Missbrauchsfall im Vatikan beschäftigt deutsche Justiz

Ein rund 15 Jahre zurückliegender Fall sexueller Nötigung im Vatikan beschäftigt derzeit die deutsche Justiz. Ein deutsche Vatikandiplomat wirft einem früheren deutschen Prälaten unter anderem aufgezwungene Zungenküsse vor.

Der Münchner Anwalt des Vatikandiplomaten sagte der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt dazu ermittelte. Zum Verfahrensstand könne er nichts sagen. Die Taten sollen sich im Zeitraum von 2004 bis 2006 ereignet haben, also in der Spätphase des Pontifikats von Johannes Paul II. (verstorben 2.4.2005) und der Anfangszeit seines Nachfolgers Benedikts XVI.. Die Verjährungsfrist für sexuelle Nötigung beträgt nach Aussage des Anwalts 20 Jahre.

Mutmaßlicher Täter laut Anwalt strafversetzt

„Als mein Mandant sich dem Wirkungskreis des Täters entziehen konnte, kam es bald schon zur Anzeige“, sagte der Anwalt. Hochrangige Kirchenfunktionäre hätten den jungen Priester vor weiteren Nachstellungen bewahrt. Der mutmaßliche Täter sei zwar mehrfach strafversetzt worden, es habe aber bis heute keinen kirchlichen Prozess gegeben.

Sein Mandant sei infolge der Übergriffe krankgeschrieben, sagte der Anwalt. Er leide unter der Tatsache, dass manche in ihm einen „Nestbeschmutzer“ sähen. „Auf der anderen Seite ist der Täter nach wie vor unbehelligt geblieben von kirchlichen und weltlichen Verfahren, die schon längst hätten eingeleitet werden müssen“, sagte der Anwalt. Die „Bild“-Zeitung hatte in der vergangenen Woche auch über ein mögliches zweites Opfer des Prälaten berichtet. Der Anwalt sagte, er habe der Staatsanwaltschaft Ingolstadt am Donnerstag mitgeteilt, dass ihm Hinweise zu einem weiteren, nunmehr dritten Opfer vorlägen.

religion.ORF.at/dpa

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