahlmann, haben unterdessen Kritik von Kardinälen und Bischöfen an den Beschlüssen der Amazonien-Synode mit scharfen Worten zurückgewiesen. „Mein Eindruck ist, dass sie keine Ahnung haben“, sagte Bahlmann laut der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch im deutschen Würzburg am Rande einer noch bis Freitag andauernden Fachtagung zu den Ergebnissen der Synode.

Er sei „niemals von einem der Herren“ angesprochen und gefragt worden, was denn beschlossen werde. Die von Bischöfen und Kardinälen geäußerte Kritik lasse keine faire Diskussion zu. „Was für eine Kollegialität ist das?“, ärgerte sich Bahlmann bei einem Pressegespräch. Auch der Vorwurf, die Synode sei von Bischöfen instrumentalisiert worden, um kirchenpolitische Fragen für Deutschland oder Europa zu verhandeln, sei eine „Lüge“, so der Bischof Bahlmann. Kräutler, der bis 2015 Bischof von Xingu in Brasilien war, sprach ebenfalls von einer „glatten Lüge“.

Kräutler „Opfer von Hasstiraden“

Dem Papst weitergehende Interessen mit der Synode zu unterstellen, nannte Bahlmann „eine Respektlosigkeit sondersgleichen“. Es stehe ihm nicht zu, etwas zu den Problemen der Kirche in Deutschland zu sagen, so der Bischof. Er wünsche sich aber, dass die Kritiker ins Amazonas-Gebiet kämen und sich selbst ein Bild machten. „Sie unterstellen dem Heiligen Geist, dass er nicht ordentlich arbeitet.“

Kräutler sagte, er sei ein „Opfer von Hasstiraden“ geworden, nachdem er darauf verwiesen habe, dass jene, die gegen die vom Papst einberufene Synode seien, sich fragen müssten, ob sie noch auf katholischen Boden stünden. Er sei „fertig gemacht“ worden, „teils unter der Gürtellinie“.

religion.ORF.at/KAP

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