Bisher 6.000 Missbrauchsfälle an Vatikan gemeldet

Der Vatikan hat seit 2001 insgesamt 6.000 Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker untersucht, die betreffenden Taten reichen bis zu 50 Jahre zurück.

Diese Zahl nannte laut Kathpress der spanische Kirchenrechtler Jordi Bertomeu von der Strafrechtssektion der Römischen Glaubenskongregation des Vatikans, in einem aktuellen Beitrag der spanischen Zeitschrift „Palabra“.

Bertomeu nannte Kindesmissbrauch ein „schreckliches Verbrechen“, bestritt aber, dass es sich um ein spezifisches Problem katholischer Priester handle. Der Großteil sexueller Gewalt finde innerhalb von Familien statt. Auch in anderen Religionsgemeinschaften komme Missbrauch vor.

Vergleich mit anderen Religonsgemeinschaften

So gebe es aus der Unity Church in Australien, einer neuen religiösen Bewegung mit insgesamt 240.000 Gläubigen, Berichte über 2.500 Missbrauchsfälle. Dem gegenüber stünden die 6.000 Fälle unter katholischen Klerikern, bei aktuell weltweit rund 466.000 Diözesan-und Ordenspriestern sowie Diakonen.

Petersplatz

APA/AP/Andrew Medichini

Der Vatikan-Experte sieht keinen Zusammenhang zwischen dem Zölibat und Missbrauchsfällen.

Weiter widersprach Bertomeu der These, die verpflichtende Ehelosigkeit (Zölibat) katholischer Priester sei ein Risikofaktor für sexuelle Übergriffe. Es lasse sich nicht wissenschaftlich erhärten, dass verheiratete Männer kontrollierter mit ihrer Sexualität umgingen.

Kein Zusammenhang mit Homosexualität

Auch einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie wies der Experte zurück. Entsprechende Behauptungen seien oft ideologisch bedingt und stellten eine „Kriminalisierung einer bestimmten sexuellen Identität“ dar, so Bertomeu, der 2018 vom Papst als Sonderermittler im Missbrauchsskandal nach Chile entsandt worden war.

religion.ORF.at/KAP

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