GB: Kardinal gibt Versagen in Missbrauchsskandal zu

Der britische Kardinal Vincent Nichols hat am Mittwoch schwere Versäumnisse der katholischen Kirche in Sachen Missbrauchsaufklärung eingeräumt.

Man habe zu langsam „auf die Präsenz des Bösen in den Reihen ihrer Mitglieder“ reagiert, erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz von England und Wales in einer Anhörung vor der staatlichen Untersuchungskommission zu Kindesmissbrauch (IICSA). Zwei Jahrzehnte mit vielen Missbrauchsskandalen hätten die Kirche „bis ins Mark erschüttert“, so der Erzbischof von Westminster.

Zu einem während der Anhörung behandelten konkreten Vorwurf, auf an ihn gerichtete E-Mails einer Frau mit Missbrauchsanschuldigungen gegen einen Ordenspriester nicht entsprechend reagiert zu haben sagte Nichols: „Wir sind voller Widersprüche - ja, ich habe versagt.“ Es tue ihm leid, dass er dem Opfer damals nicht direkt geantwortet habe, fügte der Kardinal hinzu. Er habe die Frau mittlerweile persönlich getroffen.

Frau zeigte Ordensmann an

Die Frau war laut einem Bericht des britischen „Guardian“ als Teenager von einem Mitglied des Servitenordens sexuell missbraucht worden und zeigte dies bei kirchlichen Stellen an. In mehreren E-Mails an den Kardinal forderte sie später eine Antwort auf ihre Vorwürfe, die an die Diözese Westminster unter der Leitung von Nichols weitergeleitet worden waren.

Aus dem Sekretariat des Erzbischofs von Westminster wurde sie jedoch aufgefordert, sich an eine andere Stelle in der Kirche zu wenden. Er habe nicht persönlich geantwortet, weil er nicht über eine Beschwerden zur Arbeit der Schutzkommission seiner eigenen Diözese „urteilen“ wollte, gab Nichols nun an.

Auch wenn es im Kampf gegen Missbrauch noch viel zu tun gebe, habe in den vergangenen Jahren „ein radikaler Bewusstseinswandel“ in der Kirche eingesetzt, sagte der Kardinal weiter im Rahmen der Anhörung. So arbeite die Diözese Leeds derzeit an einem Verhaltensleitfaden für Geistliche im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen. Nichols wird demnach am Donnerstag nochmals vor der Kommission aussagen.

religion.ORF.at/KAP

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