Papst geißelt bei Messe in Thailand Menschenhandel

Papst Franziskus hat während einer Messe vor zehntausenden Gläubigen in Bangkok, den in Thailand weitverbreiteten Menschenhandel verurteilt. Rund 60.000 Menschen waren für die Messe des Papstes in das Nationalstadion von Bangkok geströmt.

Der für seine Bodenständigkeit bekannte Papst sparte in seiner Predigt auch schwierige Themen nicht aus. Er kam dabei nicht nur auf Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel zu sprechen, sondern auch auf „junge Sklaven der Drogenabhängigkeit“ und Migranten, „die ihre Häuser und Familien verloren haben“. Papst Franziskus: „Sie alle sind Teil unserer Familie“, sagte der Papst. „Wir wollen unseren Gemeinschaften ihre Gesichter, ihre Wunden, ihr Lächeln, ihr Leben nicht vorenthalten.“

Menschenhandel weit verbreitet

Menschenhandel mit dem Ziel der sexuellen Ausbeutung ist in Südostasien weit verbreitet, nach UNO-Angaben sind die meisten Opfer junge Mädchen. In Thailand gibt es nach offiziellen Schätzungen mindestens 300.000 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter. Obwohl Prostitution in dem Land verboten ist, werden viele Frauen dazu gezwungen, weil sie bis zu zehn Mal mehr verdienen können als der Mindestlohn.

Der Papst traf am Donnerstag auch mit Thailands König Maha Vajiralongkorn Rama X. zusammen. Franziskus besuchte den 67-jährigen Monarchen in dessen Palast. Von der knapp halbstündigen privaten Begegnung, bei der keine Medienvertreter zugelassen waren, wurde zunächst nicht bekannt.

Hilfe für Flüchtlinge aus Myanmar

In seiner Rede im Regierungspalast in Bangkok dankte der Papst dem südostasiatischen Land auch für seine Aufnahme von Flüchtlingen und rief zugleich zu internationaler Hilfe auf. Das Land sei durch den Zuwachs von Menschen aus den Nachbarländern mit einer Krise konfrontiert gewesen, sagte Franziskus. Die internationale Gemeinschaft müsse „mit Verantwortung und Weitsicht handeln“ und die Ursachen für diesen „tragischen Exodus“ lösen.

Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR leben in Thailand mehr als 93.000 Flüchtlinge in neun Camps entlang der Grenze zu Myanmar. Hauptsächlich handelt es sich um Angehörige der Volksgruppen Karen und Kayah, die vor jahrzehntelangen Konflikten in Myanmar geflohen sind. Laut UNHCR sind 51 Prozent der Flüchtlinge Christen und Christinnen.

Papst Franziskus in Thailand, Bangkok

Reuters/Jorge Silva

Papst Franziskus macht in Thailand Menschrechte und Demokratie zum Thema

Weniger als ein Prozent katholisch

Der Papst beteuerte die Loyalität der katholischen Minderheit, die nach Vatikanangaben weniger als ein Prozent der Bevölkerung umfasst. Rund 95 Prozent der Bevölkerung in dem südostasiatischen Land gehören dem Buddhismus an. Experten für Religionswissenschaft beurteilen den religiösen Dialog in Thailand als schwierig.

Die Katholikengemeinschaft trete mit allen Kräften für die „typischen Eigenschaften der Thai“ ein, Friedensliebe, Freundlichkeit und Mut, sagte der Papst. Hinzu komme der Einsatz für alle, die vom „Joch der Armut, der Gewalt und der Ungerechtigkeit“ befreit werden wollten, so das Kirchenoberhaupt.

Thailands Ministerpräsident Prayut Chan-o-chan lobte seinerseits das Engagement des Papstes bei sozialer Gerechtigkeit, Umweltschutz und Menschlichkeit. Anschließend listete er auf, was seine Regierung in dieser Hinsicht tut. „Damit wir niemanden zurücklassen“, zitierte der General eine beliebte Wendung des Papstes.

Papst traf Oberhaupt buddhistischen Mönche

Papst Franziskus wirbt auf seiner Reise auch um Annäherung zwischen thailändischen Buddhisten und Katholiken. Er wolle „nicht nur den Respekt, sondern auch die Freundschaft“ zwischen den Gemeinschaften wachsen lassen, sagte Franziskus bei seinem Empfang durch das Oberhaupt der buddhistischen Mönche Ariyavongsagatanana IX. am Donnerstagvormittag (Ortszeit).

Eine „Kultur der Begegnung“ sei möglich und schenke der Welt Hoffnung angesichts zunehmender Konflikte, so der Papst. Das Treffen mit dem 92-jährigen Mönchspatriarchen fand im Tempel Wat Ratchabophit im Zentrum Bangkoks statt.

Papst Franziskus in Thailand, Bangkok bei seinem Treffen mit dem Oberhaupt der buddhistischen Mönche Ariyavongsagatanana IX.

APA/AFP/Vatican Media/Handout

Der Papst traf das Oberhaupt der buddhistischen Mönche Ariyavongsagatanana IX.

Franziskus bekundete seinen persönlichen Willen und den der katholischen Kirche nach einem „offenen und respektvollen Dialog“ mit thailändischen Buddhisten. Beiden Traditionen „weitgehend gemeinsam“ seien Kontemplation, Barmherzigkeit und moralische Unterscheidungsgabe. Dies und ein akademischer Austausch könnten die Religionen in „guter Nachbarschaft“ wachsen lassen, so der Papst.

Tausend Menschen warteten vor Spital

Der Papst besuchte auch ein katholisches Krankenhaus und dankte den dort Tätigen für ihren Einsatz. Dabei nannte er das karitative Engagement einen Ausdruck von „missionarischer Jüngerschaft“. Auch müssten Christen in konkreter Nächstenliebe die Treue ihrer Nachfolge und ihrer Institutionen überprüfen, sagte er am Donnerstag vor einigen Hundert Ärzten und Pflegemitarbeiterinnen und -mitarbeitern des St.-Louis-Hospitals.

Das Krankenhaus war 1898 im damaligen Siam gegründet worden und wurde anfangs von der französischen Ordensgemeinschaft der Paulusschwestern von Chartres geführt, die auch heute noch dort aktiv sind. Die Patienten sind hauptsächlich nicht katholisch. Im Rahmen seines Aufenthalts sprach Franziskus auch mit Kranken und Behinderten; er wolle sie „in ihrem Leid zumindest ein klein wenig begleiten“, sagte er. Vor dem Spital hatten den Papst knapp tausend Menschen empfangen. Rund 400 von ihnen kamen aus dem Nachbarland Vietnam, wie ein Moderator vor Ort mitteilte. Insgesamt sind nach Aussage der Organisatoren rund 4.500 Vietnamesinnen und Vietnamesen nach Bangkok zum Papstbesuch angereist.

Besuch in Japan

Papst Franziskus wird nach Thailand auch Japan besuchen. Dort wird er sich in den Städten Nagasaki und Hiroshima gegen den Gebrauch von Atomwaffen aussprechen. Auf beide Städte hatten die Vereinigten Staaten im Zweiten Weltkrieg Atombomben abgeworfen. Zehntausende Menschen starben. In Japan wird der Papst auch Überlebende der Tsunami- und Erdbebenkatastrophe treffen, die 2011 in Fukushima zu einem Super-GAU in einem Atomkraftwerk geführt hatte.

Nach Johannes Paul II. ist Franziskus der zweite Papst, der die beiden asiatischen Länder besucht. Am Dienstag nächster Woche kehrt der 82-Jährige nach Rom zurück.

religion.ORF.at/KAP/APA/dpa

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