Papst in Japan: Schweigen zu Protesten in Hongkong

Papst Franziskus setzt seine Asienreise mit einem dreitägigen Japan-Besuch fort. In Nagasaki und Hiroshima will Franziskus am Sonntag Botschaften gegen Atomwaffen verkünden. Zu den seit Wochen andauernden Protesten in Hongkong äußerte sich der Papst nicht.

Bei einem ersten Treffen mit Bischöfen am Samstag sprach sich der Papst für Dialog mit der nichtchristlichen Bevölkerungsmehrheit und für ein eigenes kulturelles Profil der katholischen Kirche in Japan aus. Der Aufenthalt in Japan steht unter dem Motto „Alles Leben schützen“. Der letzte Papstbesuch fand 1981 durch Johannes Paul II. (1978-2005) statt.

Grußtelegramme aus der Luft an Hongkong und China

Auf dem Flug nach Tokio wünschte Franziskus in einem Telegramm an Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam „Wohl und Frieden“ für alle Bürger. Zu den seit Wochen andauernden Protesten äußerte sich der Heilige Stuhl bislang aber nicht. Seit geraumer Zeit gibt es intensive Bemühungen um eine Annäherung an China, unter anderem mit einem Abkommen im September 2018. Zugleich hält der Vatikan als einer von wenigen Staaten an der diplomatischen Anerkennung Taiwans fest, das von China als abtrünnige Provinz betrachtet wird.

Am Samstagnachmittag (Ortszeit) wurde Franziskus in Tokio vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Taro Aso begrüßt. Anschließend traf er in der Apostolischen Nuntiatur mit der Japanischen Bischofskonferenz zusammen.

Katholische Minderheit und Nuklearwaffen

Themen waren die Minderheitensituation der katholischen Kirche, die nach eigenen Angaben 0,4 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht, und das Engagement gegen Nuklearwaffen.

Besorgt äußerte sich der Papst über den Anstieg von Suiziden in Japan, Mobbing unter Jugendlichen und den Leistungsdruck in der Gesellschaft. Die Bischöfe sollten sich angesichts des Priestermangels stärker auf Familien stützen und die Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen ansprechen.

Würdigung für neue Formen des Katholizismus

Den Dialog mit anderen Glaubensgemeinschaften und die Seelsorge an Ausländern, die etwa die Hälfte der Katholiken in Japan bilden, nannte der Papst auch eine Form der Glaubensverkündigung. Ferner würdigte er die neuen, von Europa unabhängigen Formen des Katholizismus.

Am Sonntag reist Franziskus nach Nagasaki, um für die Opfer des Atombombenabwurfs von 1945 zu beten. Weiter besucht er eine Gedenkstätte für christliche Märtyrer, bevor er seine erste Messe in Japan feiert. Am Nachmittag steht im Gedenkpark für den Atombombenabwurf in Hiroshima ein Friedenstreffen mit Vertretern unterschiedlicher Religionen auf dem Programm.

Am Montag begegnet der Papst in Tokio Kaiser Naruhito und Ministerpräsident Shinzo Abe. Außerdem feiert er eine Messe im Stadion Tokyo Dome. Am Rande will er mit Iwao Hakamada zusammentreffen, der wegen Raubmordes verurteilt 46 Jahre in einer Todeszelle verbrachte, bis er 2014 als unschuldig entlassen wurde.

religion.ORF.at/KAP/APA

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