Seit wann der Advent vier Sonntage hat

Da das Datum der Geburt Jesu nicht überliefert ist, wurde sein Geburtsfest in der frühen Kirche zu unterschiedlichen Zeitpunkten gefeiert. Wichtige Entscheidungen diesbezüglich wurden beim Straßburger Adventstreit im 11. Jahrhundert getroffen.

Die Kirchen in Rom und in Afrika legten sich wohl schon früh auf den 25. Dezember als Geburtstag von Jesus Christus fest. Ob dabei der römische Sonnenkult eine Rolle spielte, dessen Hauptfest am 25. Dezember begangen wurde, ist umstritten.

Fest steht, dass die Kirchen eine Bußzeit vor die Festtage der Weihnachtszeit setzten. Sie dauerte ursprünglich 40 Tage, wie auch die Fastenzeit vor Ostern. Der Advent begann also um den 11. November, dem Martinstag. Papst Gregor der Große (590-604) beschränkte die Adventzeit dann auf die vier Sonntage vor Weihnachten.

Streit um Anzahl der Adventsonntage

Christen, die die Sache sehr genau nahmen, stritten aber weiter über die Frage, was passiert, wenn der vierte Advent und der Heilige Abend auf einen Tag fallen. Das führte im 11. Jahrhundert zum sogenannten Straßburger Adventstreit: Der damalige Kaiser Konrad II. setzte auf einer Synode im Kloster Limburg am 3. Dezember 1038 durch, dass sich der Advent nicht verlängert, wenn der vierte Advent und der Heilige Abend auf einen Tag zusammenfallen.

Ein Adventkranz, bei dem mit einem Zündholz die erste Kerze angezündet wird.

APA/Herbert Pfarrhofer

Vier Adventsonntage wurden fixiert

In Jahren, in denen der erste Weihnachtstag auf einen Montag fällt, wird der Heilige Abend als vierter Adventsonntag gezählt; mit der Vesper (Abendgebet) beginnt dann das Weihnachtsfest. Die Adventzeit dauert dann nur drei Wochen.

Adventbeginn vorverlegt

Der Kaiser hatte sich zuvor bei einem Besuch in Straßburg über seinen Onkel geärgert: Bischof Wilhelm von Straßburg feierte im Jahr 1038 den 1. Advent bereits am 26. November, eben weil der Heilige Abend auf einen Sonntag fiel. Konrad legte die päpstliche Festlegung auf vier Adventsonntage knapper aus.

Er wollte nicht schon am 26. November in Straßburg den 1. Advent feiern, sondern erst am 3. Dezember in Limburg bei Bad Dürkheim. Dorthin lud er auf die Schnelle alle erreichbaren Bischöfe zu einer Synode ein, die ganz in seinem Sinne entschied.

Fix: Immer vier Wochen vor Weihnachten

Die Adventzeit beginnt immer am vierten Sonntag vor dem ersten Weihnachtstag (25. Dezember). Der Beginn der Festzeit liegt somit immer zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember. Im längsten Fall kann sie also 28 Tage und im kürzesten Fall 22 Tage dauern. Anfangs dauerte die Bußzeit vor Weihnachten sogar 40 Tage - genau wie die Fastenzeit vor Ostern. Heuer beginnt der Advent am 1. Dezember.

Dort, wo die Liturgie im Ambrosianischen Ritus gefeiert wird, wie etwa in Mailand, dauert die Adventzeit noch heute sechs Wochen. Und ebenso in der orthodoxen Kirche. Advent kommt vom lateinischen „adventus“ und bedeutet „Ankunft“. Für Christinnen und Christen ist der Advent die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu auf Erden, die zu Weihnachten gefeiert wird. In den Gottesdiensten werden häufig Texte aus dem Alten Testament verwendet, die die Ankunft des Erlösers prophezeien.

Violettes Gewand eines Bischofs

Rupprecht@kathbild.at

Die liturgische Farbe im Advent ist Violett.

Liturgische Farbe Violett

Für die Kirche gehören zur Vorbereitung auf die Menschwerdung Gottes in Christi Geburt auch die Themen Buße, Vergebung und Besinnung. Äußere Zeichen hierfür sind die violetten Messgewänder, die sonst nur in der Fastenzeit genutzt werden. Die liturgische Farbe des Fastens steht seit dem Mittelalter für Buße und Umkehr. Die Tradition des Fastens im Advent ist aber heute nur noch wenig verbreitet.

Der Kranz aus Nadelbaumästen ist das zentrale Symbol der vorweihnachtlichen Zeit und geht auf den norddeutschen evangelischen Theologen Johann Wichern (1808-1881) zurück. Wichern, der auch als Begründer der evangelischen „Inneren Mission“ und damit der Vorläuferin der heutigen evangelischen Diakonie gilt, stellte den ersten Adventkranz 1839 in Hamburg auf.

Adventkranz zum Zeitverkürzen

Grundidee Wicherns war es, den Kindern die Wartezeit auf Weihnachten zu verkürzen. 1839 stellte er deshalb einen hölzernen, wagengroßen Leuchter mit Kerzen für jeden Tag des Advents auf und schuf damit den ersten Adventkranz. Von Norddeutschland ausgehend setzte sich der Adventkranz nach und nach in der evangelischen Kirche durch und fand allmählich auch seinen Weg in die Wohnzimmer - allerdings wesentlich kleiner und nur noch mit vier Kerzen für die Sonntage bestückt.

In einer katholischen Kirche hing ein Adventkranz zum ersten Mal im Jahr 1925, und zwar in Köln. In Österreich verbreitete sich der Brauch endgültig erst nach 1945. Ähnlich wie im benachbarten Bayern ist in Österreich der Kranz traditionell in den liturgischen Farben - mit drei lila Kerzen und einer rosafarbenen - geschmückt. Die rosa Kerze wird am dritten Adventsonntag entzündet, der auch „Gaudete“ („Freuet euch“) genannt wird.

Einer der ersten Adventkalender mit Türchen

APA/dpa

Adventkalender gibt es seit mehr als 100 Jahren.

Adventkalender seit mehr als 100 Jahren

Neben dem Adventkranz dient auch der Adventkalender - vor allem bei Kindern beliebt - in den Tagen des Dezembers als Hinführung zum Weihnachtsfest. Verschiedene Vorformen des Adventkalenders finden sich bereits im 19. Jahrhundert. 1908 druckte der Münchner Verleger Gerhard Lang den ersten Adventkalender mit Klapptürchen. Ursprünglich war der Kalender als religiöse Hinführung auf Weihnachten gedacht, heute verbergen sich hinter den Türchen Bilder, Sprüche oder Süßigkeiten.

„Anklöpfeln“ und „Frauentragen“

Ein vor allem in Tirol und Salzburg gängiger Brauch ist das „Anklöpfeln“. Im Mittelpunkt steht die Verkündung der Weihnachtsbotschaft. Eine Gruppe meist männlicher Sänger verkleidet sich dafür als Hirten und zieht von Haus zu Haus, um das Weihnachtsevangelium zu verkünden. Zeitlich fällt das „Anklöpfeln“ auf die drei Donnerstage vor Weihnachten. Mittlerweile ist der Brauch von der Österreichischen UNESCO-Kommission in das „Immaterielle Kulturerbe“ aufgenommen worden.

Vor allem in städtischen Bereich weitaus unbekannt, aber in ländlichen Gegenden noch praktiziert ist der Brauch des „Frauentragens“. Dabei wird ein Marienbild oder eine Muttergottesstatue in der Pfarre oder Nachbarschaft herumgereicht. Diese „wandert“ so von Familie zu Familie, die sie für je einen Tag aufnimmt und sie mit einem Rosenkranzgebet und Adventliedern begrüßt bzw. wieder verabschiedet.

religion.ORF.at/KAP

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